Die Kirche macht mobil
Autor: Ulrike Langer
Knetzgau, Freitag, 11. Sept. 2015
Pastoralreferent Volker Krieger aus Knetzgau geht bei der Verkündung seines Glaubens neue Wege. das hat ihm bereits einen Missions-Preis eingebracht.
"Unser Herr, Jesus Christus hat sogar den Himmel verlassen, um zu uns Menschen zu kommen. Warum sollte ich als Seelsorger nicht die klassischen Kirchenräume verlassen, um ihnen besser begegnen zu können?", sagt Pastoralreferent Volker Krieger. Er wird in Kürze mit seiner "Pilger-Kirche" zu den Menschen unterwegs sein. Dafür wurde er im Frühjahr bereits mit dem Missions-Preis des ökumenischen Vereins "Andere Zeiten" ausgezeichnet.
Neuer Ansatz
Volker Krieger, seit 2005 Seelsorger in Knetzgau, ist schon immer von dem Gedanken beseelt, den Menschen zu begegnen. "Doch viele kommen nicht mehr zur Kirche und andere erleben uns Seelsorger fast nur über das Pfarrbüro oder im Kontext der Liturgie. Kinder und Jugendliche wiederum haben von sich aus fast keine Möglichkeit, Seelsorgern außerhalb dieses Kontextes zu begegnen", erzählte er. Daher macht er schon jetzt sehr oft Hausbesuche.
Weil er aber auch dabei nicht immer jemanden antrifft, kam ihm die Idee der Pilger-Kirche.
Dafür ließ er sich von der schwäbischen BoWo Schäferwagenmanufaktur einen Schäferwagen bauen, der an einen Personenwagen angehängt werden kann und die Kirche mobil macht. "Ich sagte dem Inhaber Bernd Wonner: Sie müssen mir eine Kirche bauen, und er hat mein Anliegen sofort verstanden und unterstützt", so Volker Krieger. "Obwohl ich zu dem Zeitpunkt noch kein Geld zur Finanzierung hatte, nahm er den Auftrag sofort an."
Natürlich hatte der Pastoralreferent sein Seelsorgeteam von seinem Projekt informiert und dessen volle Unterstützung erhalten. Um die Finanzierung des 24 000 Euro teuren Wagens jedoch kümmerte er sich selbst.
Viele Unterstützer
So gelang es ihm, 10 000 Euro und zudem den Missionspreis im Wert von 5000 Euro vom Verein "Andere Zeiten" zu erhalten und 5000 Euro von der Gemeinde Knetzgau zu bekommen. Den Rest brachte er durch Einzelspenden, die Unterstützung der evangelischen Gemeinde Westheim und eigene Mittel auf.Auch die Öffentlichkeitsarbeit und die Homepage www.pilger-kirche-unterwegs.de, die in Kürze fertiggestellt sein wird, wurden finanziert. Das Schild "Pilger-Kirche unterwegs" am Wagen haben katholische und evangelische Christen gemeinsam gestaltet. Für die Mobilität wiederum stellten die Eltern von Volker Krieger ein Auto zur Verfügung. Erfreut ist der Pastoralreferent, dass die Pilger-Kirche von den Kreuzschwestern in Gemünden und vom Gebetskreis Westheim betend unterstützt wird.
"Die Pilger-Kirche steht allen Menschen offen. Sie trifft aber eine Option für die, die sich in der Kirche nicht mehr, kaum noch oder nur wenig beheimatet fühlen. Sie ist sich ihrer katholischen Wurzel bewusst, atmet aber ökumenischen Geist. Denn Kirche ist mehr als die Summe aller Konfessionen", schilderte er sein Anliegen. "Ich möchte der Sehnsucht nach Leben Raum geben, die Suchbewegungen der Menschen begleiten, deuten helfen und die Menschen selbst darin segnen sowie dem Unterwegssein der Menschen Sinn geben."
Ihm ist es wichtig, dem Namen Gottes, Jahwe - Ich Bin Da, ein Angesicht zu geben und den Namen Jesu, Immanuel - Gott ist mit uns, für die Menschen einzulösen.
Auf fester Route unterwegs
Mit der Pilger-Kirche wird er jeweils für einige Tage in der Woche mitten in den Dörfern oder an anderen Orten der Begegnung, wie Sportplätzen, Spielplätzen, Friedhöfen, der Schule oder einem Einkaufszentrum verweilen und
dann weiter ziehen. Die Route ist mit den Seelsorgern abgesprochen und kann auch im Internet verfolgt werden. "Mein Slogan als Mit-Pilger lautet: Ich bin da, habe Zeit und höre zu. Ich bin bereit, mich den Menschen einfach auszusetzen. So wird die Pilger-Kirche zu dem, was die Menschen daraus machen", sagte Volker Krieger, der auch die Zusammenarbeit mit der Schule, dem Kindergarten, Vereinen, Kommunion- und Firmgruppen sucht. Außerdem möchte er Leseabende in der Bücherei, therapeutische Meditationen bei der VHS oder meditatives Wandern anbieten, das in der Heckenwirtschaft lustvoll ausklingen darf.
Daneben werden einige seiner Tätigkeiten wie Anmeldegespräche für Firmlinge, kleine Katechesen, Gruppenstunden, Einzelgespräche für Exerzitien im Alltag oder kleine Gruppengottesdienste mit Kindern in seiner Pilger-Kirche wahrgenommen.
Auch Werbeplattform
Die Pilger-Kirche ist auch eine Werbeplattform für Angebote im Dekanat, wie zum Beispiel für Kino-Exerzitien, Exerzitien im Alltag, Einkehrtage, Meditatives Wandern oder geistliche Begleitung, in der Volker Krieger ausgebildet wurde. "Mich ermutigen die breite Unterstützung, die ich von Menschen erfahre, wenn ich ihnen von der Pilger-Kirche erzähle, und die nachhaltige Freude, die sich zeigt, wann immer ich an diesem Projekt arbeite, darüber nachdenke oder es betend dem Herrn bringe und auf Ihn lausche", erklärte er seine Begeisterung für das von ihm ins Leben gerufene Projekt. Selbstverständlich ist ihm die Unterstützung seiner Frau und seiner drei Kinder eine unverzichtbare, wertvolle Hilfe, denn die ist eben nicht selbstverständlich!
Erste Begeisterung
In Westheim konnten bereits Besucher
des ökumenischen Abendsegens die Pilger-Kirche bestaunen. Ihre Reaktion fiel durchwegs positiv aus. "Das ist eine tolle Idee, weil die Pilger-Kirche ein kleiner Raum ist, der Vertrauen schafft", sagte Tatjana Gorzny aus Eschenau. "Ich würde dieses Angebot gerne einmal nutzen." Auch Sieglinde Zeiß aus Westheim zeigte sich begeistert: "Damit kommt die Kirche zu den Menschen, ganz wie es sein soll." Als "unumgänglich" bezeichnete Andrea Benzinger ausWestheim die Pilger-Kirche. "Volker Krieger hat den Umbruch erkannt und es ist egal, ob man evangelisch oder katholisch ist. Wichtig ist das Gespräch zu und über Gott." Ihr Mann Wolfgang Benzinger betonte, dass sich die Zeiten einfach geändert hätten. "Die Pilger-Kirche ist ein neuer und richtiger Weg, die Menschen für die Kirche zu interessieren."