Die Haßfurter Bluesnacht entfaltete ihren Charme
Autor: Ulrike Langer
Haßfurt, Sonntag, 25. Oktober 2015
"Good morning Blues, good evening Haßfurt", hieß es am Freitag in der ausverkauften Rathaushalle. Zum siebten Mal begeisterte die "Haßfurter Bluesnacht", organisiert vom Kulturamt und der schwäbischen Blues-Ikone Ignaz Netzer, das Publikum.
Dieser Abend zeichnet sich aus durch verschiedene Stilrichtungen und Besetzungen, durch die Auftritte von jungen und erfahrenen Künstlern aus. Immer nutzt Ignaz Netzer seine Kontakte, um in Haßfurt hochkarätige Musiker der Szene vorzustellen.
"Es war einfach wunderbar und wirklich fantastisch", schwärmte Frank Lutz aus Sand: "Was Haßfurt bietet, kann sich sehen und hören lassen." Schon von "Miss Sophie & the Blues" mit Sophia Weinberger aus Obertheres (Gesang), Silas Ambiel aus Heidelberg (Gitarre) und Niko Wörtmann aus Haßfurt (Gitarre), war er mehr als angetan. "Die Sängerin hat eine Stimme, die durch Mark und Bein geht. Sie trifft jeden Ton und wäre prädestiniert, einmal eine CD aufzunehmen", meint er.
In der Tat kann "Miss Sophie" mit ihrer klaren Stimme wunderbar "spielen". Der mitreißende Blues ihrer Begleitmusiker packte auch Frank Lutz, der früher selbst Gitarre gespielt hat.
So klang der Blues in seiner Anfangszeit
Einen ganz anderen, nicht minder faszinierenden Blues spielte "Andis Blues Orchester". Der 30-jährige Andi Unter (Gitarre, Harp, Gesang) und seine Begleiter Michael Stiegler (Kontrabass) und Simon Dahl (Fiddle, Mandoline) haben sich dem frühen Blues, dem Boogie Woogie und dem Ragtime verschrieben. "Hut ab vor diesen Musikern", kommentierte hier auch Frank Lutz. "Wie Andi Unter die schwierig zu spielende, aber vom Klang her packende Resonatorgitarre spielt, dazu singt und Blues Harp spielt, war klasse! Diese Band würde ich gerne wieder einmal anhören."Klaus Neubert (Gitarre) aus Haßfurt und Michael Schmitt (Gesang, Geige, Gitarre) aus Schweinfurt waren ebenfalls zu Gast, auch wenn sie keine "echten" Bluesmusiker sind. Ihr stark vom Jazz beeinflusstes Spiel und ihr Einsatz von Loops fanden allerdings bei dem passionierten Sander Musikfreund Lutz keinen großen Anklang. "Ihr Stil hat nicht zur Bluesnacht gepasst, und als Musiker mag ich Playback auf der Bühne überhaupt nicht", erklärte er.
Da steckt Kraft drin
"Jetzt bekommt Ihr die volle Dröhnung", kündigte Ignaz Netzer die Band "Dirty Wires" an. Die vier Musiker um den Frontman Volker Hotzelmann (Gitarre, Gesang) überzeugten in der Besetzung mit Hammondorgel, zwei E-Gitarren, E-Bass/Kontrabass sowie Schlagzeug mit Klassikern und eigenen Kompositionen. Auch wenn sie anfangs zurückhaltend wirkten. Natürlich war der Auftritt von Ignaz Netzer (Gesang, Gitarre) ein Höhepunkt. "Er klingt absolut authentisch, singt ohne jeglichen deutschen Akzent und hat die schönste deutsche Bluesstimme. Außerdem ist sein Gitarrenspiel einmalig", schwärmte Lutz. Ja, Ignaz Netzer ist Rhythmus und Stimme zugleich, beherrscht selbst die leisteten Töne und die feinsten Schwingungen, hat eine fantastische, rauchig klingende und von einem dunklem Timbre geprägte Stimme, eine Bühnenpräsenz, die das Publikum gefangen nimmt, und einen ironischen Humor.
"So muss ein Schlager klingen, Herr Bohlen", kündigte er beispielsweise das Lied "I got the blues when it rains" an. Seine Aufforderung, mitzusingen, nahmen die Zuhörer gerne an. So klang bei "Jesus on the mainline" aus gut 150 Kehlen der Refrain "Tell him what you want".