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Eberns Bauausschuss tagt mit Tiefgang


Autor: Eckehard Kiesewetter

Ebern, Donnerstag, 08. Februar 2018

Der Brunnen bei Albersdorf soll bald wieder Trinkwasser für die Stadt Ebern liefern. Der Bauausschuss des Stadtrats gewann tiefgehende Eindrücke.
Im Maschinenhaus des Albersdorfer Brunnens erklärte Wasserwart Heribert Valtin (rechts) den Mitgliedern des Bauausschusses technische Details der Eberner Wasserversorgung.Eckehard Kiesewetter


Ein bisschen wie bei Jules Verne durfte sich der Bauausschuss des Eberner Stadtrats bei seiner Sitzung am Mittwochabend fühlen. Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) und Bauamtsleiter Martin Lang vermittelten dem Gremium einen Hauch von "Reise zum Mittelpunkt der Erde". Schauplatz war der Trinkwasserbrunnen im Stadtteil Albersdorf, der saniert und zu einem von drei Standbeinen der Eberner Wasserversorgung ausgebaut werden soll. Das Gremium ließ sich durch den Videomitschnitt einer Kamerabefahrung bis zu 30 Meter unter die Erde entführen, wo geologisch Sandstein vorherrscht.


30 Meter tief

So tief war der Brunnen für die Trinkwasserversorgung von Albersdorf, Bischwind und Bramberg im Jahr 1957 gebohrt worden. Fast 60 Jahre lang hatte die ergiebige Quelle die drei heutigen Stadtteile von Ebern zuverlässig versorgt, ehe die Dörfer im Oktober 2016 an die kommunale Wasserversorgung über die Brunnen an der Pöppelsmühle und im Bereich Herrenbirke angeschlossen wurden. Seither wurde aus Albersdorf kein Wasser mehr gefördert.

Der Brunnen weist die Besonderheit auf, dass er unter Überdruck steht. Das Wasser steigt also von selbst zur Oberfläche empor. "Artesisch nennt man das", erfuhr das Gremium vom Bauamtsleiter. Der Strömung, auf dem Video deutlich zu erkennen, verdankt der Brunnen sein glasklares Wasser. Beste Bedingungen für "Brunnen.TV".


Bernstein in der Tiefe?

Fasziniert folgte das Gremium dem Abtauchen in das zunächst 300, am unteren Ende 200 Millimeter starke Metallrohr, lernte etwas über Mangan- und Kalkablagerungen, nahm die verrosteten Metallschellen und defekten Rohrstöße zur Kenntnis und fuhr an maroden Schlitzbrückenfiltern vorbei in die Tiefe. Es staunte darüber, dass die Kies-, Kalk- und Rostablagerungen am Grund des Brunnens, die sich auf bis zu 1,40 Meter Höhe angesammelt haben, im Licht der Befahrungskamera wie Edelmetall schimmern. "Das Bernsteinzimmers", scherzte einer der Räte.

Auf jeden Fall, so wurde deutlich, kann auf den Brunnen zur dauerhaften Sicherung der Wasserversorgung der Stadt nicht verzichtet werden. Er liefert pro Sekunde rund sechs Liter Wasser, das ohne weitere Aufarbeitung verwendet werden kann. Die anderen beiden Brunnen würden auf Dauer nicht reichen.


Umfangreiche Sanierung

Ehe der Albersdorfer Brunnen jedoch wieder ans Netz gehen kann, muss er aufwendig saniert bzw. erneuert werden. Das reicht von den Ausbau- und Filterrohren über die Brunnenpumpe und -steuerung bis zu einem neuen Brunnenhaus. Geschätzte Kosten: 300 000 Euro.
Zum Auftakt der Sitzung hatte Wasserwart Heribert Valtin dem Bauausschuss das Maschinenhaus und das Wasserwerk präsentiert, das in jüngster Zeit einige technische Erneuerungen und Renovierungsarbeiten erfahren hat. Abgesehen von den alten gusseisernen Rohrnetzen in Teilen der Kernstadt, in Vorbach und Bischwind sei die Stadt bei der Trinkwasserversorgung insgesamt auf einem guten Stand, bilanzierte der Bürgermeister: "Bei der Abwasseranlage sieht es da nicht so gut aus."