Doppeldecker im Anflug
Autor: Helmut Will
Ebern, Montag, 07. August 2017
Der Flugsportclub Ebern wartete am Flugplatz in Sendelbach mit allerlei Attraktionen und historischen Flugzeugen auf.
Es regte sich was am "Airport" in Sendelbach. In den frühen Nachmittagsstunden schwebten am Samstag sehenswerte Flugzeuge, darunter zahlreiche Doppeldecker, ein. "Ein ganzes Jahrhundert von Fliegern haben wir heute hier", freute sich der Vorsitzende des Flugsportclubs Sendelbach, Franz Hardi. Die "Miss-Sophie-Flieger" haben ihren Eberner Fliegerfreunden am Samstag beim Flugplatzfest in Sendelbach einen Besuch abgestattet und dort mit ihren Maschinen für Aufsehen gesorgt.
"Irgendwann im Fliegerleben muss man einen Strich ziehen und seinen Kurs bestimmen." Dieser Satz prägt die "Geburtsstunde" der "Miss-Sophie"-Treffen, wenn man auf deren Homepage schaut. Bei einigen Fliegern ist vor knapp 20 Jahren die Liebe für alte Doppeldecker entflammt. Aus der Taufe gehoben wurde das "Miss-Sophie- Treffen" am Flugplatz Lauf-Lilinghof, der etwa zehn Kilometer nördlich von Lauf a.d. Pegnitz zu finden ist.
Die Dame in gelb
Einer der "Geburtsväter" ist Thomas Plödt, der seit mehr als 18 Jahren mit zwei Freunden eine "Havilland D.H.82 Tiger Moth fliegt". "Aus einer Bierlaune am Lagerfeuer heraus entstand die Idee, sich einen Oldtimer zuzulegen", weiß der Miteigner zu berichten. "Das ist ein englisches Modell und wir meinten, wir müssten dem Flieger einen Frauennamen geben, wobei wir zuerst an unsere Damen dachten. Nachdem es drei Damen waren, wollten wir keine vor den Kopf stoßen, da wir nur den Namen einer hätten auswählen können", lacht Plödt.Deshalb wurde auf einer Almhütte in Österreich für die Maschine der Namen "Miss Sophie" ausgewählt. Die gelbe "Miss", um die das Rätselraten der Namensgebung ging, ist die "Havilland D.H.82 Tiger Moth", Baujahr 1939, die in England gekauft wurde.
Bewegte Geschichte
Sie hat eine bewegte Vergangenheit, erzählt Thomas Plödt. "Die D.H.82 wurde in England militärisch genutzt und war auch etwa zehn Jahre in Indien stationiert. Überholt wurde die Maschine dann in Holland, von wo wir sie nach Deutschland überführt haben." Somit war "Miss Sophie" die erste Maschine, die drei Eignern gehört. Zur Technik der Maschine sagt Plödt: "Sie hat sieben Liter Hubraum und 145 PS. Fliegen kann man damit so um die zwei Stunden mit einer Geschwindigkeit von 75 Knoten (ca. 140 km/h), damit also in zwei Stunden etwa 280 Kilometer zurücklegen.
Früher, bei den großen Flugtagen des Eberner Clubs an Pfingsten, sah man solche Maschinen häufiger, doch heute ist es am Flugplatz in Sendelbach eher ein seltenes Bild, dass auf der Grasbahn in den Baunach-auen Doppeldecker zur Landung ansetzen. Meist sind dort kleine Motorflieger, Motorsegler oder Motordrachen zu sehen.
Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass Autofahrer auf der am Flugplatz vorbeiführenden B 279 langsamer wurden, um einen Blick auf die Oldtimerflugzeuge zu erhaschen.
Als Copilot neben dem Onkel
Insgesamt elf Raritäten haben die Sendelbacher Flieger erwartet. Unter den Oldtimern waren folgende Typen: Tiger Moth, Zlin 526F, PA 18, Fox Moth, Bücker 331, DO 27, PA 28, Chipmunk und Stemme S 10. Am Flugplatz Sendelbach, nahe der Start- und Landebahn, fällt ein kleiner Junge auf, der eifrig die ankommenden Oldtimer fotografiert. "Ich bin der Leon", erzählt er, "und bin mit meinem Onkel aus Erfurt hierhergeflogen." Der Sechsjährige weiß, dass sein Onkel, der mithört, eine Cessna fliegt. "Ich durfte vorne neben ihm sitzen, ich war der Co-Pilot", sagt Leon stolz. Die Tante, die ebenfalls dabei war, musste hinten sitzen. "Eigentlich passen da vier Leute rein, aber wir waren nur drei", doziert Leon. Er erzählt noch, dass er während des Fluges alles schön gesehen habe und zum ersten Mal in Sendelbach sei. "Ich bin dabei, weil ich Flieger mag", sagt der Junge. Und, möchte er auch mal Flieger werden? "Nee, ich will Fußballer werden", kommt wie aus der Pistole geschossen. Zum Flugplatzfest waren auch Besucher gekommen, die mit der Fliegerei selbst nichts am Hut haben, aber gerne eine Blick auf die alten Maschinen warfen.
Der Vorsitzende des Flugsportclubs, Franz Hardi, war jedenfalls sehr zufrieden, auch wenn kurz nach der letzten Landung der Himmel seine Schleusen öffnete und es kurz in Strömen goss. Wenn es so weiter regnet, meinte einer der Besucher, könnten nur noch Wasserflugzeuge starten. Soweit kam es zum Glück dann aber doch nicht.