Die Oper kommt ins Zeiler Kino
Autor: Sabine Weinbeer
Zeil, Samstag, 06. Oktober 2012
Das Capitol-Theater in Zeil betritt Neuland. Erstmals präsentiert Besitzer Bruno Schneyer ein großes musikalisches Werk auf der Leinwand. Das passt zum Betreiber, der stets Nischen sucht.
Ganz großes Kino - diese Redewendung hat sich für etwas Besonderes eingebürgert. Das Capitol-Theater in Zeil ist ein ganz kleines Kino, bietet aber dennoch etwas ganz Besonderes: Erstmals wird am 21. Oktober (Sonntag) eine Opernpremiere aus dem Nürnberger Staatstheater live in deutsche Kinos übertragen - und Zeil ist das einzige Kino zwischen Nürnberg und Aschaffenburg, das sich beteiligt. Um 17 Uhr hebt sich der Vorhang für Wagners "Tristan und Isolde" - und das Zeiler Kino wird zum Opernhaus.
Eine Übertragung in HD-Qualität mit neun Kameras versprechen die Veranstalter. "Der Zuschauer ist näher dran am Bühnengeschehen, hat eine hervorragende Klangqualität und trotzdem das Gemeinschaftserlebnis", sagt Kinobesitzer Bruno Schneyer. Der Unterschied zum Opernhaus sei in etwa so "wie zwischen Fußballstadion und Public Viewing".
Mit Herz und Seele
Bruno Schneyer ist Kinobetreiber mit Herz und Seele, und deshalb beschreitet er immer wieder neue Wege, um das letzte Kino im Landkreis Haßberge lebendig zu erhalten. Bei den meisten Film-Neustarts ist Bruno Schneyer dabei - manchmal zieht er aber auch den Kürzeren.
Anfrage aus Nürnberg
Just während des Kinosommers in Eltmann erreichte ihn die Anfrage aus Nürnberg, ob er sich nicht an diesem erstmaligen Opern-Projekt beteiligen wolle. Die Idee begeisterte ihn sofort, doch überlegte er eine Zeitlang, denn immerhin muss er vierstellig investieren, um die Premiere über Satellit auch in der gewünschten Qualität empfangen zu können. "Andererseits ist das jetzt auch der Schritt zu dieser Technik", schildert Schneyer. Zahlreiche Filme würden bereits per Satellit in Kinos übertragen.
So laufen die Vorbereitungen für den 21. Oktober nicht nur bei den Proben in der Staatsoper auf Hochtouren. Wagners Meisterwerk erzählt die Geschichte der hoffnungslosen Liebe zwischen Tristan und Isolde. Die Handlung basiert auf einer Sage aus dem keltischen Sagenkreis um König Artus und Tristan, die Wagner in rauschhaft-aufwühlende Musik gefasst hat. Die Nürnberger Staatsoper bringt das epochale Meisterwerk in dieser Saison zum 200. Geburtstag Wagners 2013 nicht nur auf die Bühne, sondern gemeinsam mit den Machern des Bayreuther "Parsifal" auch auf die große Leinwand in 46 deutschen und zwei österreichischen Kinos. Vor einem imposanten Bühnenbild lässt die international renommierte Regisseurin Monique Wagemakers die fatalen Gefühlswelten der Protagonisten aufeinander prallen. Die musikalische Leitung hat Generalmusikdirektor Marcus Bosch inne. In den anspruchsvollen Titelrollen entfachen Lioba Braun und Vincent Wolfsteiner das qualvolle Feuer der Liebe.
Die Nürnberger Premiere ist seit Monaten ausverkauft, doch für das Zeiler Kino gibt es noch Karten. Sie können unter Telefon 09524/1601 reserviert werden. Der Opern-Event in Zeil beginnt um 16.30 Uhr, zwei etwa halbstündige Pausen wird es geben, in denen auch Backstage-Bilder und Interviews aus Nürnberg gezeigt werden. Das Ende der Premiere in Nürnberg ist für 22.30 Uhr geplant.