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Diese Frau setzt auf Waidmanns Heil!


Autor: Helmut Will

Ebern, Freitag, 09. Sept. 2016

Monika Heim aus Heubach ist passionierte Jägerin. Wir waren mit der 44-Jährigen auf der Pirsch, bei der es nicht nur auf Trophäen ankommt.
Monika heim beim Ansitz für die Jagd. Foto: Helmut Will


Jäger und Sammler wie in der Steinzeit gibt es heute nicht mehr. Diente die Jagd damals der Nahrungsversorgung und lieferte neben Fleisch wertvolle tierische Nebenprodukte wie Knochen für Werkzeuge und für andere Gebrauchsgegenstände, so ist sie heute mehr oder weniger ein Hobby, für viele auch Passion. Monika Heim aus Heubach ist eine Jägerin mit Herzblut. Die 44-jährige Einzelhandelskauffrau betreibt in Ebernmit ihrem Ehemann Thomas einen kleinen Laden. Und beide frönen dem Waidwerk.

Es ist ein spätsommerlicher Tag. Monika Heim macht sich gegen 19 Uhr bereit für den Ansitz. Sie zieht festes Schuhwerk an, legt ihren Rucksack zurecht und nimmt ihren Repetierer mit Zielfernrohr aus dem Waffenschrank. "Außerdem habe ich noch einen Drilling und eine Bockflinte", erklärt sie. Um die 5000 Euro habe sie für diese Waffen investiert, die sie teilweise gebraucht oder als Sonderangebot gekauft habe.



Umgeben von Jägern

"Mein Mann Thomas legte nach unserer Hochzeit die Jägerprüfung ab. Ich dachte es sei ein Hobby, aber danach war er fast jeden Tag unterwegs", erinnert sich Monika. Das verstand sie damals nicht, wie kann man jeden Tag in den Wald rennen? "Da hab ich mich sogar etwas geärgert, weil ich wegen seiner Leidenschaft zur Jagd oft zurückstehen musste. Bei uns drehte sich neben dem Geschäft alles um die Jagd."

Viele Jäger hätten sie damals im Haus gehabt, gesprochen wurde nur über Waffen, Munition und die Jagd. "Für mich war vieles unverständlich, ich hatte davon keine Ahnung", sagt die sympathische Frau. So nach und nach fand sie Gefallen an Wild und Natur. "Ich habe mich entschlossen die Jägerprüfung abzulegen." Thomas Heim dazu: "Ich denke, Moni wollte es mir und anderen Jägern zeigen, dass auch eine Frau eine gute Jägerin werden kann."


Vom Jagdfieber gepackt

Damals, als die Kinder schon größer waren und sie selbst 38 Jahre alt war, "lernte ich wie verrückt Theorie für die Jagd, es hatte mich gepackt", sagt MonikaHeim. Ihr Mann unterstützte sie beim Lernen. "Er war ja schon ein alter Hase auf diesem Gebiet", lacht die lebensfrohe Frau.

Die Jägerprüfung bestand sie auf Anhieb. "Viele hiesige Jäger dachten damals, dass ich eine ,Sonntagsjägerin' werde, aber da hatten sie sich getäuscht. Das Jagdfieber hatte mich gepackt, ich fand großen Gefallen am Waidwerk." Das war die Zeit, wo sie ihren Mann verstehen konnte, dass er "nur die Jagd" im Kopf hatte.
So um die 30 bis 40 Böcke und etwa 15 Sauen habe sie schon erlegt. "Ihre stärkste Sau war ein Keiler der aufgebrochen 110 Kilo wog", berichtet ihr Mann Thomas und zeigt die Waffen des Tieres, die sogenannten "Hauer." Damit habe seine Frau auf einer Hegeschau das stärkste Stück mit imposanten Hauern präsentieren können.


Der Schuss ist nict alles

Monika Heim hat mittlerweile ihr Gewehr und ihren Rucksack in ihrem allradgetriebenen Subaru verstaut und fährt Richtung Herrenbirke, nahe Unterpreppach. Dort angekommen, schließt sie die Tür ihres Autos ganz leise. "Ich möchte nicht durch Türenschlagen das Wild im Einstand vergrämen", sagt Monika. Sie wird bis zum Einbruch der Nacht auf einem Hochsitz ansitzen. Schießen darf man um diese Zeit Rehböcke, Wildschweine oder Füchse.

Ihr kommt es nicht darauf an, immer zum Schuss zu kommen. "Auf einem Hochsitz ist es ruhig, man findet Zeit zum Nachdenken, der Kopf wird frei, man genießt Wild und Natur", sagt die Jägerin überzeugend. Das seien alles Empfindungen und Wahrnehmungen, dies sie vorher so nicht gekannt habe.
Ihr Mann sei da eher umtriebiger, ja hektisch, sie genieße die Jagd. Oft lehne ihr Gewehr auf dem Hochsitz in der Ecke. Sie greife zum Fernglas oder Fotoapparat, um Wild und Natur, Sonnenauf- oder Untergänge zu fotografieren. "Das macht einfach Spaß."


De Anfänge

Am Hochsitz angekommen, steigt sie hoch. "Mein Gewehr ist hier noch nicht geladen", erklärt Monika heim. Sie erinnert sich an ihren ersten alleinigen Jagdgang als frisch gebackene Jungjägerin. "Ich glaube, wenn ich an diesem Tag etwas hätte schießen können, ich hätte es nicht getan. Für mich war es ein Erlebnis, erstmals mit einer Waffe ganz allein auf den Hochsitz zu können." Die Geräusche des Waldes habe sie alleine wesentlich intensiver wahrgenommen, als wenn ihr Mann dabei war. Der Wald habe damals eine Mystik ausgestrahlt, die ihr neu war. "Ich stand ganz schön unter Spannung, erstmals konnte ich ganz alleine entscheiden ob ich schieße oder nicht." An diesem Tag hat sie nicht geschossen, hatte aber ein tolles, zufriedenes und beglückendes Gefühl.
"Meine erste Jagdbeute war ein Spießerbock", erinnert sich die Jägerin. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit habe sie ihn ins Visier genommen, einige Male tief durchgeatmet und abgedrückt. "Es war ein sauberer Schuss, alles hat gepasst, ich war froh, dass er gleich lag."

Ihr Mann, der in der Nähe auf einem anderen Hochsitz war, kam hinzu. "Alles musste schnell gehen, der Aufbruch usw., er war hektisch. Ich hätte das lieber etwas zelebriert, es war schließlich mein erstes Stück Wild, das ich erlegte." Sie nehme mir gerne etwas Zeit, alles gehe ihr nach dem Schuss nochmals durch den Kopf. "Manchmal rede ich sogar mit von mir erlegtem Wild", sagt Monika, wobei man ihr ansieht, dass in ihr Emotionen hochkommen. "Wenn ich einige Zeit nicht zur Jagd war, erfasst mich ein Kribbeln." Zur Jagd gehe sie bei jedem Wetter und es sei ihr egal, ob sie Beute macht. "Ich genieße die Ruhe und kann abschalten."


Dramatisches Jagderlebnis

Von einem ganz besonderen Erlebnis erzählt die Ebernerin noch. Sie war in Finnland zur Jagd. "Da wurde ein Elch angeschossen, der ins Wasser ging und zu einer nahegelegenen kleinen Insel schwamm. Mit einem finnischen Jäger sei sie in einem Ruderboot hinterher. Aus dem schwankenden Boot heraus konnte der Fangschuss bei dem Elch nicht angebracht werden. "Als er an Land ging, konnte ich ihn erlegen, der Elch fiel jedoch ins Wasser." Ihr finnischer Jagdkollege ruderte zu dem Tier.

Sie habe den Stangenelch an den Hörnern gepackt, aber dieser habe, wohl im Todeskampf nach ihr gestoßen, sodass sie ins Ruderboot fiel. Dann konnte sie das Tier fassen und hinter dem Boot herziehen, um ans Ufer zu gelangen. Allerdings habe sie mit dem Fuß den Flutstopfen des Bootes gelöst, sodass Wasser ins Boot eindrang. "Mit der einen Hand hielt ich den Elch fest, mit der anderen versuchte ich den Stöpsel so zu halten, dass das Boot nicht voll Wasser lief und wir konnten glücklicherweise das Ufer erreichen."


Die Männer und der Hund

In der Männerdomäne der Waidmänner werde sie gut angenommen. "Ich bin immer bemüht, Fehler in der Jagd zu vermeiden, um dummen Sprüchen zu entgehen", sagt Monika Heim. Zur Jagd gehört ein Jagdhund. "Wir haben einen Deutschlanghaar, die weltbeste Rasse", lacht die Jägerin.

Übrigens: An diesem Sommerabend geht sie ohne Beute nach Hause. Doch das macht ihr nchts aus, denn sie bleibt dabei: ich genieße die Ruhe, auf dem Hochsitz kann ich abschalten."