Ehrung für Einsatz: Feuerwehrleute erzählen
Autor: Katja Müller
LKR Haßberge, Montag, 16. Dezember 2013
Im Mai überschwemmten sintflutartige Regenfälle Keller, Straßen und Plätze im Kreis Haßberge. Dank des Einsatzes vieler Ehrenamtlicher ging das Unglück glimpflich aus. Vier Feuerwehrleute, die jetzt geehrt wurden, erzählen.
Roland Derra aus Breitbrunn kann sich noch gut an das Hochwasser am Pfingstwochenende 19. und 20. Mai erinnern. Der Zweite Kommandant der Feuerwehr Breitbrunn war einer der ersten, die in der völlig überfluteten Paßmühle bei Neubrunn eintrafen.
"Das Wasser stand auf Fensterhöhe. Das war wie ein Wildbach aus den Alpen", erzählt der 52-Jährige. Am Pfingstsonntag wälzten sich dort die Fluten den Hang hinunter. Angesichts der Wassermassen waren die Feuerwehrleute hilflos. "Wir waren zum Zuschauen verbannt und um Schadensbegrenzung bemüht", erklärt der Feuerwehrmann. "Ich muss die Leute ja auch wieder gesund heimbringen", ergänzt der Breitbrunner, der jetzt wie weitere Einsatzkräfte bei einer Feier im Landratsamt in Haßfurt ausgezeichnet wurde (siehe unten).
Einige Anwohner reagierten gereizt auf die vermeintliche Untätigkeit der Feuerwehrleute, verrät Derra. Der Zweite Kommandant kann das ein Stück weit verstehen, wirbt aber um Verständnis. "Hektik bringt in solchen Situationen nichts. Am besten, man behält einen kühlen Kopf", sagt der Breitbrunner.
Bei den Wassermassen fiel das auch erfahrenen Feuerwehrmännern schwer: "So ein Wasser hat bei uns in der Region noch keiner gesehen."
Die Feuerwehr Breitbrunn war mit etwa 20 Leuten im Einsatz. In der Siedlung war außerdem das Regenwasser-Rückhaltebecken übergelaufen und etwa zehn Keller standen unter Wasser. Die Verbindungsstraße zwischen Dörflis und Ebelsbach musste freigeräumt werden.
In Ebelsbach selbst war der Erste Kommandant Christian Glückert mit 35 Mann im Einsatz. Am Pfingstsonntag gegen 16.30 Uhr erreichte ihn die erste Alarmierung. Dann ging es Schlag auf Schlag. "Innerhalb von 20 Minuten wurden wir zu 15 Einsätzen gerufen", erinnert sich der 44-Jährige. 48 Einsätze waren es insgesamt.
"So viele Einsätze hat es in Ebelsbach noch nie gegeben", sagt Glückert. Eine der größten Herausforderungen neben der Einsatzdichte war es für ihn, die Motivation seiner Kameraden hoch zu halten. "Wenn man um drei Uhr früh immer noch in einem überfluteten Keller steht, wird es schon langsam schwierig", sagt er.
In Stettfeld rückte die Feuerwehr an, um den überfluteten Dorfsee in seine Schranken zu weisen. "So ein extremes Wetter hat man nicht oft. Die Anwohner waren aufgebracht, und natürlich wollte jeder, dass ihm sofort geholfen wird", erinnert sich David Amling. Dem Ersten Kommandanten der Feuerwehr Stettfeld ist es wichtig zu erklären, dass er das jetzt verliehene Abzeichen "Fluthilfe 2013" nur stellvertretend für seine Kameraden entgegen nimmt. "Allein richtet man da nichts aus", sagt der 24-Jährige.
Das Wasser wurde in Stettfeld aus dem See in den Hinteren Graben gepumpt und in den ehemaligen Stausee der Oberen Mühle umgeleitet. Die reißenden Wassermassen des Mühlbachs unterspülten allerdings das alte Wehr, worauf die Feuerwehr das Wasser mithilfe von Metallplatten umleiten musste.
Auch in Kirchlauter ging es rund. Kommandant Denis Ducke, der geehrt wurde, stand stundenlang mit acht Kameraden hüfthoch im Wasser, spülte Kanäle und legte Saugleitungen.
Die Ehrung im Landratsamt
Ohne ihre Hilfe wäre der Landkreis Haßberge in diesem Frühjahr im Jahrhunderthochwasser wohl untergegangen: Darum erhielten jetzt in Haßfurt 19 Feuerwehrleute und ein Vertreter des Technischen Hilfswerks (THW) - stellvertretend für ihre Organisationen - das Abzeichen "Fluthilfe 2013".
Günther Geiling, stellvertretender Landrat, sparte bei der Feierstunde im Landratsamt Haßberge nicht an lobenden Worten: "Es beruhigt sicher nicht nur mich, sondern die ganze Kreisbevölkerung, dass wir im Ernstfall auf eine so schlagkräftige Struktur im Zivil- und Katastrophenschutz und so viele engagierte Helfer zurückgreifen können."
Sintflutartige Regenfälle in der Zeit vom 19. Mai bis 5. Juni hatten dazu geführt, dass 70 Feuerwehren zu insgesamt 220 Einsätzen ausrücken mussten. Sie sicherten das Hab und Gut verzweifelter Bürger, stapelten Sandsäcke, pumpten Keller aus, sicherten Straßen und beseitigten Erdrutsche. "Ein unermüdlicher Einsatz, wie Sie ihn gezeigt haben (...), ist nicht selbstverständlich. Und vor allem: Er verdient höchste Anerkennung", sagte Günther Geiling.
Zusammen mit Kreisbrandrat Ralf Dressel und Dietmar Rhein (Landkreismitarbeiter im Sachgebiet für öffentliche Sicherheit und Ordnung) schüttelte er den Helfern die Hände und überreichte die Abzeichen.
Den Hangrutsch an der Paßmühle nannte Geiling "die verheerendste Folge" des Unwetters. "Im Vergleich zu anderen Landstrichen sind wir zum Glück noch glimpflich davon gekommen", ergänzte er. Geiling hofft auf die weitere Unterstützung der Geehrten: "Wir sind auf Ihren Einsatzwillen, Ihren Mut und Ihre Leidenschaft angewiesen!"
Stellvertretend für ihre Kameraden wurden hochrangige Feuerwehrleute geehrt (nicht alle von ihnen sind auf unserem Foto abgebildet - manche ließen sich vertreten). Geehrt wurden:
Kreisbrandinspektor Georg Pfrang (Geusfeld), Harald Göpfert (Untersteinbach), Manfred Wirth (Wustviel), Frank Schilling (Prölsdorf), Thomas Bäuerlein (Oberaurach), Norbert Gülta (Kirchaich), Raimund Schramm (Dankenfeld), Stefan Keller (Tretzendorf), Christian Glückert (Ebelsbach), Alfred Mock (Breitbrunn, vertreten durch Roland Derra), Denis Ducke (Kirchlauter), David Amling (Stettfeld), Tobias Hetterich, Kreisbrandinspektor Peter Pfaff (beide Zeil), Martin Volpert (Haßfurt), Michael Spies (Augsfeld), Jürgen Burger (Prappach), Adrian Ort (Sailershausen), Kreisbrandmeister Dieter Murken (Haßfurt) und Christian Günther (stellvertretend für das Technische Hilfswerk/THW in Haßfurt).