Die Initiative "Kinder für Kinder" präsentierte sich im Rahmen des "Kultur-Cafés" der Öffentlichkeit.
Das "Kultur-Café" des Landkreises Hassberge hatte am Donnerstagabend im Eberner Heimatmuseum "geöffnet." "Kinder für Kinder", eine Initiative, die auf Anregung von Stefan Andritschke entstanden ist, vom Bürgerverein mit seinem Vorsitzenden Ingo Hafenecker unterstützt wird und mit Schützenhilfe von Annemarie Heuler Gestalt angenommen hat, hatte beim Kultur-Café quasi ihre Feuertaufe. Zum ersten Mal führten Kinder Erwachsene durch das Heimatmuseum und innerhalb der Stadtmauer von Ebern.
Sibylle Kneuer vom Kulturbüro des Landkreises Hassberge hieß zum "Abendcafé" die Besucher willkommen. "Für die Kinder ist es heute eine Premiere, weil sie erstmals Erwachsene führen", sagte Kneuer, bevor sie diese in drei Gruppen auf Entdeckungs- und Informationstour schickte.
So entführten die 13-jährige Celina Kaiser und die 14-jährige Sandra Rögner ihre Gruppe in die frühere Land- und Hauswirtschaft und zeigten und erläuterten dort Gebrauchsgegenstände zurückliegender Jahrzehnte. Dabei bezogen die beiden Jugendlichen die Interessenten mit ein, indem sie Fragen nach Wert oder Nutzung alter Gegenstände stellten.
Ebert und Hennemann am Melkstand Besonders kundig zeigte sich stellvertretender Landrat Oskar Ebert, der sich, wie einige andere auch, als profunder Kenner erwies. Schließlich durften sich der stellvertretende Landrat und Bürgermeister Jürgen Hennemann am Schluss der Führung als "Melker" an einem künstlichen Kuheuter versuchen.
Fabian Andritschke und Kilian Marks, beide elf Jahre, welche als Stadtführer unterwegs waren, zeigten sich von ihrer Arbeit begeistert.
"Der Ingo (Hafenecker) hat uns nach einer Führung, die wir mit Kindern gemacht hatten, gesagt, dass eines der Kinder am nächsten Tag mit seinem Opa auf Stadtführung ging, um sein Wissen weiterzugeben. Das hat uns schon gefreut", sagte Fabian Andritschke. "Heute machen wir nur was Kleines, weil nicht so viel Zeit ist", ergänzte Kilian Marks. Beide jedenfalls waren mit "Feuereifer" bei der Sache und wollen die Aktion "Kinder für Kinder" möglichst noch lange begleiten.
Schnuppertage und künftige Stadtführer Nach der Führung im Heimatmuseum ging es für das Kultur-Café in die Gaststätte "Frankenstuben." Hier erläuterte Annemarie Heuler, wie es zu den Kinderführungen in Ebern kam. "Ideengeber und maßgeblichen Anteil daran hat Stefan Andritschke", sagte Heuler. Das war im März 2013.
Sie sei, wie auch Ingo Hafenecker als Vorsitzender des Bürgervereins, zunächst skeptisch gewesen. Die Bedenken waren aber schnell zerstreut, nachdem Andritschke mit den Schulen in Ebern Kontakt aufgenommen und von dort Bereitschaft signalisiert wurde. Infobriefe an Lehrer und Eltern folgten und in einer "Mittagspausenkonferenz" wurde das Projekt den Lehrern vorgestellt, die sofort entsprechende Unterstützung zusagten. Kinder der vierten- bis sechsten Klassen wurden angesprochen und als künftige Museumsführer ausgewählt. "Da waren viele gleich Feuer und Flamme und 45 Kinder gaben Bewerbungsbögen ab", freute sich Annemarie Heuler. Bei "Schnuppertagen" im Heimatmuseum durften die Kinder ihre Wünsche und Interessen an verschiedenen Themen äußern.
So wurden Themenbereiche gebildet: Heimische Tiere, Heimatgeschichte Eberns, Land- und Hauswirtschaft, Kleidung und Mode früherer Zeiten und Deutsche Geschichte.
"Die ersten offiziellen Führungen hielten die Kinder bei der Museumsnacht ab", erläuterte Annemarie Heuler. Derzeit befände man sich noch in der Werbephase. "Das Heimatmuseum ist ein außerschulischer Lernort was auch im Lehrplan vorgesehen ist. Bis Juni soll die Werbephase abgeschlossen sein und wir hoffen, dass dann die Führungen anrollen", schloss Heuler.
Andritschke selbst zeigte sich mit "Kinder für Kinder" zufrieden: "Ich denke, diese Kinder haben in diesem Projekt sehr viel fürs Leben gelernt, ihre Heimat schätzen und lieben gelernt und von einer ganz anderen Seite kennengelernt.
Einige werden sicher unsere zukünftigen Stadtführer." Auch verwies er auf die wechselnden Ausstellungen und rief dazu auf, für die Ausstellung "Eberner Ansichten - Ebern in Bildern durch die Jahrhundertwende" alte Fotos oder Bilder jeglicher Art als Leihgabe an den Bürgerverein zu geben.
Verein als Aktivposten Anerkennende Worte fand auch Bürgermeister Jürgen Hennemann. "Der Bürgerverein ist in Ebern ein Aktivposten und auch von jungen Menschen kann man lernen", sagte er. Er findet das Projekt "Kinder für Kinder" als "richtig gute Sache", die Ebern, den Bürgerverein und das Heimatmuseum weiter bekannt machen werde.
Ingo Hafenecker war es vorbehalten, den BV vorzustellen. Er freute sich, dass dieser durch Aktionen einen Mitgliederaufschwung erlebt hat. "In den letzten drei Jahren sind etwa 100, meist junge Menschen zu uns gekommen", sagte er stolz.
Die Gründung des BV, der auch schon mal den Namen "Beerdigungsverein" hören musste, weil er offensichtlich zeitweise nur bei Kirchenparaden wahrgenommen wurde, geht bereits auf das Jahr 1897 zurück. Der Vorsitzende nannte bewegte Zeiten des Vereins. "1966 kamen zwei junge Männer, Reinhold Limpert und Hugo Einwag mit der Idee ein Heimatmuseum zu schaffen", sagte Hafenecker. Das habe eine Welle der Begeisterung ausgelöst. "Das Ansehen unseres Vereins stieg damit sprunghaft." Immer hätten außergewöhnliche Projekte den "Nerv der Zeit" getroffen. "Wir sind heute ein anerkannter Partner beim Denkmalschutz und Fragen der Ortsverschönerung sowohl für die Stadt als auch für unseren Kreisheimatpfleger", stellte der Vorsitzende fest.
Mit der "Xaver-Mayr-Galerie" habe man ein wichtiges Standbein hinzu gewonnen und mit den jährlichen Sonderausstellungen in Museum und Galerie sowie anderen Veranstaltungen sei der BV ein wichtiger Kulturträger der Stadt Ebern.
DieJugend wurde eingebunden Ein Mitgliederschub kam, als man junge Leute in das Vereinsgeschehen einbinden konnte. "Ein Erfolg war, dass die jungen Leute den Weißbiertreff im Museumshof ins Leben gerufen haben, der seitdem an den vier Donnerstagen vor dem Altstadtfest stattfindet und sofort ein riesiges begeistertes Echo gefunden hat. Und diese Weißbiertreffs haben noch einmal einen kräftigen Mitgliederzuwachs bewirkt, denn die Leute sind aus der unmittelbaren Begeisterung des gerade Erlebten heraus leichter zu einem solchen Schritt bereit als vom Schreibtisch zu Hause aus." Sein Fazit: "Die Leute fühlen sich wohl beim Bürgerverein Ebern."