Eberns Schreinermeisterschule wird aufgemöbelt
Autor: Ralf Kestel
Ebern, Donnerstag, 29. Januar 2015
In Eberns Schreinermeister-Schule sind versierte Handwerker an Maschinen und Hobelbänken im Einsatz. Auch am Verhandlungstisch war am Mittwochnachmittag geschicktes Taktieren zu beobachten. Bei einer Zweckverbandsversammlung der Träger der Schule, Bezirk, Landkreis und Stadt, ging's ums Geld. Um viel Geld.
Wer zahlt wie viel für die anstehende (General-)Sanierung der einstigen Landwirtschaftsschule, die 2016 angegangen werden soll? Dann ziehen neben den angehenden Schreinermeistern vorübergehend noch andere Handwerker ein.
Wenn im Haßfurter Landratsamt ernsthaft über den Neubau eines Gymnasiums in Ebern nachgedacht wurde, wollten die Architekten aus Grafenrheinfeld, die die Meisterschule im Auftrag des Bezirks unter die Lupe nahmen, nicht zurückstehen: Der Neubau eines Wohnheimes war eine Option im Rahmen einer Generalsanierung. Kostenpunkt: 2,6 Millionen Euro. Ob dieser Summe hat sogar Architekt Herbert Osel einige seiner Ideen schnell verworfen, weitere fielen dem Rotstift zum Opfer.
Osel hatte eine Generalsanierung des Wohnheims favorisiert, die zu einer neuen Raumaufteilung mit Sanitärzellen in jedem der dann 20 Zimmer (anstelle der Gemeinschafts-Duschen und Etagen-Toiletten) geführt hätte.
Mit Blick auf den
Höherer Mietpreis
Anders als sein Geschäftsführer Rainer Klingert ("Diese Kosten sind nicht darstellbar. Das können wir uns nicht leisten.") zeigte Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel Sympathien für eine Generalsanierung des Wohnheimes, weil sich dann ein höherer Mietpreis - 210 Euro statt 170 wie bisher - verlangen lasse.
Weil aber so ein Wohnheim in Ebern und nicht in Würzburg entstehe, wollte Dotzel die Partner vor Ort stärker in die Pflicht nehmen: "Kann man so eine Investition nicht dritteln?", fragte er in Richtung von Landrat Wilhelm Schneider (CSU) und Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD), da der Bezirks ansonsten 72 Prozent des Zweckverbandes trage, der Landkreis 20 und die Stadt sechs Prozent. "Ein Wohnheim ist nicht unbedingt eine Pflichtaufgabe", fand Dotzel wie auch andere Bezirksräte.
Große Kreiskoalition
Da suchten Hennemann und Schneider, die nebeneinander saßen, eilig den Schulterschluss und winkten ab. Nicht nur wegen des Geldes, sondern wegen grundsätzlicher Überlegungen, wie Landrat Schneider einwarf: "Das ist sehr gefährlich, was der Vorsitzende da denkt. Wir sollten den Zweckverbands-Schlüssel belassen." Gemeint: die Änderung der Gewichtsverteilung in einem Zweckverband zur Finanzierung eines bestimmten Vorhabens. Unterstützung fand Schneider bei Bezirksrätin Elisabeth Schneider (CSU) aus Ochsenfurt, die dafür plädierte, der Fairness halber an der Kostenverteilung nicht zu rütteln.
Außerdem meinte Schneider, dass sich der Aufwand leicht reduzieren lasse, wenn nur die zentralen Duschen modernisiert, der Brandschutz verbessert werden und die Zimmer so bleiben wie gehabt. "Dann reden wir beim Gesamtprojekt über eine Million Euro und nicht über 2,6 Millionen und übernehmen unseren Anteil", versicherte der Landrat angesichts der Gesamtmaßnahme mit Verbesserung des Brandschutzes, der Barriere-Freiheit und der Wärmedämmung in Wohnheim, Verwaltungstrakt und Werkstatt.
Auch Bernhard Russ (SPD) warnte vor allzu großen Schritten. "Wir haben in Knetzgau gesehen, wo die Franz-Hofmann-Halle ein bisschen saniert werden sollte, mit der Konsequenz, dass die aus Brandschutzgründen nun komplett geschlossen wurde."
Die Kitzinger Landrätin Tamara Bischof (Freie Wähler) wunderte sich über die Visionen der Architekten: "Wir haben ein Brandschutz-Konzept in Auftrag gegeben und bekommen einen Neubau", verwies sie die Planer Osel und dessen Projektleiter Neumann in die Schranken.
Letztlich einigten sich die Zweckverbandsräte auf die Minimallösung fürs Wohnheim, um den Brandschutz und die Duschen zu verbessern. Und auch Vorsitzender Dotzel schwenkte um, als er spürte, dass sich ein Mehrheit für das Wohnheim formierte. "Das Wohnheim ist ja auch ein Teil des schulischen Erfolgs. Deswegen bin ich auch dafür."
Schulleiter Oliver Dünisch hatte auf Nachfrage erklärt, dass das Wohnheim stets ausgebucht sei. "Zwei Drittel unserer Schüler fragen nach einem Platz nach, ein Drittel bekommt einen."
Aus Umfragen las der Diplom-Holzwirt heraus, dass die Gemeinschaftsdusche auf hohe Akzeptanz stoße, wohingegen eigene Nasszellen wegen des höheren Arbeitsaufwandes durch das Reinigen in Eigenregie eher auf Ablehnung stoße. Dünisch: "Das Wohnheim wurde auch in der jetzigen Form stets als Stärke wegen des sozialen Zusammenhalts genannt."
Barrierefreiheit angestrebt
Zu den Verbesserungen im Wohnheim kommen noch neue Fenster und eine bessere Dachdämmung im Schulgebäude sowie eine behinderten-gerechte Erschließung mit einer Rampe an einem Seiteneingang, Treppenliften und eventuell einem Aufzug hinzu, wenn sich bei der Regierung von Unterfranken eine Förderquote bis zu 48 Prozent erreichen lasse, wofür Stadt, Landkreis und Bezirk gemeinsam kämpfen wollen, da bisher nur Zuschuss-Sätze zwischen 20 und 40 Prozent je nach Maßnahme in Aussicht gestellt wurden.
Dazu Bezirkstagspräsident Dotzel: "Bei den Prozentzahlen scheint mir das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht." Zur behinderten-gerechten Ausstattung der Werkstatt meinte Konrad Steininger, der Präsident des bayerischen Schreiner-Fachverbandes: "Wenn einer im Rollstuhl sitzt, wird er die Meisterprüfung nicht schaffen." Schulleiter Dünisch ergänzte, dass "es bisher eine solche Anfrage nicht gegeben hat", verwies aber auf einen aktuellen Fall, wonach ein Schüler nach Unfall und Reha-Maßnahme wieder im Haus sei und trotz Gehbehinderung ein verpasstes Semester wiederhole.
Süddach für Solar nutzen
Auf Anregung von Bürgermeister Hennemann und Landrat Schneider soll - von der Kreisgesellschaft GUT - untersucht werden, inwieweit das Süddach der Meisterschule für Photovoltaik und/oder Warmwasseraufbereitung geeignet ist. "Das ist doch eine große Fläche, die mir sehr geeignet scheint", vermutete Hennemann, der in unmittelbarer Nachbarschaft selbst Strom aus der Sonnenenergie erzeugt.