Ehrensache: Die Männer sind dabei
Autor: Gerold Snater
Königsberg in Bayern, Dienstag, 17. Mai 2016
Am Pfingstdienstag wurde in Königsberg Geschichte greifbar. Das militärische Zeremoniell erinnert ans Jahr 1848
In Königsberg findet sich die einzige Bürgerwehr in Deutschland, die seit dem Revolutionsjahr 1848, als sie gegründet wurde, jedes Jahr am Dienstag nach Pfingsten ausmarschiert. Dabei werden die alten Kommandos benutzt und der Aufmarsch vollzieht sich nach dem Reglement von 1848. Die Kommandeure tragen die gleichen Uniformen wie seinerzeit. Vor 168 Jahren war der Zweck des Ausmarsches, die Wehrtüchtigkeit der Bürgerwehrsoldaten zu überprüfen. Heute hat sich der Auszug der Königsberger zu einem Traditionsfest gewandelt.
Böller als Wecker
Ein Königsberger, der etwas auf Tradition hält, wird schon früh am Morgen des Pfingstdienstags unruhig, wenn ihn die Bürgerwehr mit ihren Böllerschüssen vom Schlossberg herab weckt. Denn dann sind es noch eineinhalb Stunden bis zum Höhepunkt der Pfingstfeiertage, in Königsberg ist der Dienstag "Nationalfeiertag". Entgegengefiebert wird diesem Bürgerwehrauszug Wochen voraus.Wenn die Trommler der Bürgerwehr am Dienstagmorgen trommelnd durch die Straßen und Gassen ziehen, dann hält es fast keinen Königsberger mehr zu Hause. Er muss hin zum Marktplatz, wo die Bürgerwehr Aufstellung nimmt zum alljährlichen Auszug in Erinnerung an das Jahr 1848: Denn da herrschte - wie in ganze Deutschland revolutionäre Stimmung, und die Königsberger Stadtbewohner stellten ihre Bürgerwehr auf, um die Herrschaft des Adels abzuschütteln. Freilich: Aktiv werden mussten sie seinerzeit nicht. 1848 war dieses Vorhaben in Königsberg und ganz Deutschland nicht von Erfolg gekrönt, aber beibehalten hat sich Königsberg diese Tradition des Auszuges seiner Bürgerwehr bis auf den heutigen Tag.
Über 100 "Bewaffnete"
So traten am Dienstagmorgen wieder über 100 Männer, "bewaffnet" mit einem blumengeschmückten Gewehr oder Spazierstock in Reih und Glied vor dem Rathaus an, um auf die Bürgerwehrfahne zu warten. Zuvor wurden unter dem Befehl von Leutnant Rainer Stark Gewehrgriffe, Drehungen und Wendungen geübt, um auf keinen Fall Bürgerwehrhauptmann Manfred Barfuß negativ aufzufallen, wenn dieser das Bataillon übernahm und seine Befehle über den Marktplatz erschallen ließ.Faszinierend die nahezu einhellige Antwort der Mannschaft auf das "Guten Morgen, Leute!" des Hauptmanns, die wie ein Donnerschlag über den Marktplatz hallte.
Es geht den Teilnehmern am Bürgerwehrauszug unter die Haut, wenn die Bürgerwehrfahne am Marktplatz eintrifft und sich zum Lied vom Kameraden senkt. Zeuge des historischen Schauspiels waren Gäste aus nach und fern, darunter viel Prominenz. Diese informierte Bürgermeister Claus Bittenbrünn (FWG) in einer kurzen Ansprache über den historischen Hintergrund.
Ehrungen von Stadt und Verband
Die Stadt nutzte das Antreten am Marktplatz, um treue Teilnehmer am Bürgerwehrauszug mit der Bürgerwehrmedaille auszuzeichnen. Claus Bittenbrünn übergab die Ehrung diesmal an Wolfgang Schmitt sowie Markus Willinger für 25-malige und an den ehemaligen Bürgerwehrhauptmann Wolfgang Fischer für 50-malige Teilnahme.Seitens der Bürgerwehr überreichte der Verband Bayerischer Bürger- und Landwehren die Verdienstmedaille in Silber an Tambour Alfred Walk und die Verdienstmedaille in Bronze an Leutnant Frank Holzberg für langjähriges Engagement.
Über den Salzmarkt, im Stechschritt am Bürgermeister vorbei, ging es zu den Klängen der Heimatkapelle aus Michelau durch die Altstadt hinaus zum Festplatz, wo Hauptmann Manfred Barfuß den Parademarsch abnahm. Natürlich gab es danach die obligatorische Manöverkritik Der jüngste Teilnehmer war der 14-jährige Raphael Kupfer, der älteste Ernst Zieg, der trotz seines hohen Alters noch immer ein begeisterter Mitmarschierer ist.