Die Kunst der schnellen Pointen
Autor: Ulrike Langer
Haßfurt, Freitag, 21. November 2014
Alfred Dorfer nahm sein Publikum in Haßfurt mit in die Tiefen des feinsinnigen Humors. Der Kabarettist aus Österreich begeisterte auch sein fränkisches Publikum.
Er ist ein Künstler der schnellen Pointen. "Seine Gags kommen wie aus der Pistole geschossen", sagt Susanne Hüttner aus Haßfurt. Sie war eine von vielen Besuchern, die sich den Theater-, Kabarett-, Therapie- und Performance-Auftritt des österreichischen Kabarettisten Alfred Dorfer beim Kulturamt Haßfurt in der Stadthalle nicht entgehen ließen und am Ende hochzufrieden auf einen gelungenen Abend zurückblickten.
"Alfred Dorfer hat einen spitzen und zugleich feinen Humor, der auch sich selbst und sein Heimatland auf die Schippe nimmt", so Susanne Hüttner. "Darüber hinaus fordert er einen zum Nachdenken auf. Doch man kommt bisweilen mit dem Denken gar nicht nach, weil er seine Pointen so schnell abfeuert.
Ja, man muss aufpassen, nicht zu lange zu lachen, damit man den Faden nicht verliert."
Tatsächlich versteht es Alfred Dorfer in seinem neuen Programm "bisjetzt" auf das Feinste, seine eigene Geschichte mit den Geschichtsereignissen und feinsinniger Kritik an manchen Entwicklungen auf eine lockere Art zu verbinden und das Publikum mit auf die Spitze getriebenen Kommentaren ununterbrochen zum Lachen zu bringen.
Sein Leben als Gerüst
Seine Geburt 1961, seine Matura 1980, die Geburt seines Sohnes 1990, sein Studium und seine Laufbahn bilden das Gerüst, um das der Kabarettist seine Ansichten über die Entwicklung der Menschheit schlingt. Immer wieder fordert er sein Publikum auf nachzudenken. So sollen die Zuhörer in der Pause in Arbeitsgruppen über Fragen wie "Wenn etwas nix is' und sich entwickelt. Entwickelt sich dann etwas oder nix?" diskutieren. Er philosophiert nach bester Manier darüber, dass die Erinnerung die einzige Brücke in die Vergangenheit ist. "Doch was ist mit der Zukunft?", sagt er. "Die meisten meinen mit Zukunft die Rente, und das Rentensystem ist das einzige staatlich erlaubte Pyramidenspiel!"
Provokant kommentiert er das Frauenwahlrecht als "Demokratiefolklore", die nur dazu dient, damit Frauen eine Beschäftigung am Wahlsonntag haben. Liberal ist für ihn nur ein Fremdwort für haltungs- und charakterlos, Ideologien sind nur eine Sonderform von Geschäften, Politik ist eine Unterhaltungssendung für die Wirtschaft, die moderne Soziologie eine Hilfswissenschaft, weil sie nicht hilft, und Buddhismus eine Art religiöses Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel, bei dem man wieder auf Anfang geht, wenn man Blödsinn angestellt hat. Mit teils zynischen, teils satirischen und teils bitterbösen, aber immer zum Lachen animierenden Gedankenspielen über die Wahrheit und den Sinn des Lebens vergeht der kurzweilige, niveauvolle Abend und auf einmal ist er zu Ende. Mit den Worten "Tragen Sie die Freude, die wir heute zusammen hatten, nach Unterfranken hinaus und passen Sie auf sich auf", verabschiedete sich der Kabarettist nach einer Zugabe und dem freudigen Schlussapplaus.