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Eberns Grundschüler drehen Zeit zurück


Autor: Johanna Eckert

Ebern, Sonntag, 21. Juni 2015

Wie es in Ebern früher war, das wissen die Kinder der Grundschule nun ganz genau. Sie machten sich auf eine Reise in die Vergangenheit und luden zum Schulfest ein.
Mit wedelnden Ebern-Fähnchen begrüßte die Schulfamilie ihre Gäste zum Schulfest im Pausenhof.


Eines kennt so mancher noch aus der Zeit, als die Poesiealben durch die Schulbank gereicht wurden und sich jeder in Reinschrift darin verewigen durfte: " Vergiss nie deine Heimat, wo deine Wiege stand, man findet in der Fremde kein zweites Heimatland." Sprüche, die durch das Leben tragen und immer wieder an die Wurzeln erinnern.

Heute gibt es wohl kaum noch klassische Poesiealben. Das digitale Zeitalter ist gewaltig auf dem Vormarsch und auch in der Grundschule in Ebern ein Thema. Aber nicht nur das, sondern viel mehr Dinge, die sich von Generation zu Generation in der Heimat Ebern geändert haben, wurden am Freitag vergangener Woche beim Schulfest in den Mittelpunkt gestellt.

"Wie Ebern heute ist und wie Ebern früher war, das werden wir heute alles sehen", versprach Ingrid Mandery, Rektorin der Grundschule Ebern, im Pausenhof der Schule.

Zur Eröffnung präsentierte sich die Bläserklasse unter der Leitung von Christian Baum.

Das Motto des Wandels in der Heimat wählte das Lehrerkollegium für das Schulfest mit Bedacht. Die Lehrpläne haben sich in den letzten Jahren gewandelt, der Lernstoff verdichtet und Platz für Heimatgeschichten sahen manche Eltern da kaum noch. "Unsere Schüler sind jetzt alle Ebern-Experten", bestätigte Ingrid Mandery. Zwar blätterten sie bei ihren Recherchen die Vergangenheit auch in alten Büchern nach, aber mehr noch machten sich die Schüler ganz differenziert auf die Suche nach Dingen, die heute noch verkörpern, wie es früher einmal war.

Die neun Türme

Das Eberner Kegelspiel wäre hier ein treffendes Exempel. Die Kinder der Klasse 2c haben dieses mit ihrer Lehrerin Birgit Finzel ganz genau unter die Lupe genommen. Sie haben die neun Türmer gebastelt, ihre Geschichten gelesen und sich auf einen Rundgang durch die Stadt begeben. So standen sie eines Tages mit Türmer Armin Dominka oben auf dem Grauturm. "Du übernachtest hier oben?", fragte ein Mädchen den Eberner ganz erstaunt, als er ihnen die Kisten mit seinem Feldbett zeigte. "Ab und zu. Im Winter nicht, da ist es hier viel zu kalt", erklärte Dominka: "Es gibt hier oben sehr viele Fledermäuse und Tauben. Der letzte Türmer hat hier mit seinen sechs Kindern gewohnt."

Nur ein Zeiger

Der Eberner Grautum ist einer der höchsten Tortürme in ganz Süddeutschland. Dass an der Uhr nur noch ein Zeiger hängt, ist den Grundschülern aber noch nicht aufgefallen. "Der andere Zeiger war kaputt und fiel ab", so Dominka, "bei der Renovierung wollte man wieder einen hinmachen. Aber dann kam der Denkmalschutz dazwischen und hat es nicht erlaubt." Die Mädchen und Jungen genossen den Blick über die ganze Stadt und in die Hinterhöfe der Häuser in der Altstadt.

Auch Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) war beim Schulfest vor Ort und nahm so manche Anregung der Kinder und Erwachsenen mit. "Viele wünschen sich in Ebern wieder ein Kino", gab ihm Lehrerin Gabriele Baer mit auf den Weg. Die Kinder ihrer Klasse haben sich mit den leer stehenden Läden in der Altstadt beschäftigt. "Unsere Innenstadt stirbt leider aus", stellten die Schüler fest. Gründe dafür haben sie so einige gefunden: fehlende Parkplätze, das Internet oder die Geschäftsansiedlungen draußen auf der grünen Wiese.

Eltern als Zeitzeugen

Zwischen Bratwurst, Tombola und selbstgebackenen Kuchen konnten die Besucher und Kinder des Schulfestes der Eberner Grundschule arabische Münzen in die Hand nehmen, alte Haarscheren austesten und uralte Werkzeuge bewundern. Wie das war, damals mit Gänsefeder und Tinte zu schreiben, ist den Kindern nun auch klar.
Konrektorin Jutta Helbig und ihre Schüler luden die Gäste zu einem mitterlalterlichen Tanz ein, Eltern traten als Zeitzeugen auf. Auch Schulrätin Ulrike Brech war zum Schulfest aus Haßfurt angereist: "Euren Kindern werdet ihr von solchen Tagen wie heute erzählen. So ein Tag ist wichtig für die Schulgemeinschaft", sagte sie zu den Kindern und freute sich über die fröhliche Atmosphäre.