Ebelsbach wurde zu einem Zentrum der Kunst
Autor: Günther Geiling
Ebelsbach, Dienstag, 22. Sept. 2015
Zu einem beeindruckenden Ereignis wurde der "Tag der offenen Tür", den die Kulturgemeinde Ebelsbach-Eltmann in Zusammenarbeit mit der Kunstschule "Ars Vivendi" veranstaltete. Zwölf Künstler boten eine interessante Auswahl von Bildern und Skulpturen zum Thema "Stille". Die vielen kunstinteressierten Besucher genossen die Stunden in einem tollen Ambiente, in dem zum Beispiel auch schwebende Figuren die Stille im Himmel darstellten.
Das Kunsthaus in Ebelsbach wurde zu einer Plattform künstlerischen Schaffens von der Bildhauerei über Fotografie, Radierungen, Acryl- und Ölmalerei bis hin zu musikalischen Beiträgen. Dritter Bürgermeister Andreas Hoch freute sich über ein solches Event in Ebelsbach. Gabriele Schöpplein sei es gelungen, so viele Künstler hierher zu holen, lobte er. Für viele bedeute Stille ja Zeit zum Nachdenken und zum Malen. Hoch wünschte sich, dass die Besucher in aller Ruhe die Werke anschauen, sich damit befassen und ihre Botschaften aufnehmen können.
Unbequeme Entscheidungen
Organisatorin Gabriele Schöpplein war sichtlich überrascht und froh, dass die Veranstaltung auf ein solches Echo stieß. Ihr Kunsthaus und die Kunstscheune boten den passenden Rahmen für die Künstlerpersönlichkeiten.
Sie stellte die "Unbequemen" vor und beschrieb, für das künstlerische Schaffen würden "eine professionelle Herangehensweise und absolutes Organisationstalent heute von einer Frau verlangt", wenn sie in der Gesellschaft bestehen wolle. Manche Entscheidungen seien da unbequem, und in diesem Sinne verstünden sich einige der Teilnehmer als "unbequeme Künstlergruppe", da sie eben nicht nur schöne - oberflächlich schöne - plakative Kunst schaffen: "Die Künstlerinnen sehen sich als moderne Frauen, die ihre Gefühlswelten durch ihre Kunst ausdrücken. Sie scheuen sich nicht, auch an ihre Abgründe zu stoßen und dies über ihre Bilder zu vermitteln.
Die Auseinandersetzung mit der seelischen Befindlichkeit, die in ihren Bildern zum Ausdruck kommt, ist bewusst gewollt, wobei der Betrachter durchaus auf den Begriff unbequem stoßen kann oder soll." (Schöpplein). Die "Un-Bequemen" Lydia Vorndran, Susanne Söder und Gabriele Schöpplein stellten ihre Werke aus, daneben gab es Bilder von Monika Lang, Christine Welsch, Monika Huther, Felice Casper, Gerda Birken und Skulpturen der Bildhauer Florian Tully, Hedwig Dojan und Rudolf Schneidmadel zu sehen.
Ein junges Talent
Jüngste Ausstellerin war die zwölfjährige Maxima Schmeykal aus Unterschleichach mit ihrem "Baum" und ihrer "Unterwasserwelt". Ein bisschen Aufregung beherrschte sie an diesem Tag; zu ihren Bildern meinte sie: "Am glücklichsten bin ich, wenn ich male". Mutter Claudia beschrieb: "Maxima war in dieser Hinsicht schon im Kindergarten auffällig, hat dann einen Malkurs
spendiert bekommen und einen bei der VHS absolviert. Die Leiterin hat damals schon auf ein gewisses Talent hingewiesen."So kam die Familie auf die Kunstschule in Ebelsbach, die Maxima inzwischen regelmäßig besucht. Auch zuhause ist bei ihr das Malen allgegenwärtig: "Meine Wände habe ich angemalt und mit großen Zeichnungen versehen. Darunter sind auch Tiere, die ich besonders gerne male." Dennoch ist das Malen nicht ihr einziges Hobby, denn sie fährt auch gerne Fahrrad. Ihre Dozentin Gabriele Schöpplein war sichtbar stolz auf ihre Schülerin.
In jedem Winkel zeigt sich die "Stille"
Das Thema "Stille" begegnete ansonsten auf Schritt und Tritt.
Sie festigte sich auch in der Abwesenheit von störenden Geräuschen, die einige Werke widerspiegelten: "Den Alltag vergessen, und ein Objekt nach eigenen Wünschen formen", so arbeitet Bildhauer Florian Tully aus Gerolzhofen, wenn der sich dem gelbbraun-gemaserten "Brünner Sandstein" widmet, aber auch Kalkstein, Alabaster, Marmor oder Trachyt. Tully geht selbst in den Steinbruch, um seinen Stein herauszusuchen, erklärte er. Von ihren Erfahrungen sprach Susanne Söder, die sich dem Publikum gerne stellt, denn: "Die Menschen wollen gerne eine Erklärung haben, was sich der Künstler dabei gedacht hat, auch was die Technik und das Material angeht."Christine Welsch aus Haßfurt meinte, dass Ausstellungen gut seien: "Es ist nämlich auch für Kunstschaffende sehr wichtig, dass man seine Arbeiten einem Publikum zeigen kann und sie auch anderen Menschen näherbringt."
Die Kulturbeauftragte im Landratsamt Haßberge, Renate Ortloff, zollte Gabriele Schöpplein Anerkennung, weil sie auch anderen Künstlern eine Bühne biete. "Gabriele Schöpplein zeigt sich als eine vielschichtig begabte Person, die einerseits so viele Künstlerinnen und Künstler zu einer Ausstellung vereint und andererseits auch selbst mit ihren Arbeiten von Stein über Textilarbeit bis hin zur Fotografie Einblicke in ihr breites Wirkungsfeld gibt."
Viele Besucher hielten sich bis in die Nacht in den Ausstellungsräumen und in der Kunstscheune auf. Die war zum Thema Stille dekoriert. Dazu erhellten Fackeln den malerischen Innenhof des Kunsthauses.
Die Vollblutmusiker Felicia Peters und Marcus Klinger sorgten als "Duo Choco-Latte" für angenehme Unterhaltung. Des großen Anklangs wegen ist die Ausstellung noch am Sonntag, 27. September, von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Dann beginnt das Herbsttrimester für die Kunstschule.