Ebern: Herrmann will mehr junges Leben in die Altstadt bringen
Autor: Ralf Kestel
Ebern, Donnerstag, 28. November 2013
Eberns Stadtoberhaupt Robert Herrmann kündigt eine neue Initiative an, um leer stehende Anwesen wieder mit Leben zu füllen. In der Kaserne dagegen hat sich viel getan, es stehen nur noch drei Gebäude zum Verkauf.
Irgendwie klang es schon es nach einer persönlichen Bilanz: "Es war 18 Jahre lang eine interessante Aufgabe, die aber nicht immer Spaß gemacht hat." Und zum Ende seiner Amtszeit gestand Bürgermeister Robert Herrmann (CSU) bei der Bürgerversammlung am Mittwochabend vor rund 100 Zuhörern in der Rathaushalle noch ein paar "offene Baustellen" ein. Dazu zählen die Gassen im Mühlenviertel, für deren Sanierung auch in den nächsten zwei Jahren das Geld fehle. "Wenn mehr Geld zur Verfügung steht, legen wir los. Die Pläne liegen fertig in der Schublade." Zumindest die Parkplatznot sei dort behoben worden.
Auch der "Leerstand in der Altstadt ist nicht wegzudiskutieren", bekannte Herrmann, kündigte dazu eine Sofortmaßnahme an.
"Wir überlegen, wie wir planerisch und finanziell Hilfestellungen geben können?"
Als Versuchsobjekt dient dazu ein Haus am Marktplatz, das seit Jahrzehnten verwaist ist: das Haus von "Peter 50", unmittelbar neben dem Heimatmuseum. "Wir haben mit den Eigentümern bereits Vorgespräche geführt. Die Stadt geht in Vorleistung, um das Haus wieder in Wert zu setzen, und um an Zuschüsse zu kommen."
Der künftige Stadtrat müsse dann überlegen, ob weitere Nachbesserungen bei so einem Förderprogramm möglich seien.
Es wartet noch mehr Arbeit auf die künftigen Ratsmitglieder. Nachbesserungen bei der verkehrsberuhigten Innenstadtzone beispielsweise. Die Altstadt sei jetzt jedenfalls gut an den ruhenden und fließenden Verkehr angebunden. "Man soll reinfahren können, um etwas zu erledigen, aber wir wollen keinen Durchgangsverkehr." Den Start findet das Stadtoberhaupt zwar gelungen - "ich bin selbst überrascht, dass das so reibungslos und ohne Karambolage angelaufen ist" - , dennoch gebe es noch Möglichkeiten nach zu justieren. "Wir wollen erst noch Erfahrungen sammeln und bei Bedarf korrigieren."
Wer überwacht den Verkehr?
Einen Ansatz sprach dabei Fabian Weber an: Die bessere Überwachung der Vorschriften. "Wir wollen das nicht zu heftig angehen und versuchen es auf die softe Tour", stellte der Bürgermeister einen städtischen Überwachungsdienst in Frage und schob eigene Erfahrungen nach: "Ich finanziere die Parküberwacher in Haßfurt bei meinen Besuchen in der Kreisstadt kräftig mit."
Bei den bisherigen Überlegungen habe es keine Mehrheit für einen städtischen Überwachungsdienst gegeben. "Der Stadtrat scheut sich und will keinem weh tun. Ich hoffe, dass sich das auf Dauer noch einspielt. Deswegen sollte man diese Thema mit Maß und Ziel angehen. Es ist aber klar, dass Anordnungen nichts nützen, wenn sie nicht überwacht werden."
Kritik an Junger Liste
Wer da Kritik des Chefs am Stadtrat heraushörte, staunte wenig später noch mehr: In Richtung Junge Liste zielte eine Bemerkung in Sachen Heubacher Kreuzung, die dieses Thema als Eilantrag der Stadtratssitzung setzen ließ. Dabei ging es um ein Schreiben aus dem Bundesverkehrsministerium, wonach der B 279 wegen des Fernverkehrs eine hohe Bedeutung in Sachen Netzfunktion und Leistungsfähigkeit zukomme, weswegen kein Kreisel existiere. Deshalb plädierte der Bürgermeister für eine Politik der kleinen Schritte: "Eine Fußgängerunterführung brächte schon Vorteile."
Noch ein neuer Markt
Und er schob nach: "Wir können von Ebern aus die Bundespolitik nicht bestimmen. Das, was verbesserungsfähig ist, wird angegangen. Aber gegen die Fachbehörden können wir uns nicht durchsetzen. Da sitzen wir am kürzeren Hebel. Und ich frage mich, warum das alles an die Öffentlichkeit gezerrt werden muss, ohne dass die gewählten Gremien dazu Stellung bezogen haben? Wir fragen uns in der Verwaltung schon manchmal, warum wir Unterlagen überhaupt noch rausgeben?"
So dürfte es dem Bürgermeister auch nicht gefallen haben, was unser Onlineportal bereits am Mittwochnachmittag meldete und er am Abend bestätigte: Auf dem einstigen Bahnhofsareal siedelt sich ein Drogeriemarkt an. Und noch mehr: In einem zweiten Bau gegenüber dem Freizeitcenter Dietz soll noch ein weiterer Discounter einziehen.
Konversion als Erfolgsmodell
Als Erfolg verbuchte Bürgermeister Herrmann die Veränderungen in der einstigen Kaserne. "In vielen anderen Kommunen ist da noch gar nichts passiert."
Nicht so in Ebern: Nur noch drei Gebäude stehen zum Verkauf: Ein Kompaniegebäude der Panzeraufklärer im obersten Südost-Bereich, das Offizier- und Feldwebelheim sowie die einstige StoV-Bezirksstelle hinter der Wache. "Wir haben viel akquiriert, auch wenn noch nicht alles perfekt ist. Aber es tut sich etwas in dem Areal und bei 30 verschiedenen Firmen und über 100 Arbeitsplätzen entwickelt sich eine eigene Dynamik." Hinzu kämen noch 140 Hektar Wald und ein ruhiges Erholungsgebiet.
Enormen "Abstimmungsbedarf" erfordere der Hallenbad-Neubau, der der Stadt sowohl beim Bau wie auch später beim Unterhalt viel Geld kosten werde. "Neben den Kosten für die öffentliche Nutzung und unsere Schulen zahlen wir über die Kreisumlage ja auch noch einmal 200.000 Euro mit und kommen so auf einen Batzen von zwei Millionen Euro."
Bei den Betriebskosten übernehme die Stadt durch das Berechnungsmodell über die Stunden-Nutzung 70 Prozent. "Das wird mit 110.000 bis 120.000 Euro im Jahr ein enormer Faktor."
Eine ganz neue Situation erkannte der Bürgermeister durch den Abbau des Bahndammes. Ein durchgehender Gehweg von der Georg-Nadler-Straße bis zum Wohnmobilstellplatz dienen den Fußgängern ebenso wie die Verbindung von der Bruno-Werkssiedlung zur Innenstadt. Ob es mit der Zufahrt zum Parkplatz bis zum Weihnachtsmarkt klappe, sei noch unklar, die Feinasphaltschicht werde in dieser Woche aber noch aufgebracht.