Die Well-Geschwister trumpften in Ebelsbach auf
Autor: Roland Mayer
Ebelsbach, Sonntag, 22. Sept. 2013
Aus der Familiengeschichte erzählten die sechs Geschwister der Familie Well bei ihrem Auftritt im Bürgersaal in Ebelsbach. Die drei "Wellküren" Burgi, Bärbi und Moni bestritten mit ihren Brüdern Stofferl, Michael und Karli ein gemeinsames Programm.
Die drei "Gescheitesten" und die drei "Schönsten" kamen in die Provinz zum Proben.
Auf der Bühne standen sechs Geschwister und ein Mehrfaches an Musikinstrumenten: Harfe und Zither, Dudelsack, Akkordeon, Alphörner, Klarinette, Saxophon, Tuba, Trompete, Geige, Gitarre, Banjo, Flöten, Nonnentrompeten,Brummtöpfe...
Den theatralischen Rahmen bildete eine Musikprobe für ein neues Programm. Die sechs Wells probten für eine Welt-Tournee und als roter Faden zog sich die Frage durch das Programm: "Wer hat vor über 40 Jahren dem Stofferl den Schürhaken auf die Nase geschlagen?" In sechs Versionen erzählten die Geschwister die Geschichte. Jeder hat diese Story mit "Bewegungslegastheniker" Stofferl anders in Erinnerung.
Besonders zu Beginn bezogen die Well-Geschwister Lokalgeschehen ein und erklärten die Ewigkeit als Zeitspanne, bis das Ebelsbacher Schloss wieder aufgebaut ist. Nicht verkneifen konnten sie sich den Hinweis, dass der Haßbergekreis mit Bär und Vogel tierisch in der Politik vertreten ist.
Und dann begannen die "Proben" für die Welt-Tournee, die beim "Cultural Oktoberfest" in Texas begann, wo Bayern und Indianer zusammen das "Jodeling" pflegten, und bis nach China reichten, wo die Well-Schwestern die chinesische Sprache auf die Schippe nahmen. Modernen Rap und Heimatverbundenheit bot Stofferl, als er seine Unterstützung für die "Millibauern" deutlich machte. In seinem 40-Cent-Rap forderte er 40 Cent für die Milch: "40 Cent oder die Müller-Milch brennt".
Die alten Feindbilder
Begeistern konnte auch das Lied über die letzten 50 Jahre bayerischer Weltgeschichte, was Karli an den Bierpreisen auf der Wiesn festmachte. Nachdem die Zeiten von Strauß und Stoiber vorbei sind, mussten die Wells "alte Feindbilder überdenken" und erzählten von Seehofers Darmproblemen. Wie früher sind die Texte boshaft und spöttisch, wie es die Besucher von der "Biermösl Blosn" kennen. Doch die Musik sorgt für den harmonischen Ausgleich, man hört Stubenmusik und Country-Musik, Klassik und Rock.
Der Großfamilienknatsch bot ein hervorragendes Leitthema für den zweiten Teil des Abends. Lautstark und kräftig wurde der Geschwisterstreit ausgetragen, ehe er im Andachtsjodler mündete und dann die Alphörner die Ode an die Freude verkündeten. Gemixt mit "We will rock you". Und wie früher schlichteten die Geschwister den Streit mit Stubenmusik, wobei Nonnentrompeten und Brummtöpfe zum Einsatz kamen.
Der zweite Streit wurde mit Instrumenten ausgetragen. Monis Saxophon und Stofferls Trompete lieferten sich einen Zweikampf, Michis Tuba sorgte nur kurzfristig für etwas Ruhe, ehe der "Streit" erneut aufflammte, in den sich Burgis Posaune und Karlis Akkordeon einmischten. Schließlich beruhigte sich die fetzige, musikalische "Familienaufstellung" und endete im Lied "Fein sein, beinander bleibn".
Rasch verging die Zeit, und nachdem das kabarettistische Feuerwerk abgebrannt war, belohnten die Besucher im ausverkauften Bürgersaal den traumhaften Auftritt mit reichlich Beifall. Dieter Kraft, der Regisseur der Ebelsbacher Theatergruppe, fasste die Meinung des Publikums zusammen. Der Humor sei faszinierend, noch mehr aber die musikalische Begabung. Es sei bewundernswert, wenn jemand so viele Instrumente in Perfektion spielen könne. Und noch etwas begeisterte Dieter Kraft: "Wie sie das Publikum packen! Die kommen einfach gut rüber!"
Walter Martin, dem Organisator der Veranstaltung, blieb es vorbehalten, sich bei den Geschwistern für ihre Stippvisite zu bedanken. Als Erinnerung an ihre Frankentour überreichte er typisch fränkische Präsente.