Druckartikel: Ebern im Blickfeld des Naturschutzes

Ebern im Blickfeld des Naturschutzes


Autor: Eckehard Kiesewetter

Ebern, Samstag, 07. Juni 2014

Als Schauplatz des "Geo-Tags der Artenvielfalt" rückt der einstige Standortübungsplatz in Ebern ins Visier von Umwelt-Aktivisten aus der gesamten Bundesrepublik. Eine große Inventarisierung soll den Artenreichtum dokumentieren. Für die Bevölkerung wird viel geboten.
Das einstige Bundeswehrareal beherbergt Arten, die anderswo längst ausgestorben sind. Beim Geo-Tag der Artenvielfalt wollen Fachleute herausfinden, wie viele Arten es tatsächlich sind. Foto: Eckehard Kiesewetter


Der Stadt Ebern steht ein besonderes Ereignis bevor. Naturschützer und Umweltgruppierungen aus ganz Deutschland blicken ab Freitag, 13.Juni, in die Haßberge.

"Jede Art zählt: Wie Vielfalt die Natur stabil hält" lautet das Thema des 16. Geo-Tags der Artenvielfalt, der am Samstag, 14. Juni, in Kooperation mit dem Institut für Biodiversitätsinformation und dem Bund Naturschutz in Bayern (BN) stattfindet.

80 Experten vor Ort

Rund 80 Experten werden sich dabei einer Pressemitteilung des BN zufolge der Frage widmen, was ein hoher Artenreichtum für die Lebensräume bedeutet. Mit diesem Fokus werden die Zoologen und Botaniker auf dem ehemaligen Standortübungsplatz eine 24-Stunden dauernde "Naturinventur" durchführen: Die dort lebende Vielfalt der Tiere und Pflanzen soll erfasst werden.

Erste Ergebnisse dieser Arteninventur sollen der Ankündigung zufolge

noch am gleichen Abend der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Mit diesem Projekt wollen die Organisatoren die Bedeutung der Biodiversität hervorheben und gleichzeitig Menschen für die Natur vor ihrer Haustür begeistern.

Ein Institut in Ebern gründen

Dass der Aktionstag gerade hier über die Bühne geht, kann sich vor allem Klaus Mandery an die Brust heften. Der einstige Lehrer am Gymnasium (Biologie und Chemie) und Vorreiter des BN im Landkreis Haßberge, versucht seit einigen Jahren, am Standort Ebern ein Institut für Biodiversität zu etablieren. "Die Hauptveranstaltung zum Geo-Tag der Artenvielfalt wird", wie er mitteilt, " normalerweise in einem größeren, naturschutzfachlich bedeutenden und vom Umfeld her interessanten Gebiet durchgeführt".

Mandery nennt die Nationalparks Bayerischer Wald und Hohe Tauern, das Wattenmeer oder das "Grüne Band". Ebern sei in diese Phalanx aus einer langen Reihe von Gründen aufgestiegen. Der Wichtigste ist natürlich der einstige Standortübungsplatz, in dem Mandery und Helfer in den vergangenen Jahren annähernd 6000 Arten nachgewiesen haben, darunter etliche hundert, die unter Artenschutz stehen. Die Palette reicht von der mittlerweile fast schon zum "Wappentier" des Eberner FFH-Geländes gewordenen Gelbbauchunke bis zu einer Art, die seit 50 Jahren als ausgerottet galt, ehe sie jetzt in Ebern wieder nachgewiesen werden konnte: eine winzig kleine Wanzenart mit einem gigantisch langen Namen - den sie bestimmten Körpereigenschaften und ihrem Wirt, der Essigrose verdankt. Die Essigrosen-Dickfühlerweichwanze gibt es nur in Ebern

Die ganze Nacht im Einsatz

In der "Frauengrundhalle" in der Alten Kaserne in Ebern findet am Freitag, 13. Juni, ab 19 Uhr eine große Auftaktveranstaltung statt. Dabei ist eine Reihe von Fachvorträgen geplant, die sich mit allgemeinen Fragen des Naturschutzes, aber auch speziellen Themen mit Lokalkolorit befassen. So wird beispielsweise der ehemalige Eberner Bataillonskommandeur Ekke Demandt, heute Altenstadt-Lindheim, über seine Zeit in Ebern sprechen. Er zeigt Malkunst und seine Schmetterlings- und Federbildergalerie.

Ab 21 Uhr stehen nachtaktive Insekten und Fledermäuse im Blickpunkt einer Nachtkartierung. Als öffentliches Angebot sind ab 22 Uhr nächtliche Exkursionen durch den 270 Hektar großen ehemaligen Übungsplatz geplant. Hans-Peter Schreier stellt das Leben der Nachtfalter vor und Klaus Mandery bringt den interessierten Gästen die nachtaktiven Kleinsäuger näher.

Viel Zeit zum Schlafen bleibt den Naturfreunden nicht, denn am Samstag, 14. Juni, beginnt bereits um 4 Uhr die Vogelkartierung. Schließlich will auch der berühmte "frühe Vogel" bei der Inventarisierung wahrgenommen sein!

Um 9 Uhr dann starten weitere Experten mit "Spezialaufträgen" ins Gelände zur Kartierung der verschiedenen Untersuchungsräume.

Sie werden ab 15 Uhr zurück erwartet zum Bestimmen und Auswerten der Ergebnisse, von denen die ersten dem Fachpublikum bereits bei der Abschlussveranstaltung um 18 Uhr präsentiert werden sollen.

Vielerlei Attraktionen

Am Samstag, 14. Juni, um 10 Uhr beginnt der eigentliche "Geo-Tag der Artenvielfalt", der den Besuchern Ausstellungen, Führungen und Exkursionen durch den ehemaligen Standortübungsplatz und Sehenswertes in Ebern bescheren wird. Die Interessenten lernen seltene Arten kennen, die in Ebern beheimatet sind. Junge Gäste können beispielsweise ein Theaterstück des Waldkindergartens bestaunen, basteln, sich an einer Naturrallye beteiligen oder auf Insektensafari gehen. Auch bei den Angeboten an diesem Tag ist die "Arten-Vielfalt" beachtlich.