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Eberns FDP setzt auf junge Kandidaten


Autor: Ralf Kestel

Ebern, Dienstag, 19. November 2013

Als erste politische Gruppierung im Eberner Stadtgebiet stellten FDP und Freie Bürger ihre Kandidaten für die Stadtratswahlen im März vor. Und ein Wahlprogramm gibt es auch schon. Ein Bürgermeister-Kandidat tritt aber nicht an. Eine Zusammenarbeit mit anderen Listen wird nicht angestrebt.
Noch kurz vor V ersammlungsbeginn trug Harald Pascher eine 18. Kandidatin auf der Wahlliste von FDP und Freien Bürgern handschriftlich nach, doch während der Versammlung zog sie ihre Bereitschaft zur Kandidatur zurück. Foto: Ralf Kestel


Die Seniorenriege führte Regie, aber die Jugend rückte in den Vordergrund: Als erste politische Gruppierung im Stadtgebiet stellte die Verbindung FDP/Freie Bürger am Montagabend ihre Kandidaten für die Stadtratswahl im März nächsten Jahres vor. Die Wahl ging unter der Leitung von Kurt Sieber, Alfred Neugebauer und Eberhard Ponader problemlos über die Bühne. Ein Bürgermeister-Kandidat tritt nicht an.

Damit erledigte sich eines von zwei Gerüchten, die seit Wochen in der Stadt kursierten. FDP-Stadtrat Harald Pascher, kürzlich zum FDP-Kreisvorsitzenden aufgestiegen, führt zwar die Liste an, findet den Zeitpunkt für einen Aufstieg zum Stadtoberhaupt aber "nach langem Überlegen zu früh, weil meine Kinder noch zu klein sind". Am Posten des Zweiten oder Dritten Bürgermeister hätte er aber durchaus Interesse, schob Pascher (44) nach.



Somit war klar: Die FDP präsentiert neben Jürgen Hennemann (SPD) und Barbara Baumbach (CSU) keinen weiteren Bürgermeisterkandidaten. Einen solchen wollte die EAL schon vor Wochen vorstellen, doch der Kandidat hat nach Informationen unserer Zeitung aus gesundheitlichen Gründen einen Rückzieher vollzogen.

Keine Listenverbindungen

Und Gerücht Nr. 2? Es wird auch keine Zusammenarbeit der FDP/Freie Bürger mit den Freien Wählern oder der EAL geben. Pascher gestand zwar Sondierungsgespräche vor "etlichen Wochen" ein, die aber zu keinem Ergebnis führten.

Es werden auch keine Listenverbindungen eingegangen. So das eindeutige Votum bei der Aufstellungsversammlung in den "Franken stuben". 17 Kandidaten treten somit auf der FDP-Liste an (siehe unten). Kurzzeitig waren es sogar 18 gewesen, doch eine Dame sagte während der Versammlung noch telefonisch ab.

Dennoch waren Pascher und besonders Kurt Sieber, der FDP-Fraktionsvorsitzende im Kreistag, mit dem Ergebnis der Werbebemühungen zufrieden. Pascher: "Ich trete zum vierten Mal bei einer Stadtratswahl an, aber es war noch nie so schwierig, Mitstreiter zu finden. In den letzten drei Wochen war ich fast nur noch damit beschäftigt, Kontakte zu knüpfen." Und das sah so aus: "Über Facebook, Verschicken von Emails, durch Rumtelefonieren, Gespräche am Kindergartentor sowie beim Pizza abholen", sagte Pascher gegenüber unserer Zeitung. "Oft hieß es: Ich habe keine Zeit. Es war echt schwierig, die Leute zu überzeugen."

Die Bemühungen führten zum Erfolg. Fanden zumindest Kreisgeschäftsführer Alfred Neugebauer und Kurt Sieber, da sich viele junge Leute bereit erklärten. Das Durchschnittsalter sinkt von 48 auf 36 Jahre gegenüber der Kommunalwahl 2008.
Einer der Kandidaten wird erst wenige Tage vor dem Urnengang 18 (und damit wählbar). Die Frauenquote habe sich auf 30 Prozent erhöht, und auch die Stadtteile seien stärker als bisher vertreten, freute sich Pascher.

Mutmacher aus Königsberg

Und Kurt Sieber macht ihnen allen Mut: "Auf kommunaler Ebene können Wunder geschehen. Viel hängt vom Bekanntheitsgrad ab und nicht vom Listenplatz." Für Harald Pascher hatte er auch ein Vorbild parat, sich selbst: "Ich war auch erst Dritter Bürgermeister in Königsberg und wurde beim nächsten Mal auf den Chefsessel gewählt." Dritter Bürgermeister von Ebern ist Pascher in der vorletzten Periode schon einmal gewesen.

Zwei Stadtratssitze angepeilt

Als Ziel gab Pascher "zwei Stadtratssitze plus x" aus. Bei der letzten Wahl kam die FDP/Freie-Wähler-Liste auf acht Prozent, sechs Jahre zuvor, 2002 auf 8,4 Prozent. "Das hätte schon damals stets für zwei Sitze gereicht, hätte das neue Wahlverfahren gegolten, das jetzt zur Anwendung kommt."

Und Kurt Sieber verwies noch auf vier Sitze im Kreistag. "Das zeigt, dass wir Liberale ernst genommen werden."
Spontan listete Harald Pascher auch einige Punkte für ein Wahlprogramm auf: Bau einer Mensa für Grund- und Realschule, Erhalt des Freibades, Stärkung der Jugendarbeit in offenen Einrichtungen und den Vereinen, Erhalt des Krankenhauses, Überlassung eines Gebäudes in der Kaserne für Asylbewerber, Bau einer Biogasanlage, Gestaltung des Marktplatzes, Entschärfung des Heubacher Kreuzes, wobei "ich an einen Kreisel selbst nicht mehr glaube". Eberhard Ponader ergänzte den Erhalt von Ausbildungsplätzen, damit "die Jugend nicht abwandern muss".

Thomas Henig (44) aus Brünn will die Position der Stadtteile stärken. "Ich bin Vorstand im Feuerwehrverein und schon jetzt Ansprechpartner für viele Dinge im Dorf und denke, dass ich so einiges auf den Weg bringen kann."
Pascal Höhn (25) aus Brünn will "sich einfach einbringen" und für Frank Wolfert (39) aus Heubach spielt das Thema Energieversorgung auf kommunaler Ebene eine wichtige Rolle, ebenso wie der Problemfall "Heubacher Kreuz".

Patrick Angermann (19) aus Jesserndorf findet es "interessant, das man sich für die Heimat und politisch engagieren kann", während "Benjamin" Maximilian Beringer aus Jesserndorf (17) die "Truppe einfach aufmischen will, damit auch die Jungen in den Stadtrat kommen".


Die Kandidatenliste

1) Harald Pascher (45/Alter am Wahltag), Ebern;
2) Eckart Roeß (46), Ebern;
3) Thomas Hau (48), Unterpreppach;
4) Frank Wolfert (39),Heubach;
5)Thomas Henig (44), Brünn;
6) Liane Haagen (42), Ebern;
7) Luis Schlager (19), Ebern;
8) Uwe Linß (36), Ebern;
9) Tanja Heim (33), Ebern;
10) Sven Streubel (37), Ebern;
11) Johannes Pecht (19), Ebern;
12) Pascal Höhn (25), Ebern;
13) Michaela Mogath (31), Ebern;
14) Patrick Angermann (19), Jesserndorf;
15) Elke Baier (47), Ebern;
16) Maximilian Beringer (18), Ebern;
17) Brigitte Brückner, (65), Ebern.