Eberns "Holzwürmer" erhalten Wohnheim aus Holz
Autor: Ralf Kestel
Ebern, Dienstag, 26. Juli 2016
In genau einem Jahr wird der bestehende Nebenbau der einstigen Eberner Landwirtschaftsschule und durch einen größeren Neubau ersetzt.
Stundenpläne sind sein Metier, Zeitpläne aber auch. Und so drängte der Leiter der Meisterschule, Oliver Dünisch, in der ihm so eigenen, zurückhaltenden Art auf klare Vorgaben. Die bekam er von seinen "Chefs". Die Mitglieder des Träger-Zweckverband aus Bezirk, Stadt, Landkreis und Schreinerhandwerk legten sich in ihrer jüngsten Sitzung auf Ablauf und Konzept für die Sanierung der Schule samt Neubau des Wohnheimes fest. Seit 2013 wird darüber diskutiert, geplant, verworfen, neu geplant, überlegt, und ...
Bis ein neues Investitionsprogramm des Freistaates kam: das kommunale Investitionsprogramm (KIP). Und aus diesem Zuschusstopf kommen nun 90 Prozent an Förderung für einen Neubau des Wohnheimes.
Beim Antrag waren 1,9 Millionen Euro als Kosten genannt worden.
Die Aufnahme in das KIP-Programm sorgt nicht nur für Tempo, sondern beflügelte auch auch die Vorstellungskraft der Zweckverbandsmitglieder bei ihrer jüngsten Sitzung.
Klar ist, dass das Projekt zügig umgesetzt werden muss. "Bis zum 10. November müssen alle Unterlagen eingereicht sein", sagte Bezirkspräsident Erwin Dotzel. Bezirksbaureferent Ottmar Zipperich hatte auch schon Pläne parat, und einen Hintergedanken.
Sein (erstes) Konzept sah einen Holzneubau mit gleicher Zimmerzahl vor, wobei jedes Appartement künftig eine Nasszelle erhalten soll.
Die reine Holzkonstruktion biete viele Vorteile, neben dem Charme, dass sie für eine Schreiner-Einrichtung umgesetzt werde: kurze Bauzeit durch Fertigteil-Bauwerke, "extrem nachhaltige Bauweise", so Zipperich wörtlich. Klare Strukturen, Erkennbarkeit als Holzbau nach innen wie außen.
Neu: Küche und Aufenthaltsräume
Um dem Wunsch der Nutzer und Schulleitung Rechnung zu tragen, solle auf jeder der zwei Etagen jeweils eine Küche und ein Aufenthaltsraum vorgesehen werden. Wodurch der Flächenbedarf steigt. Eine Erweiterung in Richtung Innenhof lasse sich leicht bewerkstelligen, wenn das Kellergeschoss nicht mehr einbezogen werde und der Neubau nur drauf gesetzt werde."Das ist alles kein Hexenwerk, ich wollte Sie für diese Idee begeistern. Zimmer und Aufenthaltsräume bleiben alle einfach strukturiert, was eine wirtschaftliche Bauweise erlaubt", warb Zipperich für die Pläne.
Damit einher gehe auch der vom Schulleiter gewünschte Zeitplan. Bezirkstagspräsident Dotzel wurde konkret: "Der Abriss beginnt am letzten Schultag 2017 und zum ersten Schultag im August 2018 ist das Wohnheim bezugsfertig." Für die Zwischenzeit bot sich Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) an, für Zimmer in einem Gebäude in der Kaserne zu werben. "Da gab es schon Signale", ergänzte Dr. Dünisch.
Bezirksbaureferent Zipperich bezeichnete den Zuschnitt der neuen Zimmer mit 12,5 Quadratmetern als "nicht sehr groß, es sind aber auch keine Mönchszellen". Und Geschäftsführer Rainer Klingert verwies darauf, dass bei größeren Zimmern auch höheren Mieten fällig wären.
Zwei starke Befürworter
Womit zwei Stichworte geliefert waren.
Landrätin Tamara Bischof (Freie Wähler) und Landrat Thomas Habermann (CSU) hielten fast schon leidenschaftliche Plädoyers, doch größere Zimmer vorzusehen, wenn man schon einen Neubau hinstelle. Habermann: "Das ist eine anerkannt gute Schule, die wettbewerbsfähig bleiben muss. Da spielt bei der Entscheidung auch die Frage eine Rolle, welcher Komfort geboten wird. 12,5 Quadratmeter sind da kein gutes Renommee."Bischof und Habermann rannten damit offene Türen ein. "Da kann ich nur beipflichten", stimmte Erwin Dotzel zu. Beschlossen wurden denn auch Zimmer mit 19 Quadratmetern vorzusehen, wodurch der Gebäude-Korpus länger und breiter wird. Landrat Habermann errechnete hierfür schon Mehrkosten von 300 000 Euro (wofür es keinen zusätzlichen Zuschuss mehr gibt).
Ganz neue Dachform
Vorbei sein wird mit es mit der Dachform.
Der Holzbau erhält ein flach geneigtes Blechdach mit hoher Attika. "Ein nutzbares Dachgeschoss zieht nur weitere Sicherheitsbestimmungen nach sich", gab Zipperich zu bedenken. Er prägte für den Gebäude-Korpus die Bezeichnung von der "Schmuckschatullen-Form".Schulleiter Dünisch sprach dankbar von einer "zeitgemäßen Lösung", schließlich blieben die Schüler für 1,5 Jahre. Er verwies aber auch darauf, dass es "bei der Mietsituation eine Schmerzgrenze gibt". Dünisch: "Jetzt zahlen die Mieter 170 Euro im Monat, aber keine 300 bis 350 Euro." Einen Fürsprecher fand er in Thomas Habermann: "Die Miete muss sich am Marktpreis orientieren.