Die Imker im Kreis haben ein schwieriges Jahr überstanden
Autor: Günther Geiling
Augsfeld, Sonntag, 27. Oktober 2013
"Wir beschäftigen uns seit dem Jahr 1986 mit der Varroa, haben sie aber immer noch nicht im Griff. Wir stehen ihr nicht machtlos gegenüber, aber man muss die Behandlungsmöglichkeiten beherrschen." Dies betonte Imkermeister Dirk Ahrens-Lagast vom Biozentrum der Uni Würzburg bei der Herbstversammlung des Kreisimkerverbands Haßberge.
Die Imker haben kein leichtes Jahr hinter sich, die Witterung war ungünstig, und dann war auch noch im Bereich Haßfurt die Faulbrut ausgebrochen.
Der Kreisvorsitzende und Veterinärmediziner Werner Hornung ließ eingangs das Imkerjahr Revue passieren. Ihn freut es, dass es Imker und Imkerpaten gibt, die die Imkerei in der Öffentlichkeit positiv präsentieren und sich um Interessenten für die Bienenhaltung kümmern.
Nicht wegzudenken ist da die Arbeit des Imkervereins Kirchlauter mit seinen Frontleuten Peter Kirchner und Karl Schmitt am Lehrbienenstand. Der bisherige Geschäftsführer Klaus Mendel von der Honigerzeugergemeinschaft stellte den Probeimkern alle Honigsorten vor, vermittelte ihnen Hintergrundwissen und schließlich engagierte sich auch Renate Hau von der Belegstelle sehr, wie Hornung noch hervorhob.
Der Zusammenhalt der Imker war groß, wie deutlich wurde, denn andere Mitglieder hätten bei den vielen Untersuchungen der Bienenvölker in Zusammenhang mit der Faulbrutbekämpfung mitgeholfen und dadurch die Untersuchungszeiten reduziert, wie Hornung sagte.
Anerkennung zollte er dem Imkerverein Ebern für die Präsentation beim "Tag der Vereine", den Zeilern für den "Schnuppertag" und den Haßfurtern, die die Imker bei der Verbrauchermesse "Culinea" in Knetzgau vertraten.
Varroamilbe im Griff?
Im Mittelpunkt standen dann das Thema Varroamilbe und die Frage, ob man die Varroa im Griff hat. Seit der Jahrtausendwende ist die "Varroa destructor" eine Bedrohung für die Bienenvölker in Deutschland; in den letzten Jahren waren 20 bis 30 Prozent Völkerverluste über den Winter keine Seltenheit. Ein enormer wirtschaftlicher Schaden - nicht nur für die Bienenhalter, sondern auch für die Landwirte: Ihnen fehlen die Bestäuber für viele Nutzpflanzen.
Die Varroa ist der wesentliche Faktor für die Verluste an Bienenvölkern in der Überwinterung. Das ergab das Deutsche Bienenmonitoring. Bei dieser Studie wurden mehr als 1200 Bienenvölker beobachtet und untersucht. Auch Völker am Lehrbienenstand in Kirchlauter sind mit dem Bienenmonitoring vernetzt.
Mit Dirk Ahrens-Lagast vom Biozentrum der Universität Würzburg hatte der Kreisimkerverband einen Fachmann zu Gast. Er bestätigte, dass die Winterverluste auf den starken Befall der Varroamilbe zurückzuführen sind. Dazu kommen die Infektion mit dem Flügeldeformationsvirus, die Infektion mit dem "Akute-Bienen-Paralyse-Virus", das Alter der Königin und die Schwächung der Völker im Herbst.
Ahrens-Lagast hält es für normal, dass Bienenenvölker im Frühjahr etwas schwächer sind als bei der Einwinterung; ein Varroabefall bis zu sechs Prozent sei auch noch normal, doch Einbußen bis zu 20 Prozent seien schon enorm; sie könnten schon dazu führen, dass manche Völker im Frühjahr dann weg seien. "Deswegen ist es ganz wichtig, dass sie möglichst varroaarm in den Winter gehen."
Dirk Ahrens-Lagast betonte, wie wichtig es sei, regelmäßig Milben zu zählen. Nur so lässt sich die Situation im Volk einschätzen und passgenau bekämpfen. Bisher üben die Imker eine große Behandlungsvielfalt aus. 120 Imker hätten 30 Varianten. Praxistauglich ja, doch oft fehle Dokumentation: "Wann habe ich etwas gemacht?" Viel wichtiger wäre es, das Ganze zu beproben und immer wieder zu schauen, wie viele Milben noch drin seien. "Ich gebe euch die Empfehlung, dies in der Imkerpraxis zu vermitteln. Häufig lernt man auch über die Fehler anderer."
Die besondere Problematik: Die Varroamilbe besitzt ein expotentielles Wachstum; sie verdoppelt sich im Rhythmus von drei bis vier Wochen. Wer im Februar 100 Milben feststellt, muss im August schon mit 12 800 Milben rechnen, sagte Ahrens-Lagast. Kein Wunder, dass im August ganz Völker zusammenbrechen. "Im Frühjahr fallen sie noch nicht auf, aber dann im Sommer und wenn sich das Volk auf den Winter vorbereitet." Dirk Ahrens-Lagast riet eindringlich, zur Befallsdiagnose ab 1. Juli - danach sollte man die Behandlung nach Befallsgrad planen.
Projekt Probeimker
Der Vorsitzende des Imkerverein Kirchlauter, Peter Kirchner, berichtete von dem Projekt Probeimkern und der Begleitung der Jungimker im Landkreis. "Auch im Jahr 2013 waren wir hier wieder sehr erfolgreich, denn wir haben 35 Jungimker, davon allein 16 im Bereich Kirchlauter. Die jungen Leute sind mit Leidenschaft dabei." Peter Kirchner freut es, dass sich sechs Vereine beteiligten und junge Leute ausbilden. Interessant: Für viele ist nicht der Honigertrag die Motivation, sondern das "Engagement in der Natur."
Gut so, kommentierte Kirchner, denn mit dem Honigertrag sei es ja nicht immer gleich. Während 2012 jeder Probeimker etwa 25,5 Kilo Honig mit nach Hause nehmen konnte, sei das in diesem Jahr ganz anders gewesen. Im Frühjahr gab es mit gut einem Kilogramm sehr wenig Honig - am Ende kamen zwischen sechs und zehn Kilogramm Honig zusammen. Dies sei aber keinem zu wenig gewesen.
Das Probeimkern für 2014 beginnt am 14. März in Kirchlauter. Jeder Verein sollte einen Vertreter schicken. Der Anfängerlehrgang beginnt am 30. März mit der Theorie; Schlusspunkt ist der 11. Oktober mit dem Honiglehrgang. In den nächsten Wochen gibt es jetzt noch einen Lehrgang über "Bienenkrankheiten". Den hält Werner Hornung selbst.
Dienst an der Gemeinschaft
Peter Kirchner ist ein überzeugter Bienenhalter: "Ich will mit meinem Engagement erst dann aufhören, wenn das Bienenhaus genauso hoch bewertet wird wie die Wohnung für Katzen und Hunde", unterstrich er. Das Imkern sei ohne Zweifel ein Dienst an der Gemeinschaft. "Man kann zwar die Neuimker nicht zum Imkern tragen, aber man kann sie anfüttern".
In der Imkerei stecke viel an Nachhaltigkeit und an wirtschaftlichen Vorteilen, vor allem für Dritte. Und Kirchner machte eine Rechnung auf: Den Rapsanbau im Landkreis schätzt er auf 4580 Hektar. Bei einem Ertrag von 1100 Euro pro Hektar ergibt das rund fünf Millionen Euro. Fachleute schätzen ja, dass beim Raps eine Bestäubung von bis zu 50 Prozent durch Bienen erfolge, rechnete Kirchner vor, "aber wenn man nur zehn Prozent durch Bienen annimmt, kann die Arbeit der Bienen mit mehr als 500 000 Euro angesetzt werden."
Dementsprechend hoch anzusiedeln sei der wirtschaftliche Nutzen der Bienenvölker. Allein im Imkerverein Kirchlauter gebe es 200 Völker. Wenn ein Volk 25 Kilogramm Honig liefert bei einem Preis pro Kilo von sechs Euro, so komme man damit auf Einnahmen von 30 000 Euro, sagte Kirchner. Auf den Landkreis übertragen sei dies noch bedeutsamer. 4000 Völker erwirtschafteten auf diese Weise einen Ertrag von fünf Millionen Euro.