Eberns Hallenbad bleibt ein Zankapfel
Autor: Eckehard Kiesewetter
Ebern, Samstag, 23. Februar 2013
Die Realschule Ebern muss erweitert, das Hallenbad neu gebaut werden. Das erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Landkreis Haßberge und der Stadt Ebern. Doch da gibt's Probleme. Im Nachklang zur Sitzung des Kreisausschusses am Donnerstag holt Eberns Bürgermeister Robert Herrmann zu einem verbalen Rundumschlag aus.
Das lässt der Bürgermeister nicht auf sich sitzen. Einen Tag nach der Sitzung des Kreisausschusses und dem FT-Bericht über die Beratungen zur Realschule und zum Hallenbad in Ebern feuert Robert Herrmann (CSU) in einer Mitteilung volle Breitseiten in Richtung Haßfurt, Kreistag und Landratsamt.
Anlass sind die beiden kreiseigenen Einrichtungen in Ebern, für die dringend Baubedarf besteht. Die Dr.-Ernst-Schmidt-Realschule muss erweitert, die Schwimmhalle komplett neu gebaut werden, wobei der Kreis als Träger, aber auch die Stadt und deren Schulverbände als Nutznießer gefordert sind. Im Kreisausschuss aber war am Donnerstag deutlich geworden, dass es zwischen der Verwaltung in Ebern und dem Landkreis, vorsichtig formuliert, Abstimmungsprobleme gibt.
Herrmann weist in einer Stellungnahme "jede Unterstellung kategorisch zurück, die Stadt Ebern oder der Stadtrat würden durch unterlassene Beschlussfassungen oder hinhaltendes Mitwirken den Fortgang der Projekte verzögern oder behindern." Dem amtierenden Landrat Siegmund Kerker (CSU; Landrat Rudolf Handwerker befindet sich im Krankenstand) wirft Herrmann zudem vor, "nur über ein lückenhaftes Bild der diskutierten Problematiken zu verfügen."
Keinen Bedarf gesehen
Eberns Bürgermeister verweist auf eine Besprechung im Landratsamt vor exakt einem Jahr. Anlass war seine, Herrmanns, Anregung gewesen, die in absehbarer Zukunft nötigen Mensa- und Betreuungsflächen für die Realschule und die Grundschule in einem gemeinsamen Projekt der Sachaufwandsträger (Schulverband für Grundschule Ebern und Landkreis Haßberge) anzugehen. Vom Kreis sei damals eindeutig festgestellt worden, dass der Landkreis mittelfristig keine Notwendigkeit für neue Betreuungseinrichtungen in der Realschule Ebern sehe.
Superlative im Visier
Der Bürgermeister macht sich in seiner Stellungnahme an die Presse für Bestlösungen stark. So könne "nur ein optimaler Schulbetrieb Richtschnur für weitere Entscheidungen sein", für die Schulen brauche man "bestmögliche Bedingungen". Herrmann kommt zu dem Schluss: "Wir auf unserer örtlichen Ebene haben mehrfach bewiesen, dass wir in diesen Aufgabestellungen vorausschauend entscheiden oder mitwirken."
Siegmund Kerker, mit dem der FT telefonisch sprach, führte die Irritationen über den Raumbedarf vor allem auf die ständigen Veränderungen der Vorgaben aus München zurück, die kaum verlässliche Aussagen über den tatsächlichen Bedarf zuließen.
Kritik nach München
Die Diskussion sei sehr widersprüchlich, und ständig gebe es Änderungen, Raumprogramme würden vermindert. "Eine Zumutung ist das, was die Politik den Kommunen und Kreisen ständig abverlangt," sagte er, "aber das scheint ja weiter weg niemanden mehr zu interessieren", kritisierte er in Richtung München.
Kerker betonte, die in den Köpfen vieler Kreisräte kursierende Idee, die Realschule könne stundenweise leer stehende Räume der Mittelschule nutzen, sei in der Praxis nicht machbar. Bei solchen "Wanderungen" gehe viel zu viel Unterrichtszeit verloren, weiß er aus seiner 22-jährigen Zeit als Bürgermeister von Oberaurach. Kerker zeigte sich erleichtert, dass die Kreisräte am Donnerstag nach einer, wenn auch konträren, Diskussion einem Raumprogramm für 22 Klassen reibungslos zugestimmt hätten. Die weiteren Räume, so auch die Betreuungsflächen, seien dann noch Verhandlungssache, erklärt er.
Vorwurf an die Stadt
Was die Debatte um das Hallenbad anbelangt, weist der Landrat die Aussage, von der Stadt Ebern liege kein Beschluss zum favorisierten Standort für das neue Hallenbad vor, von sich. Diese Äußerung sei von anderer Seite gekommen.
Eberns Bürgermeister jedenfalls reagiert höchst empört darauf: "Wenn man das liest, kann man manche Frustration der Wahlbürger verstehen, die davon sprechen, dass in den Beschlussgremien nicht selten die versammelte Inkompetenz vertreten ist."
Er verwiest auf "zahllose Besprechungen, Sitzungen, Ortsbegehungen und Zusammenkünfte", die sich mit dem Thema Hallenbad befassten. Sehr oft seien Vertreter der Stadt Ebern dabei gewesen, die laut Herrmann auch die Beratungsergebnisse aus den Eberner Beschlussgremien immer wieder einbrachten.
Er erinnert daran, dass zunächst ein Konsens darüber bestanden habe, den Neubau für das Bad am bisherigen Standort zu errichten. "Die hierfür notwendige Grundfläche ist ausreichend, wenn der Bahndamm und die bisherige Hausmeisterwohnung einbezogen werden können", wurde vor 13 Monaten protokolliert. Eberns Stadtrat habe sich per Beschluss vom 26. Januar 2012 dieser Ansicht angeschlossen. Der Beschluss habe damals auch definiert, dass es sich weiterhin um ein öffentlich zugängliches Hallenbad mit Mindeststandard handeln sollte, wozu beispielsweise ein Kleinkindbecken gehöre. Ein Beckenmaß von 25 mal 12,5 Meter sei damals als ausreichend erachtet worden.
Alles abgeklärt?
Der Standort wurde Ende vergangenen Jahres auch in einer Vereinbarung zwischen dem Kreis, der Stadt Ebern und den beteiligten Schulverbänden festgehalten, über die der Stadtrat - aus welchen Gründen auch immer - in nichtöffentlicher Sitzung entschied. Diese Vereinbarung enthält Regelungen für die unter vielen Kreistagsmitgliedern umstrittene Aufteilung der Betriebskosten. Wesentliche Details wurden dabei auf eine "noch abzuschließende Zweckvereinbarung" verwiesen.
Nun haben sich die Bedingungen geändert. Robert Herrmann dazu: "Wenn es im Zuge der intensiveren Befassung mit dem Thema zu Erkenntnissen kam, die eine andere Standortwahl nahe legen, weil es weitere, für die schulischen Raumprogramme wichtige Gesichtspunkte zu berücksichtigen geben sollte, dann wäre der Stadtrat immer zu einer konstruktiven Mitwirkung bereit." Diese Haltung sei dem Landkreis in mehreren Gesprächen mitgeteilt worden.
Scharfe Töne
Der Bürgermeister: "Wenn also nun Mensa- und Betreuungsflächen gemeinsam für Grund- und Realschule zwischen beiden Schulgebäuden angeordnet werden könnten, dann wäre dieser Möglichkeit der Vorrang einzuräumen." Die Entscheidung über den Standort solle, wie mit dem Landkreis abgesprochen, getroffen werden, wenn die Angebote von Planungsbüros vorliegen. Ein Entschluss dazu könnte am 20. März im Kreisbauausschuss fallen.
"Der Stadt Ebern in dieser für die Bürgerinnen und Bürger im östlichen Landkreis so wichtigen Aufgabenstellung unterlassene Mitwirkung vorzuwerfen, ist unzutreffend, abwegig und muss nochmals entschieden zurückgewiesen werden," poltert der Bürgermeister weiter und deutet (im spontanen Zorn, wie er später einräumt) wegen anhaltender "Schaugefechte" einiger Kreistagsmitglieder sogar an, "ob es nicht sinnvoller wäre, Überlegungen anzustellen, sich dem Kreis Bamberg anzuschließen".
In einer späteren E-Mail beteuert Robert Herrmann: "Aus Sicht der Stadt Ebern habe ich keinerlei Interesse daran, Konfrontationen auszutragen. "