Eberner Abwassersystem muss aufgepäppelt werden
Autor: Ralf Kestel
Ebern, Montag, 03. Februar 2014
34 Millionen Euro hat Ebern seit 1985 ins Abwassersystem investiert. Jetzt folgen die nächsten Kosten, weil die Technik aufgepäppelt werden muss - und das kostet viel Geld.
Der Zweifler war schnell bekehrt. Ob denn ein Kosten-Nutzen-Verhältnis gegeben sei, fragte Thomas Limpert (parteilos) bei der letzten Stadtratssitzung angesichts der hohen Kosten, die für eine "Fernsteuerung" für die Abwasseranlage im Stadtgebiet anfallen? Die Notwendigkeit sah Günter Bittner, Geschäftsführer einer Ansbacher Fachfirma, durch eine Studie belegt. "Sie haben 33 Außenbauwerke und die wurden zum Teil schon 1986 erstellt, entsprechend haben sich Stand der Technik und Bestimmungen geändert."
34 Störungen in einem Jahr
Was den Heubacher Limpert letztlich schnell überzeugte: Bittner blickte in eine "Hitliste der Störungen". Der Spitzenreiter dabei: Das Heubacher Pumpwerk wies in 2013 allein 34 Störungen auf.
Deshalb plädierte Geschäftsführer Bittner nicht für nur einheitliche Verbindungen der Störungsmelder, sondern auch für den kompletten Austausch ganzer Meldeanlagen, wo Sanierungsbedarf bestehe. "Die alten Anlagen haben eben eine höhere Störanfälligkeit und zum Teil gibt es schon gar keine Ersatzteile mehr."
Aufgefallen war dem Ansbacher beispielsweise das Pumpwerk in der Mühlgasse, das "mitten im Weg herumsteht und auch schon einmal ausgebrannt ist". Anhand mehrerer Bilder zeigte Bittner die Änderungen, die sich im Verlauf der Jahrzehnte ergeben haben. "Das neue Becken in Eyrichshof ist auf dem aktuellen Stand, andere Anlagen haben noch alte Telefon eingebaut." Da wunderte sich Christian Poli: "Ein Telefon mit Wählscheibe, das kennen meine Kinder gar nicht mehr?"
Mit einer Nachrüstung werde der Betrieb auf 20 bis 30 Jahre gesichert, versprach Bittner. Nach seiner ehrlichen Meinung befragt, fiel die Einschätzung des Experten so aus: "Das ist eine der schlechteren Anlagen, es besteht Handlungsbedarf."
Den Aufwand schätzte Bittner auf bis zu 1,5 Millionen Euro. "Sie haben mit der Kläranlage 34 Millionen Euro an Werten geschaffen und ein Leitungsnetz von über 120 Kilometer verlegt. Diese Werte möchten Sie sicher doch auch erhalten?"
Ob es das Gesamtpaket braucht, fragte sich EAL-Sprecher Oliver Kröner, der dazu gerne auch noch ein anderes Büro gehört hätte.
Dazu antwortete Bauamtsleiter Martin Lang, dass "das eine sehr komplexe Materie ist". Die Ansbacher Firma betreue bereits das Wasserwerk und es wäre fürs Bauamt von Vorteil, wenn man nun auch bei der Klärtechnik einen Ansprechpartner habe. "Für die Verwaltung ist das der direkte Weg."
Pfarrweisach und Rentweinsdorf
Deshalb wäre es auch günstig, wenn sich die beiden anderen beteiligen Gemeinden, Pfarrweisach und Rentweinsdorf, anschließen würden. "Die jeweiligen Gemeinderäte entscheiden aber als Souverän selbst darüber, wir von der Verwaltung empfehlen aber klar, dass es vorteilhaft ist, mit einem System zu arbeiten."
"Sind wir so ein Sonderfall?", staunte Irene Jungnickl angesichts der hohen Kosten. "Die haben uns auch erschreckt", gestand Bürgermeister Robert Herrmann (CSU) ein. Wie Jürgen Hennemann (SPD) sah er zwei Wege zur Refinanzierung: Über Gebühren oder Verbesserungsbeiträge, wobei Hennemann die Streckung über mehrere Jahre angeregt hatte, was laut Günter Bittner aus technischer Sicht gar nicht anders möglich sei.
Bürgermeister Herrmann: "Wir haben halt ein großes Stadtgebiet, dadurch viele Betriebspunkte und somit je Einwohner einen höheren Aufwand. Das ist es ja, was ich bei jeder Bürgerversammlung predigte, dass wir aufgrund unserer besonderen Situation unterfinanziert sind."