Die Haßberge-Kreisräte schauten sich mit Landrat Wilhelm Schneider das Straßennetz des Landkreises Haßberge an. Die zuständige Tiefbauverwaltung steht vor einer großen Aufgabe, denn die Straßen müssen neu klassifiziert werden.
Auf seiner sogenannten Straßenbereisung legte der Bau- und Verkehrsausschuss des Kreistages den Ausbauplan für das 320 Kilometer lange Netz an Kreisstraßen vom Steigerwald bis in die Haßberge für den Zeitraum von 2014 bis 2020 fest.
Die Investitionsmaßnahmen wurden dabei so eingeordnet, dass der Landkreis jährlich einen Eigenanteil von einer Million Euro aufbringt und zudem Geld für den Straßenunterhalt im Haushalt (250 000 Euro Unterhalt und 200 000 Euro Deckenbauarbeiten) einstellt.
Seit 1974 wurden bisher acht Ausbaupläne fortgeschrieben. Der achte Ausbauplan endet jetzt. Der Leiter der Tiefbauverwaltung des Landkreises, Alfons Schanz, beschrieb die Rangfolge des Plans: Sie richtet sich nach Dringlichkeit, Finanzierbarkeit sowie Vorleistung der Gemeinde. Kann eine Gemeinde ihren Anteil an einem Projekt nicht übernehmen, so darf die Tiefbauverwaltung dringende Maßnahmen des IX. Ausbauplans, insbesondere Ortsdurchfahrten, vorziehen.
Ausbaustufen zwischen 400 000 Euro und 1 350 000 Euro pro Kilometer Schanz informierte ausführlich über den Ausbau der Kreisstraßen. Je nachdem, wie wie stark sie geschädigt sind, wird mit Kosten von 400 000 bis zu 1,35 Millionen Euro pro Kilometer kalkuliert, erfuhren die Kreisräte. Dazu zahlt der Staat rund 50 Prozent Zuschuss. Bei den Ortsdurchfahrten müssten auch die Gemeinden ihren Anteil tragen, sagte Schanz, und der liegt durchschnittlich bei 37 Prozent. Bei der Planung berücksichtigt Schanz auch Faktoren wie die Verkehrsbelastung.
Zukunftsmusik: neue Klassifizierung von Straßen Über eine weitere Zukunftsaufgabe informierte der Leiter der Tiefbauverwaltung das Gremium, nämlich die Durchklassifizierung des Straßennetzes. Es gehe, so Schanz, von den Autobahnen bis herunter auf die untergeordneten Straßen. Die Kreisstraßen sind in den Entwurfsklassen III und IV gefasst. Es braucht aber bestimmte Voraussetzungen, um weiter Fördergelt zu erhalten. Klasse III sieht einen Querschnitt für den Straßenraum von elf Metern vor, wobei acht Meter für die Straße selbst bleiben. Bisher haben die Straßen im Kreis sechs Meter Breite. Die Breite von 6,50 Meter konnten sich die Bauausschussmitglieder erstmals auf einem Teilstück der Strecke Burgpreppach-Leuzendorf ansehen. Hier sind die Bauarbeiten (noch im Ausbauplan VIII) mitten im Gange.
In der Klasse IV regiert eine Breite von sechs Metern. Sei die Straße schmaler, so Schanz, könnte es Probleme mit der Förderung geben. Der Leiter der Tiefbauabteilung kündigte an, dass die Verwaltung in nächster Zeit diese Netzklassifizierung angehen und die richtige Einstufung für die Kreisstraßen vornehmen muss, um weiterhin Förderungen zu erhalten.
Baudirektor Manfred Rott vom Staatlichen Bauamt Schweinfurt führte aus: Es handle sich um eine deutschlandweite Geschichte, zu der man noch keine Erfahrungen habe. Der Hintergrund sei, dass man ein selbsterklärendes Netz von Straßen wolle. Deswegen gehe das Staatliche Bauamt nicht mehr unter 6,50 Meter Breite beim Ausbau. Die Breite habe später auch Auswirkungen auf die Markierung - und dank der wisse der Autofahrer dann gleich, auf welcher Straße er sich befinde.
Reduzierte Breiten für den ländlichen Raum? Landrat Wilhelm Schneider hoffte, dass die Verwaltungen im ländlichen Raum Gestaltungsspielraum erhalten. "Schließlich können wir zum Beispiel bei der Straße nach Wagenhausen nicht auf sechseinhalb Meter ausbauen. Das können wir uns nicht leisten, und das würden die Bürger auch nicht verstehen. Hier muss man auch die Struktur eines Landkreises berücksichtigen und Ausnahmen zulassen." Leitender Baudirektor Christoph Eberlein beruhigte, dass man mit den Richtlinien erst Erfahrungen sammle. Außerdem habe man ja ein Netz und müsse sich am Bestand orientieren.
Das Gremium genehmigte den Vorschlag der Tiefbauverwaltung für den IX.Ausbauplan mit einigen Ergänzungen. Bürgermeister Matthias Schneider (Theres) bat um die Aufnahme der Ortsdurchfahrt für den Thereser Gemeindeteil Wagenhausen, Kreisrat Theo Diem wollte die Ortsdurchfahrt Mechenried aufgenommen haben und Kreisrat Harald Pascher (Ebern) für die Verbindung HAS 42, Brünn-Bischwind. Diese Maßnahmen wurden für den Zeitraum ab 2020 in den Ausbauplan aufgenommen.
Der Ausbauplan im Maintal und südlichen Landkreis Nach nicht einmal 20 Jahren steht für die Mainbrücke zwischen Sand und Zeil schon eine Sanierung an, die wohl rund 150 000 Euro kosten dürfte. Ein Ingenieurbüro hat nämlich leichte Mängel im Korrosionsschutz an den Hängern und Hauptbögen festgestellt.
Alfons Schanz erinnerte daran, dass die Mainbrücke als eine Mischkonstruktion aus Stahl- und Betonbau 1996 mit knapp 2,5 Millionen Euro gebaut wurde. Die Brücke werde im Turnus von drei Jahren internen und externen Prüfungen unterzogen. Sie sei mit einem vierlagigen Korrosionsschutz ausgestattet, wobei zwischen der obersten Deckbeschichtung und weiteren Beschichtungen leichte Mängel entdeckt wurden. "Nichts zu tun und zuwarten bis richtiger Handlungsbedarf besteht, wäre das eine.
Frühzeitig die Deckbeschichtung zu reparieren, wäre das andere. Dann könnten wir wieder länger als 20 Jahre unsere Ruhe haben." Außerdem brauche man dazu auch nur eine leichte Einhausung der Brücke, wofür etwa 70 000 Euro anfielen. Angedacht sei, diese Arbeiten in den nächsten zwei bis drei Jahren anzugehen und dies mit dem Wasser- und Schifffahrtsamt so abzusprechen, dass man alles in den vier Wochen während der üblichen Schleusenreparaturen durchzieht.
Gleich in der Nähe will die Stadt Zeil die Straße von der Ampel an der B 26 bis hinein in die Stadt sanieren. Zuvor soll noch der Kanal überprüft werden. Dieses Straßenstück der HAS 16 sei ganz wichtig, erklärte Zeils Bürgermeister Thomas Stadelmann, da es täglich von gut 5500 Fahrzeugen befahren wird. Die Sanierung soll 648 000 Euro kosten, die Stadt Zeil ist mit gut 120 000 Euro dabei.
In den Ausbauplan genommen wurden die Strecken HAS 26 Fabrikschleichach-Landkreisgrenze mit 3,05 Kilometern (1,22 Millionen Euro für 2018), HAS 31 Unterschleichach-Fatschenbrunn (2,15 Millionen Euro für 2020) und HAS 24 Hummelmarter-Trossenfurt ( 1,8 Millionen Euro für 2016/17).
Schwerpunkt des Ausbauplans liegt in den Haßbergen Die Sanierung und Verstärkung der Barockbrücke in Frickendorf sowie besondere Schwerpunkte in den Gemeinden Burgpreppach, Untermerzbach und Ebern bestimmen den Ausbauplan im Norden. Auf der Fahrt nahmen die Kreisräte aber auch fertige Projekte in Augenschein: Beispielsweise die Strecke auf der Kreisstraße 54 Untermerzbach-Obermerzbach, die nun fertig ist und 635 000 Euro gekostet hat, oder die zweite Ebelsbachbrücke in Dörflis (Stadtteil von Königsberg), die mit rund 300 000 Euro neu gebaut wurde. In Dörflis standen die Kreisräte auf der Ebelsbachbrücke. Alfons Schanz meinte, jetzt sei wohl endlich für einen ausreichenden Hochwasserschutz gesorgt. Einer der Anlieger, Horst Hornung, kritisierte aber, dass durch die Baumaßnahmen seine Grundstücksmauer zu sehr freigelegt worden sei. Dies könne bei Hochwasser zum Problem werden. Schanz riet dazu, mit größeren Findlingen den Schutz zu verstärken.
Bei der Barockbrücke auf der HAS 49 in Frickendorf ist immer noch nicht entschieden, wie sie am besten saniert würde, weil hier auch andere Behörden - etwa das Landesamt für Denkmalpflege - mitwirken. Hier gibt es unterschiedliche Vorstellungen, wie eine Tragkraft von 60 Tonnen erreicht werden und gleichzeitig das denkmalgeschützte Ensemble der Heiligen erhalten werden kann. Derzeit steht sie mit 500 000 Euro im Ausbauplan.
Im Bereich Pfarrweisach ging es um die HAS 46 Lichtenstein-Buch (580 000 Euro für 2019) und die Ortsdurchfahrt Wüstenwelsberg (877 000 Euro für 2020).
Burgpreppachs Bürgermeister Hermann Niedek erläuterte gleich mehrere Wünsche für seine Gemeindeteile, wobei die Strecke Burgpreppach-Leuzendorf noch im Oktober abgeschlossen werden soll. Die anderen vier Maßnahmen sind die Ortsdurchfahrten für die HAS 49 in Hohnhausen (445 000 Euro - Gemeindeanteil 82 000 Euro), die HAS 46 in Burgpreppach (1,04 Millionen Euro - Gemeindeanteil 191 558), die HAS 40 Ortsdurchfahrt Richtung Gemeinfeld (634 000 Euro - Gemeindeanteil 117 000 Euro) und die HAS 40 in Üschersdorf (657 000 Euro - Gemeindeanteil 121 000 Euro).
Hierzu meinte Schanz, dass man natürlich nicht alle Maßnahmen gleich angehen könne, zudem stelle sich die Frage, ob die Gemeinde dazu die Mittel bereitstellen könne. So müssten in Üschersdorf erst die Voraussetzungen geschaffen werden, und in Burgpreppach wäre die Verbindung nach Gemeinfeld dringend. Hier wolle man auch noch ein Stück der Freistrecke bis zur B 303 mit aufnehmen, um Synergieeffekte zu nutzen.
Im Bereich der Stadt Ebern wurde die Straße HAS 51 von Ebern bis zur Abzweigung Losbergsgereuth (1300 Meter) aufgenommen. Ihre Sanierung 2017 soll 1,08 Millionen Euro kosten. Die Freistrecke HAS 52 Hemmendorf-Gleusdorf (dritter Bauabschnitt mit 978 600 Euro) wurde auf 2020 geschoben, während die HAS 52 Untermerzbach-Memmelsdorf zwischengeschoben werden soll.
Die HAS 39 Stöckach-Neuses wurde mit 1,08 Millionen Euro für 2015 aufgenommen. Im Bereich der Stadt Königsberg ging es noch um die Ortsdurchfahrten in Hellingen (421 000 Euro - Stadtanteil 132 000 Euro für 2016) und Holzhausen. Freilich wird ausschlaggebend sein, wie deutlich wurde, ob die Stadt mit ihrem klammen Geldbeutel die Vorausleistungen zahlen kann.
Wie wäre es, wenn die hassfurtzentrierten Kreisräte mal eine Straßenbereisung im Landkreis Bamberg unternehmen würden? Dort könnten sie sich ansehen, wie vorbildlich dort die Straßen ausgebaut sind. Ich finde, es ist eine gute deutschlandweite Geschichte, Straßenmindestbreiten vorzuschreiben. Der Druck von oben auf bestimmte Landkreise muss erhöht werden, damit sie ihren Aufgaben nachkommen. Wenn sie das Geld dafür nicht haben, dann fällt der Vorhang für das Theaterspiel, das "Zangengeburt Landkreis Hassberge" heißt. Das langweilige Stück ist aus. Der Vorhang zu. Der Kuchen wird verteilt. Dass der Straßenbau das Ende des Kreises einläuten wird, hätte wohl niemand gedacht. Herr Landrat Schneider: nein, Ausnahmen wollen wir nicht!