Dorothee Bär im Internetministerium - Fachkompetenz als Digital Native?
Autor: Benedikt Borst
Ebelsbach, Freitag, 20. Dezember 2013
Online wird über das neue Internetministerium in Berlin viel diskutiert. Die Staatssekretärin Dorothee Bär kommt besser weg als Minister Alexander Dobrindt.
Erstmals seit 2009 ist mit der Ebelsbacherin Dorothee Bär (CSU) wieder eine Unterfränkin Teil der Bundesregierung. Bär wurde am Dienstag zur Parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesverkehrs- und Internetministerium ernannt. Bislang ist allerdings immer noch nicht spruchreif, für welche Aufgabenbereiche Bär künftig zuständig sein wird.
Die 35-Jährige hält sich mit Äußerungen bislang zurück. In einem Zeitungsinterview bejahte sie lediglich, in beiden Ressorts zu arbeiten. Aus Bärs Abgeordneten-Büro in Berlin heißt es, dass sich Minister Alexander Dobrindt (CSU) selbst zu den Zuständigkeiten äußern will. Ein Zeitpunkt sei noch nicht festgelegt. Neben Bär stehen noch zwei Parlamentarische und zwei beamtete Staatssekretäre an der Spitze des Ministeriums.
Dobrindt in der Kritik
Derweil streitet die mediale und die Internetöffentlichkeit über die Besetzung des Verkehrs- und Internetministeriums. Dobrindt wird vor allem von der Netzgemeinde mit Häme überzogen, aber auch Zeitungen sparen nicht mit kritischen Kommentaren. "Ausgerechnet Dobrindt" ätzt beispielsweise Oliver Georgi, Redakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, in einem Online-Kommentar. Hintergrund ist, dass Dobrindt in der Vergangenheit netzpolitisch kaum in Erscheinung getreten ist. Die Kritiker werfen ihm mangelnde Sachkenntnis vor. Der Netz-Minister habe kein eigenes Twitter-Konto und ein nur spärlich genutztes Facebook-Profil.
Auf der Kurznachrichtenplattform Twitter spotten Nutzer unter den Suchbegriffen GroKo (Kurzwort für Große Koalition) und Internet über Dobrindt. "Mit Dobrindt Deutschland aus dem Stadium eines Internet-Entwicklungslandes herausführen? Darf mit Recht bezweifelt werden", urteilt der Nutzer Juan Bueno@AnhaengerCDU. Für den CSU-Politiker "ist das Internet Neuland", schreibt etwa Martin Püschel@ greenmortimer. Dass Dobrindt für das Ressort zuständig sei, verhöhne die Internetgemeinde, meint Jan Lebherz@meinungXmacher. Dorothee Bär wird auf Twitter von dem Spott ziemlich ausgenommen, der ihren Chef trifft. Auf ihrer Facebook-Profilseite überwiegen Glückwünsche zu ihrer Ernennung, kritische Stimmen sind die Ausnahme. Dorothee Bär erfährt als "Digital Native" - also als eine Person, die mit dem Internet aufgewachsen ist - in der Netzgemeinde mehr Akzeptanz. "Im digitalen Bereich bin ich schon sehr fit", sagt Bär im Gespräch. Bei Cicero-Online sieht man das ähnlich: Bär sei eine Politikerin, "mit der man nicht immer einer Meinung sein muss, der man aber Netzexpertise auf überhaupt gar keinen Fall absprechen kann".
Viel Polemik
Auf unserer Internet-Plattform infranken.de kommentierten die Leser die Ernennung von Dorothee Bär größtenteils kritisch und teilweise hämisch. Unter dem Pseudonym AnwiptRD forderte ein Nutzer, dass "Fachleute in die Ministerien" gehörten, anstelle von "Hobby-Berufstätigen". "Welche Qualifikation bringt Frau Bär mit für ihr neues Amt im Verkehrs- und Internetministerium?", fragte ein Leser unter dem Namen freiepresse. Der User Zeitungsleser antwortete: "Über die fachlichen Qualitäten kann ich nicht urteilen, aber die interessieren in Deutschland doch schon lang nicht mehr ." Teile der Aussagen im Netz sind hämisch, polemisch und pauschal. Jetzt liegt es an Dobrindt und Bär zu zeigen, welche Kompetenzen sie mitbringen.