Die Haßfurter lieben den Blues
Autor: Ulrike Langer
Haßfurt, Montag, 26. November 2018
Verschiedene Musiker gestalteten die Bluesnacht in der Stadthalle. Die Musik ging ins Ohr und löste Begeisterung aus.
Das Haßfurter Publikum liebt den Blues. Insofern hatte das Kulturamt Haßfurt live vor zehn Jahren eine grandiose Idee, als es die "Haßfurter Bluesnacht" ins Leben rief und alljährlich mit wechselnden Künstlern in der Rathaushalle veranstaltete. In diesem Jahr fand die Haßfurter Bluesnacht aufgrund des ständig steigenden Interesses zum ersten Mal in der Stadthalle in Haßfurt statt und die Musiker, die Petra Zirkler zusammen mit Ignaz Netzer ausgewählt hatte, begeisterten die Besucher restlos. Applaus, der kein Ende nehmen wollte, und unzählige Zugaben zeugten von der fantastischen Stimmung, die nicht abflauen wollte.
"Good morning blues, good evening Haßfurt" sang Ignaz Netzer, die deutsche Bluesikone aus dem Schwabenland, der nicht nur herausragende Musiker mitgebracht hatte, sondern auch selbst in die Saiten seiner Gitarre griff. "Ich freue mich immer wieder, in die europäische Kulturmetropole Haßfurt zu kommen", betonte er, "denn hier ist das Publikum fachkundig und die Stimmung immer super!"
Doch bevor der große Meister der Bluesgitarre selbst spielte, kündigte er hocherfreut und "mit großem Respekt" ein Trio aus Haßfurt an: "Sophia und ihre feinen Jungs". Was Sophia Weinberger (Gesang), Klaus Neubert (Gitarre, Banjo) und Niko Wörtmann (Gitarre) dann boten, verwunderte die Neulinge unter den Besuchern. Denn diejenigen, die schon alle Bluesnächte oder zumindest einige erlebt hatten, kannten bereits die unnachahmliche Sängerin, deren Charme und Ausstrahlung sich niemand entziehen kann und deren Wahnsinnsstimme alles überstrahlt. Das Gänsehautfeeling, das Ignaz Netzer schon beim Soundcheck befallen hatte, konnten die Zuhörer ebenfalls erleben. Getragen wurde Sophia Weinbergers Gesang vom hervorragenden begleitenden Gitarrenspiel von Niko Wörtmann und Klaus Neubert, wobei Letzterer auch mit Improvisationen an Gitarre und Banjo hervorstach. "Es ist schön, dass unsere Haßfurter 45 Minuten spielen durften", freute sich auch Mike Singer aus Haßfurt, der Stammgast bei den Haßfurter Bluesnächten ist.
Rockigen Blues und Boogie Woogie schmetterte anschließend das Urgestein der deutschen Bluesszene, der Berliner Pianist und Sänger Christian Rannenberg. "Er ist vielfacher Preisträger und wahrscheinlich der einzige Deutsche, der jahrelang als Profi in den USA arbeitete", so Ignaz Netzer. Mit kraftvollem Anschlag und virtuoser Raffinesse versetzte Christian Rannenberg die Zuhörer in einen melodischen und rhythmischen Rausch. Ebenso intensiv und eindringlich wie sein Klavierspiel war sein Gesang wie zum Beispiel beim "Highway Blues" oder bei "Dinky doo" von Eddie Bo. Schon nach diesem ersten Set schwärmte Julius Kral aus München, der mit Verwandten aus Sand die Bluesnacht besuchte: "Von dieser Musik kann ich mich gut treiben lassen!" Er lobte nicht nur das "wunderbare Mädel" Sophia Weinberger und ihre "Superstimme" sowie den Pianisten, der "so schön improvisiert" hatte, sondern auch den Sound und die gute Atmosphäre in der Stadthalle.
Nach der Pause war es dann Ignaz Netzer, der mit einigen Liedern alle Register seines Könnens an der Bluesgitarre zog und mit seinen humorvollen Moderationen das Publikum für sich einnahm. Nach seinem kurzen wie wunderbarem Auftritt kündigte er mit der "Luboš Andršt Blues Band" Stars aus Tschechien an. Denn der Gitarrist Luboš Andršt, den sich vor 20 Jahren der legendäre amerikanische Bluesgitarrist B. B. King an seiner Seite gewünscht hatte und mit ihm Konzerte in Prag und Zlín gab, ist eine lebende Legende des tschechischen Blues und Jazzrock. Begleitet von Jan Holecek (Gesang, Orgel), Vladimir "Guma" Kulhanek (Bassgitarre) und Jaromír Helešic (Schlagzeug) faszinierte er mit modernem elektrischen Blues. "Die sind echt Weltklasse", lobte Mike Singer, der den Gitarristen als "einmalig" bezeichnete. "Man kann B. B. King verstehen, dass er ihn an seiner Seite haben wollte", sagte er. Mike Singer war auch begeistert von dem abwechslungsreichen Programm des Abends und zeigte sich dankbar dafür, "dass man so etwas in Haßfurt erleben kann und das Kulturamt dieser Nischenmusik eine Plattform gibt". Weiter erklärte er: "Ich wäre nicht zehn Jahre lang zu den Bluesnächten gegangen, wenn sie nicht immer besonders schön gewesen wären. Die Haßfurter Bluesnacht ist eines der Highlights im Kulturprogramm und ein absoluter Pflichttermin für mich."