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Eberns Stadtrat entscheidet im Grundsatz


Autor: Eckehard Kiesewetter

Ebern, Mittwoch, 21. März 2018

Vor der Stadtratssitzung am Donnerstagabend hat es um die alternative Bestattungsform in Ebern eine kontroverse Diskussion gegeben.
Das Projekt oberhalb Eyrichshof  (das Foto zeigt das von Hermann von Rotenhan auserkorene Waldstück) könnte laut Bürgerinitiative umgehend umgesetzt werden, falls der Stadtrat grünes Licht gibt.  Wird die Genehmigungsphase 2018 abgeschlossen, ist eine  Eröffnung im Jahr 2019 denkbar.  privat/Rotenhan


Um die letze Ruhestätte ist ein Disput entbrannt, der so gar nicht zum Wörtchen Friedhofsruhe passen will. Die Vorstellungen von einer würdigen Ruhestätte haben sich geändert; viele Menschen schrecken heute davor zurück, sich oder ihre Angehörigen jahre- und jahrzehntelang zur Grabespflege zu verpflichten. So hat die Idee für einen Begräbniswald im Eberner Raum zahlreiche Befürworter gefunden. Solche Begräbniswälder, Friedwäler oder wie sie auch immer heißen, werden in Weitramsdorf, Obertheres und Naila Issigau vorgehalten.

Um den Wortführer Hermann von Rotenhan, der solch eine Beerdigungsstätte auf eigenem Waldgrund einrichten und als Geschäftsmann betreiben will, hat sich gar eine Bürgerinitiative geschart. In einer von ihr initiierten Unterschriftenaktion hatten sich im vergangenen Jahr mehr als 900 Bürger aus Ebern und der Region für die Einrichtung eines Begräbniswaldes ausgesprochen.


Skepsis bei Behörden

In Eberns Bürgermeister Jürgen Hennemann gibt es aber einen einflussreichen Skeptiker, der die Idee eines privatwirtschaftlich geführten Begräbniswaldes aus pragmatischen wie auch rechtlichen Gründenablehnt und sich dabei auf warnende Stimmen aus Gemeindetag und Landratsamt, wie auch aus der eigenen Verwaltung beruft. Das Bestattungswesen sei eine Pflichtaufgabe der Stadt, die zudem kostendeckend sein sollte. Bevor über den Ort und den möglichen Betreiber eines Begräbniswaldes gesprochen werden kann, seien rechtliche Vorgaben einzuhalten und Beschlüsse des Stadtrates zu fassen. Sollte das Gremium die Einrichtung an sich und obendrein einen privaten Betreiber befürworten, so müsse die Angelegenheit in jedem Fall öffentlich ausgeschrieben werden.

Wenn der Stadtrat bei seiner öffentlichen Sitzung am Donnerstagabend also eine "Grundsatzentscheidung über die mögliche Errichtung einer weiteren Begräbnisstätte (Waldfriedhof)" fällt, dann darf er sich einer großen Zahl von Zuhörern gewiss sein. Diese wiederum erwarten eine kontroverse Debatte, hatten sich doch im Vorfeld mehrere Ratsmitglieder durchaus aufgeschlossen für die Idee gezeigt, die von der Bürgerinitiative als "alternative Bestattungsform unserer Zeit und der Zukunft" propagiert wird.


Kompromissbereit reagiert

In einer Pressemitteilung vom Mittwoch begrüßt die "Eberner Bürgerinitiative pro Begräbniswald", dass nun, nachdem die Argumente ausgiebig ausgetauscht seien, die Entscheidung in der Sache ansteht. Die Bürgerinitiative äußert Bedauern darüber, dass dem Eyrichshöfer Baron Rotenhan nicht - wie andernorts üblich - die Möglichkeit eingeräumt wurde, den Stadtrat vorab über sein Projekt zu informieren. Beispielsweise den Betreibern eines Begräbniswaldes in Trappstadt sei diese Gelegenheit eingeräumt worden, heißt es in der Mitteilung. Rotenhan hatte stattdessen öffentliche Veranstaltungen genutzt, um seine Ideen vorzustellen. Bereitschaft zum Umdenken zeigte er, als berechtigte Bedenken von Bürgern kamen. So war er von der Idee abgerückt, das Projekt in Fierst zu planen. Nun richtet sich sein Augenmerk auf ein Waldstück zwischen Eyrichshof und Kurzewind.

Die Auslastung der bislang 15 städtischen Friedhöfe in Ebern werde sich durch einen Begräbniswald kaum ändern, prophezeit sie. Eberner, die eine solche Begräbnisform für sich wählen, orientierten sich ohnedies nach außerhalb. "Ist es ,sozial'", fragt die Initiative, "wenn man sich dafür einsetzt, dass Eberner für diese Beisetzungsform weiter die Stadtgrenze verlassen müssen?" Die Leidtragenden seien dann deren Angehörige, die später für Besuche lange Autofahrten antreten müssten.

Der überwiegende Teil der Interessenten für eine Einrichtung in Ebern jedoch würde nicht aus der Stadt, sondern der Region kommen, schreiben die Befürworter.
Dass die Einrichtungen in der Umgebung augenscheinlich gut laufen, sieht die Bürgerinitiative dadurch belegt, dass es dort immer Erweiterungen gab.


Eine Vertragssache

Mit einem privaten Betreiber könne ein Begräbniswald eine selbstständige Einrichtung werden, die keine Belastung für die Stadt brächte, keine Kosten, dafür Erträge und kaum Verwaltungsaufwand. "Die Aussage, es könnten immense Kosten und rechtliche Risiken für Ebern entstehen, ist unwahr", schreibt die Bürgerinitiative. Die Formalien und Sicherheiten für die Stadt (Grunddienstbarkeiten, Ausfall des Betreibers) vertraglich zu regeln. Auf der Grundlage angemessener rechtlicher Absicherung hätten zahlreiche Kommunen im Lande für sich entschieden, Träger eines Begräbniswaldes zu werden.

Die Bürgerinitiative ruft interessierte Bürger auf, der Sitzung am Donnerstag, 22. März, 18 Uhr, in der Frauengrundhalle (Alte Kaserne) beizuwohnen: "Mit Ihrem Erscheinen zeigen Sie, dass Ihnen das Thema wichtig ist."