Die "vergessene Burg" fasziniert
Autor: Günther Geiling
Eltmann, Mittwoch, 29. März 2017
Der Verein für Heimatgeschichte Eltmann behält die Zertifizierung seines Heimatmuseums im Auge. Spannend ist die Beschäftigung mit dem alten "Burgstall".
EltmannDie Weiterführung und Neuausrichtung des Heimatmuseums sowie die Forschungsgrabungen am Burgstall im Eltmanner Stadtwald standen im Mittelpunkt der Jahresversammlung des Vereins für Heimatgeschichte Eltmann. Dabei erfuhren die Mitglieder, dass im August die Grabungen durch die Otto-Friedrich-Universität Bamberg weitergehen und die elektrischen Vermessungen durch Ausgrabungen bewiesen werden sollen.
Der derzeitige kommissarische Vorsitzende Rainer Reitz betonte, dass man beim Museum gemüht sei, Veränderungen vorzunehmen, damit es attraktiver wird. Zukunftsmusik wäre es, jeden Gegenstand des Museums zu fotografieren und zu beschreiben, damit das Wissen über diese Schätze nicht verloren gehe. Manchmal stoßen Aktive schon jetzt auf Werkzeuge und wissen deren Namen nicht oder was man damit eigentlich gemacht hat. Die Idee kam auf, beim Museumsfest solche Werkzeuge zu präsentieren und den Besuchern vorzuführen. Die Helfer sind ständig bemüht, neue Gegenstände aufzunehmen. Bei einer Schmiede ging das aus Platzgründen allerdings nicht. Reitz bedauerte, dass der Verein aus Kostengründen kein neues Museum bauen kann.
Veralteter Standard
Willi Lediger wies darauf hin, dass das Heimatmuseum noch nicht dem modernen Standard genügt. Um zumindest in der niedrigsten Stufe der förderungswürdigen Sammlungen aufgenommen zu werden, sei die Erstellung, Pflege und Fortführung eines Grundsatzprogramms nötig, beschrieb er, das den Forderungen der Internationalen Museumsvereinigung in den Grundvoraussetzungen entsprechen muss. Um konkurrenzfähig sein, sei eine Zertifizierung nötig. Aber da werden die Bedingungen immer höher angesetzt: Zum Beispiel ist das Eltmanner Museum nicht behindertengerecht. Langsam müsse sich der Verein mit solchen Richtlinien befassen und ein Positionspapier erstellen, wie es sich zukünftig präsentieren will.Die Veranstaltungsserie "Heimatgeschichte für Einsteiger" sehen die Mitgliedern als sehr wertvoll an. Bei der "Geisterwanderung" haben sich fast 50 Personen zu für den "schauerlichen Stadtrundgang" zur Wallburg und dann in den Rathauskeller begeben, wo Rainer Reitz als der Scharfrichter mit dem Richtschwert im Kerzenschein auf seinen Auftrag wartete. So hatte wohl noch niemand den Rathauskeller erlebt.
Mit Fackeln unterwegs
Auch die Fackelwanderung mit der Herstellung eines Wasserleitungsrohres aus einem Holzstamm und die Geschichten zur Wasserleitung von der Kalkhöfer Wiese zur Wallburg stießen auf großes Interesse. "Die Fackelwanderung vom Torbogen 250 Meter hinauf zur Wallburg war ein Bild für die Götter und das Lichterband war ergreifend", bilanzierte Willi Lediger. Er fand, bei solchen Aktionen sollte sich der Verein nicht nur auf die Stadt Eltmann beschränken. Auch Dippach könnte einbezogen werden mit dem "Greußenhof" oder Limbach mit dem "Spitzelberg". Rainer Reitz erinnerte an den Stammtisch jeden ersten Donnerstag im Monat. Interessenten sind willkommen. Es gibt auch einen "Keltenstammtisch" jeden dritten Donnerstag im Monat; dabei geht es vorwiegend um die Frühgeschichte. Dazu präsentierte Willi Lediger einen Gipsabdruck von einer Saurierfährte, die 13 Millionen Jahre alt ist und den Tritt des "Drei-Zehen-Tieres" zeigt. Der Abdruck ist im Sandstein im Baunachtal gefunden worden.Günther Reiß berichtete dann von den Forschungsgrabungen am "Burgstall" in Eltmann, die Studenten unter der Leitung von Britta Ziegler vom "Lehrstuhl für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit" der Universität Bamberg angegangen haben. Im Vorjahr übernahm der Lehrstuhl die topographische Vermessung und die geoelektrische Prospektion.
Diese zeigt, dass die 185 Meter lange und bis zu 90 Meter breite Anlage auf dem Bergsporn liegt, der im Süden zum Lochbach und im Norden zum Altengrundbach um fast 60 Höhenmeter abfällt. Der Burgstall liegt gut versteckt im Wald - "die vergessene Burg" hat Jahrhunderte verschlafen. "Mit Hilfe der Uni Bamberg wollen wir nun versuchen, sie aus ihrem Dornröschenschlaf zu wecken", sagte Günther Reiß. Die Burg liege auf 335 Metern Höhe.
Reiß zeigte einen Film über geoelektrische Prospektionen dieses Denkmals, von dem man nun mit weiteren minimalen Bodeneingriffen maximale Erkenntnis erzielen möchte. "Es besteht die Absicht, den Burgstall komplett dreidimensional zu vermessen. Die Ergebnisse werden dann veröffentlicht und auch zugänglich gemacht." Reiß betonte, dass sich Interessierte sogar bei den Grabungen beteiligen können. Mit den Studenten könnten gleichzeitig drei ehrenamtliche Helfer eingesetzt werden. Die Zahl ist beschränkt, denn es soll keine "Volksgrabung" entstehen. Die Grabung soll ab Mitte August 2017 über von einem Monat erfolgen. Zum Glück, so Günther Reiß, muss der Verein nichts bezahlen, will aber um die Infrastruktur sorgen. Vielleicht gebe es ja auch einen Zuschuss von der Stadt.
Für 2017 sind laut Rainer Reitz weitere Aktivitäten geplant. Am Donnerstag, 6. April, um 15 Uhr ist ein historischer Rundgang mit Professor Reinhard Kulik im "Stadtteil Vetter" in Eltmann und am Sonntag, 9. April, 15 Uhr, als "Heimatgeschichte für Einsteiger" eine kunst- und kulturhistorische Führung durch den Eltmanner Friedhof. Seitens des Vereins wird sehr bedauert, dass Gräber von Ehrenbürgern der Stadt aufgelassen wurden - "kein schöner Zug", hieß es.
Am Sonntag, 21. Mai, findet das Museumsfest vor dem Heimatmuseum statt; am 21. Juli, 19 Uhr, ist im Vorfeld der Biertage eine Stadtführung für Gäste. Der "Internationale Tag des offenen Denkmals" wird am 10. September ab 13 Uhr an der Wallburg begangen. Die Geisterwanderung findet am 21. November und die Fackelwanderung am 29. Dezember statt.