Druckartikel: Eberns Bauhofleiter wird zum Ruheständler

Eberns Bauhofleiter wird zum Ruheständler


Autor: Ralf Kestel

Ebern, Freitag, 13. Dezember 2013

Eberns Bauhofleiter Werner Grell war beliebt bei Kollegen, Vorgesetzten und Bürgerschaft. Jetzt widmet er sich seinen Hobbys, dem eigenen Hof und seinen Enkeln.
Schreiner Franz Dorsch wies seinen scheidenden Chef in die Handhabe des Rentnerbänklas (mit Kühlfach unten) ein, das die Bauhofmitarbeiter zum Abschied gefertigt hatten.


Jetzt bleibt ihm seine Nachtruhe nicht mehr vergönnt. Jahrzehnte lang ist Werner Grell (61) im Winter stets um 2.45 Uhr aufgestanden, hat aufs Thermometer und zum Fenster hinausgeschaut. Danach ist er oft ausgerückt. Zum Winterdienst. Am gestrigen Freitag hat der Leiter des Bauhofes seinen Ruhestand angetreten. Etwas verfrüht zwar, aber er hat jede Menge Überstunden "auf dem Buckel". "Viele meiner Arbeitsstunden fanden in der Nacht statt", sagte er bei einer Feierstunde in der Rathaushalle.

Aber ans Ausschlafen denkt der Treinfelder trotzdem nicht. "Meinen Job als Wettermelder für den Bayerischen Rundfunk mach' ich weiter", erzählt er im Gespräch. Und so werden auch künftig Temperatur und Wetterlage in Rentweinsdorf im Radio zu hören sein. "Früher ging das übers Telefon, jetzt alles online.

Mir macht das nichts aus, ich steh' immer frühzeitig auf, sonntags wie werktags."

Bammel vor dem Ruhestand hat Grell kein bisschen. "Wir haben einen großen Hof, da gibt es immer etwas zu tun." Und die - bald - vier Enkel halten den Opa auch auf Trab. Hinzu kommt noch der eigene Wald: "Der Holzmacher ist mein Hobby-Beruf." Ansonsten radelt Grell gern und wandert. "Nach Vierzehnheiligen, wenn ich mei Ruh' brauch'."

Solche Tage fielen während der 22 Jahre im Bauhof schon an: Beispielsweise im Winter 2004, als es binnen weniger Stunden vier Rohrbrüche zu reparieren galt. Oder im Winter 2009, als er am Heiligabend um 17 Uhr mit dem Schneeschieben begann und die Einsätze bis zum zweiten Feiertag um Mitternacht anhielten. Und danach wurden zusammen mit den Helfern der Feuerwehr mehrere Dächer von der Schneelast befreit. "Das war schon eine Extremsituation.". "Nicht so schön" ist Werner Grell auch der Unfall mit einem Unimog im Winterdienst 1996 in Erinnerung.

Offener Bauhof

Als Höhepunkte seiner Laufbahn bezeichnete er die Tage der offenen Tür 2005 und 2010, die auf eine "Super-Resonanz" stießen, schwärmt der Multi-Handwerker, der als Landwirt, Maurer, Lkw-Fahrer und Fliesenleger gearbeitet hat, ehe er zum Bauhof kam.

Als einen der "wichtigsten Mitarbeiter" bezeichnet Bürgermeister Robert Herrmann den Bauhofleiter. "Der rechte Arm des Bürgermeisters, wenn es darum ging, schwierige Sachen praktisch umzusetzen."

Der Bauhof sei wie eine Firma, besser: wie ein Mischkonzern mit unterschiedlichen Sparten und einem Maschinenpark, der enorme Werte darstelle, die Grell stets koordiniert und wirtschaftlich eingesetzt habe. "Die Stadt Ebern hat mit Ihnen einen guten Fang gemacht. Ihr Einsatz mit Herzblut wird zwar nie vergoldet werden, aber die Ära Grell wird in guter Erinnerung bleiben." Zudem lobte Herrmann den Korpsgeist, den Grell im Bauhof einkehren ließ.

Auch die Ellenbogen ausgefahren

Das bestätigte auch Personalrat Walter Reuter: "Du hast Dich für Deine Mitarbeiter eingesetzt, dazu auch mal die Ellenbogen ausgefahren."

Das soziale Engagement stellte auch sein Stellvertreter Mario Winkelmann heraus. "Jeder konnte zu Dir auch mit seinen persönlichen Problemen kommen und fand immer ein offenes Ohr." So hatten die Bauhofkollegen dem Chef zum Abschied auch ein Rentnerbänkla mit Raffinesse gezimmert.

Bauamtsleiter Martin Lang stellte Grells Detail- und Ortskenntnisse heraus. Und: "Du kennst die Leute und weißt, wie man sie anpacken muss. Das hat auch mir oft geholfen."

Werner Grell gab das viele Lob an seine Kollegen weiter und versprach: "Wenn ich nach Ebern reinfahre, komme ich bestimmt nicht immer am Bauhof vorbei."