Druckartikel: Dieser Papagei blufft Besucher und Passanten

Dieser Papagei blufft Besucher und Passanten


Autor: Helmut Will

Ebern, Montag, 15. August 2016

Familie Bohl aus Ebern hat einen besonderen Hausgenossen: Einen Vogel, der redet wie ein Buch, und alles und jeden nachahmt.
Leckerli nimmt Coco gerne von Harry Bohl an, manchmal fragt er danach.  Foto: Helmut Will


"Komm se rein." Eine krächzende Stimme ertönt im Hintergrund, wenn Harry Bohl nach dem Klingeln an der Haustür dieselbe öffnet. "Das war unser Papagei, nicht dass sie denken, es wäre meine Frau", feixt der pensionierte Berufssoldat. Im Jahr 2017 kann im Haus von Monika und Harry Bohl in der Haydnstraße ein "Jubiläum" gefeiert werden. Es sind dann 45 Jahre, dass "Coco" bei ihnen wohnt.

Es ist ein "Kongo-Graupapagei", der in diesem Jahr mit dem Ehepaar seit 44 Jahren in häuslicher Gemeinschaft lebt. "Komm se rein", sage ich immer, wenn ich jemanden ins Haus bitte", erläutert Monika Bohl. Ihre Sprache hat sich der schlaue und sprachbegabte Vogel schon lange angeeignet.

"Er ist für uns wie ein Kind", erzählen Harry und Monika über ihren Coco. Harry Bohl, Bezugsperson Nr. 1 für den Papagei, berichtet, dass er ihn vor 44 Jahren, als er noch in Unna als Soldat stationiert war, gekauft hat.

"Es war einer der letzten Wildfänge, der vom Kongo nach Deutschland gebracht werden durfte."

Heute sei die Einfuhr, die mit viel Stress für die Tiere verbunden war, verboten. "Vier Monate war Coco alt, als wir in von einer Zoohandlung abholten und er war sehr verängstigt", erinnert sich Monika Bohl.

Durch entsprechende Zuwendung habe er aber ganz schnell Vertrauen zu ihnen gefasst. "Er war gleich unser Liebling", sagt das Ehepaar übereinstimmend. Seinen ersten und bisher letzten Umzug machte der Graupapagei mit seinen Besitzern, als Harry Bohl 1973 als Soldat von Unna nach Ebern versetzt wurde.


Besonderen Pfiff raus

"Meine Mutter", so Monika Bohl, "hatte einen besonderen Pfiff, wenn sie meinen Vater rief." Diesen Pfiff hatte Coco schon beim ersten Besuch bei ihren Eltern gelernt und machte ihn häufig nach. Monika Bohl lacht: "Deshalb kam mein Vater oft unnötig vom Garten ins Haus, weil er dachte, meine Mutter würde nach ihm pfeifen." Er sei mitunter selbst erstaunt wie schnell das Tier Sprachen verschiedener Tonarten aneignet, sagt Harry Bohl.

"Auf diesen Schlawiner sind schon ganz viele unserer Bekannten hereingefallen", freut er sich, wobei er Coco liebevoll ansieht und ihm über die Federn streicht.

"Sie können sich gar nicht vorstellen, wie viele Menschen durch ihn schon irritiert wurden, die hinter unserem
Grundstück am Garten vorbeigingen", erzählt Monika Bohl. Coco pfeift den Menschen häufig nach, die immer ganz erstaunt sind, sich umdrehen, aber meist nichts sehen, weil Coco hinter Büschen sitzt." Auch Kinderkreischen gehört zum Repertoire des Graupapageis.

"Seit einigen Wochen lässt sich gegenüber unserem Gartengrundstück ein Turmfalke nieder. Ganz schnell hat Coco auch dessen Ruf imitiert", so Harry Bohl. Erstmals wurde er darauf aufmerksam als er dachte, der Falke sitze in seinem Garten. Wer ihn aber frech angeguckt habe, sei Coco gewesen.


Geheimnisse ausgeplaudert

Geheimnisse oder Koseworte sind im Hause Bohl schlecht zu behüten. "Guten Morgen, mein Schätzchen", ruft Coco schon mal seiner Frau zu, wenn sie morgens erscheint, sagt Harry Bohl.

Das sei oft sein Morgengruß für seine Frau. "Tschüss bis gleich", ruft Coco Monika Bohl zu, wenn sie zum Einkaufen geht, weil sie das oft zu ihm vor dem Einkaufsbummel sagte.

"Ja", ergänzt Harry Bohl, "Coco hat wirklich alle Untugenden die man sich vorstellen kann." Lachen und Husten gehört auch dazu.

"Harry" ertönt oft aus seinem gebogenen Schnabel, wenn Monika die Teller für das Essen auf den Tisch stellt und ihren Mannes zum Essen ruft. Coco nimmt ihr das manchmal ab.
"Coco frisst fast alles, außer Erbsen. Diese sortiert er aus und legt sie beiseite", sagt Harry Bohl. Der Papagei sitze stets mit am Tisch der Bohls. "Hast du Leckerli", ruft er manchmal, wenn er nicht gleich etwas bekomme. Eine Mahlzeit muss oft von Streicheleinheiten für Coco unterbrochen werden. Erst wenn er diese hat, fresse er wieder artig weiter.


Einmal ausgerissen

"Einmal ist Coco ausgebüxt", erinnert sich Monika Bohl. Sie hatte an einem regnerisch trüben Tag Fenster geputzt und das nutze er für einen Ausflug in die Freiheit.

"Er flog in Richtung Steinberg und ich bin mit meinen Kindern gleich hinterher. In der Adam-Riese-Straße haben wir ihn dann mit nassem Gefieder gesichtet." Groß war die Freude von Monika, die sagte: "Coco, du blöder Vogel, was machst du denn für Sachen." Einige Zeit später, wieder zu Hause, gab der Papagei von sich: "Coco, blöder Vogel."

Coco sei besser als jeder Wachhund. Wenn jemand hinten am Garten vorbei gehe, oder ein anderes Tier auf dem Grundstück sei, tue das Coco stets mit lautem und aufgeregten Pfeifen oder Krächzen kund. "Wir merken dann sofort, dass was nicht stimmt", so Harry Bohl, der an diesem warmen Nachmittag dem Vogel eine Dusche aus dem Gartenschlauch verpasst. Das gefällt Coco besonders wie man sehen kann. Genüsslich und flatternd sitzt er auf seinem Käfig und genießt die erfrischende Dusche sichtbar gerne.

Bisher habe man für Coco noch nie einen Tierarzt gebraucht. Harry Bohl füttert seinen gefiederten Freund und fragt: "Coco war das lecker."

Mit einem zufriedenen Rülpsen gibt dieser die Antwort. "Er ist für uns fast wie ein Kind", sagte das Ehepaar. Nach einer Stunde mit dem Tier kann man das verstehen.