Die Rettungskräfte fanden das totale Chaos vor
Autor: Christian Licha
Reutersbrunn, Sonntag, 28. Mai 2017
Rund 250 Einsatzkräfte von Feuerwehr, BRK und THW übten am Samstag im Wald zwischen Unterpreppach und Reutersbrunn.
Im Zuge eines lokalen Unwetters erreicht die Integrierte Leitstelle (ILS) Schweinfurt der fiktive Notruf, dass im Waldgebiet zwischen Unterpreppach und Reutersbrunn ein Radfahrer gestürzt sei und sich verletzt habe, zudem ein Baum die Straße blockiere. Daraufhin wird ein Rettungswagen der nahe gelegenen BRK-Rettungswache Ebern sowie die zuständige Ortsfeuerwehr Unterpreppach alarmiert.
Die wenige Minuten später eintreffenden Kräfte finden ein unübersichtliches und chaotisches Szenario vor. Es ist nicht nur der gemeldete Radfahrer betroffen, zahlreiche weitere Verkehrsteilnehmer benötigen Hilfe, sind zum Teil in ihren völlig demolierten Fahrzeugen eingeklemmt, die von umstürzenden Bäumen getroffen worden waren. Daraufhin wird die Alarmstufe erhöht und neben weiteren Einheiten des Rettungsdienstes, nahezu alle Feuerwehren des Inspektionsbezirks alarmiert.
Schweres Gerät kam zum Einsatz
Wegen dieses gestellten Szenarios am Samstag die Floriansjünger aus Unterpreppach, Ebern, Jesserndorf, Rentweinsdorf, Reutersbrunn, Eichelberg, Heubach, Pfarrweisach, Untermerzbach, Eyrichshof, Kraisdorf, Gereuth, Weißenbrunn, Fischbach-Höchstädten, Vorbach, Wüstenwelsberg, Rabelsdorf, Obermerzbach und Memmelsdorf im Einsatz. Es galt , die Verletzten zu sichten und in der Reihenfolge ihres Verletzungsgrades zu befreien.Hierzu musste auch schweres Gerät eingesetzt werden. Mit Schere und Spreizer wurden die Autos bearbeitet, damit der Notarzt freien Zugang zum Patienten hatte. Auch galt es, die Straße wieder passierbar zu machen. Mit Motorsägen wurden die großen Stämme zerlegt, die teilweise auf den Unfallfahrzeugen lagen.
Waldbrand und echter Einsatz
Neben dem Unfallszenario wurde noch ein kleiner Waldbrand angenommen, bei dem die Feuerwehrler eine 1500 Meter lange Schlauchleitung von Reutersbrunn bis in den Wald verlegen mussten. Insgesamt waren an diesem Tag bei einer großen Übung am Vormittag und einer kleineren Übung am Nachmittag 20 Ortsfeuerwehren mit 23 Fahrzeugen sowie 50 Rettungskräfte des BRK mit 20 Fahrzeugen beteiligt.Kreisbrandinspektor Thomas Habermann plante seit Mitte Januar die Übung, zusammen mit seinem Kernteam, Wolfgang Zweverink vom BRK und Michael Wüstenberg als federführender Kommandant der Feuerwehr Ebern.
"Wir sind sehr zufrieden mit dem Ablauf der Übung. Jeder hat sein Bestes gegeben und damit gezeigt, dass wir eine schlagkräftige Truppe sind", resümierte Habermann.
Davon überzeugten sich auch Kreisbrandrat Ralf Dressel und einige Bürgermeister, die der Einsatzübung einen Besuch abstatteten.
Die Kreisbrandmeister Dieter Murken, Ralf-Peter Schenk, Michael Schlereth, Johannes Betz und Andreas Winkler waren als Beobachter vor Ort und sorgten auch für die Sicherheit der Einsatzkräfte. Echte Verletzungen gab es keine, jedoch wurde gegen Mittag die Übung von einem Echteinsatz unterbrochen mit einer Leichtverletzten.
16 Opfer galt es zu versorgen
Schlimmer war es beim Übungsszenario zugegangen, dort musste ein "toter" Fahrradfahrer beklagt werden. Außerdem wurden 15 Personen teils schwer verletzt. Während der Tote von einer Puppe dargestellt wurde, waren die restlichen Verletzten aus Fleisch und Blut. Die Mimen wurden vor der Übung von der BRK-Schminkgruppe entsprechend präpariert, so dass die Verletzungen realistisch wirkten. Unter anderem wurden beispielsweise eine Pfählungsverletzung an einem Bein, ein Schädel-Hirn-Trauma, verschiedene Knochenbrüche an Händen und Beinen sowie Kopfplatzwunden und innere Verletzungen dargestellt.
Ein Tag der Vorbereitung
Thomas Habermann bedankte sich auch bei den 13 Kräften des THW Haßfurt, die bereits am Vortag hervorragende Arbeit geleistet hatten. Über sieben Stunden haben die THW-Helfer mit ihrem stellvertretenden Ortsbeauftragten Jonas Schierling und Zugführer Sebastian Böhm, die 150 Meter lange Unfallstrecke mit elf Schrottfahrzeugen so bearbeitet, dass sie absolut realistisch aussah.
Da wurden zum Beispiel Autos mit Hilfe eines Radladers auf das Dach gelegt oder zwischen Bäumen eingeklemmt. Auch eine Vorrichtung wurde konstruiert, die bei einem Fahrer einen kleinen Baumstamm simulierte, der sich durch die Windschutzscheibe, zwischen das Lenkrad hindurch, schließlich in sein Bein gebohrt hatte.
Nur durch das Zusammenwirken vieler Personen und Firmen, die ihre Dienste kostenlos zur Verfügung stellten, konnte diese Großübung gemeistert werden. Der Kreisbrandinspektor erwähnt hier besonders Holger Hegen vom Autohaus Gelder und Sorg, den Containerdienst Persch und die Autoverwertung Schuck, die bei Beschaffung, Transport und Entsorgung der Schrottfahrzeuge halfen. Die Förster Wolfgang Gnannt und Sven Kaps von den Bayerischen Staatsforsten kümmerten sich um die Auswahl der Bäume und die Fällarbeiten.
Der Wachleiter des BRK Ebern, Jürgen Geisel, war für die Organisation der Unfalldarstellung und das Schminkteam verantwortlich, während Jochen Rödel aus Sendelbach und Christian Kuhn aus Bramberg sich um den Auf- und Abbau kümmerten. Mario Mai aus Prappach organisierte die Mimen und der Bauhof der Stadt Ebern stellte die notwendigen Verkehrszeichen zur Straßensperrung zur Verfügung.
Um den Einsatzkräften im Nachgang das Ereignis nochmals anschaulich zu machen, dokumentierten Rudolf Hein das Geschehen auf Fotos und Christian Licha als Video.