Druckartikel: Die Manege als Übungsfeld fürs Leben

Die Manege als Übungsfeld fürs Leben


Autor: Johanna Eckert

Ebern, Montag, 27. Mai 2013

Die Familie Lauenburg verbindet Artistik mit einer pädagogischen Idee und begeistert damit die Kinder in ganz Franken. das Zirkus-Unternehmen, das sich auf die Arbeit mit Schulen spezialisiert hat, machte in Ebern Station.
Die Lauenburgers in ihrem "Wohnzimmer to go". Ein Wohnhaus auf Rädern, das komplett ausgestattet ist. Fotos: Johanna Eckert


Der Familienzirkus Lauenburger, der am Wochenende in Ebern gastierte, will Schule machen. Mit Projekten für Schulklassen geben die Artisten ihre Leidenschaft für den Zirkus an neugierige Kinder weiter und lassen hinter die Kulissen blicken.

Das Zelt steht, die Lichter leuchten, die Tiere sind geschmückt, dem Clown fehlt noch die Schminke, der Seiltänzerin der Schirm - trotzdem: "Manege frei", der Zirkus ist da. Popcorn, bunt bemalte Kulissen und der einmalige Zirkusgeruch versetzen auch die Erwachsenen für kurze Zeit in Kindheitstage. Die sechsköpfige Familie Lauenburger von jung bis alt weiß ihr Publikum zu begeistern. Echte Künstler eben!

Die ganze Familie macht mit

Der Zirkus Lauenburger ist ein reines Familienunternehmen und mit den jüngsten Artisten ist es jetzt schon die achte Generation, die mit Teller drehen, Jonglage oder Akrobatik das Publikum begeistert.

Zirkusvater André Lauenburger sagt: "Die Kinder können hier ihren Kindheitstraum leben und bekommen oft kaum genug davon."Dass der Zirkus aber nicht nur Vergnügen bedeutet, dass weiß schon die siebenjährige Charlize: "Ne, ne, das ist nicht so leicht wie ihr denkt."

Kurz nachdem das Quartier in Ebern bezogen wurde, musste man gegen die Wassermassen ankämpfen und Tiere und Kulissen ins Trockene bringen. Überhaupt einen Stellplatz in den Gemeinden zu bekommen, ist heutzutage auch nicht mehr einfach. "Es gibt Kollegen, die verhalten sich einfach nicht gut. Da werden die Gemeinden dann skeptisch, wenn ein Zirkus anfragt." Aber in Ebern hat es, dank des Einsatzes verschiedener Bürger, dann doch geklappt.

In Deutschland gibt es eine Schulpflicht, und die gilt auch für die Lauenburger Zirkuskinder Marius (16 Jahre), Manoel (15 Jahre), Chiara (elf Jahre) und Charlize (sieben Jahre). Im Sommer ist die Künstlerfamilie auf Tour durch Franken. Das bedeutet wöchentlichen Schulwechsel. Die Kinder müssen über den Nachweis ihres Schulbesuches Buch führen. Dass einer der Söhne aber schon beim unterfränkischen Lesewettbewerb gewonnen hat zeigt, dass die Schulpflicht bei den Lauenburgers ernst genommen wird.

Wohnen auf kleiner Fläche

Logistische Meisterarbeit verlangt auch immer wieder der Umzug zum nächsten Platz. Die Familie besitzt zwölf Wägen, in denen Hab und Gut verstaut ist. Nur jedoch André Lauenburger und seine Frau Nadine verfügen über einen entsprechenden Führerschein. Pendeln ist angesagt und so kann ein Arbeitstag schnell 15 Stunden dauern.

Der Zirkusvater André Lauenburger beschreibt seinen Beruf so: "Ich bin nicht nur Lkw-Fahrer, Artist, Zeltbauer, Tierpfleger, Feuerspucker sondern auch Ehemann und Vater." Die Kinder müssen schon in jungen Jahren mithelfen. Tiere pflegen, Kunststücke einüben, Disziplin zeigen. Zeit zum Basteln, Fahrrad fahren oder Pilze suchen bleibt trotzdem.

In einem der Wägen, auf 37 Quadratmeter, wohnt die Familie. Alles bestens ausgestattet. "Wir haben eigentlich alles - etwas kompakter, dafür aber to go!", sagt Lauenburger. Die Familie lebt den Zirkus, das spürt man in jedem Augenblick.

Schüler werden zu Artisten

Diese Leidenschaft vermittelt die Familie schon seit einiger Zeit in ihren Schulprojekten. Dabei können Schulklassen eine Woche lang hinter die Kulissen des Zirkus schauen und Kunststücke mit den Profis einüben. "Das stärkt unheimlich das Selbstbewusstsein und die Kinder kommen aus sich heraus", so Lauenburger über seine Arbeit mit den Schulen. "Viele Kinder wissen nicht mal mehr, dass man auf einem Bein stehen kann. Die Manegenluft verändert die Kinder positiv."

Nach den Pfingstferien werden die Lauenburgers mit einer Schule in Untersiemau zusammen arbeiten. In den Sommerferien sind sie beim Ferienprogramm in Haßfurt und Unterschleichach mit dabei. Wer gerne mal Seiltanzen möchte, Akrobatikübungen ausprobieren oder Jonglieren lernen will, ist hier an der richtigen Adresse.