Die GUT Haßberge entwickelt weitere Ideen
Autor: Andreas Lösch
LKR Haßberge, Mittwoch, 16. August 2017
Für den Bau neuer Windkraftanlagen im Kreis Haßberge sieht die GUT derzeit keine Perspektive. Der Fokus liegt auf Solar, Elektromobilität und: Klärschlamm.
Es wirkt etwas (wind)still um die GUT dieser Tage. Die Ideenschmiede des Landkreises Haßberge, die lokale Projekte in Hinblick auf die Energiewende entwickelt, ist aber noch aktiv; erst Ende Juli wurde eine Solaranlage auf dem Dach des Tierheims in Zell fertiggestellt und an den Zweckverband Fundtier-Betreuung Haßberge verkauft, wie Wilfried Neubauer dem Fränkischen Tag auf Anfrage erklärt.
Neubauer ist neben Günter Mendel einer der zwei Geschäftsführer der GUT (Gesellschaft zur Umsetzung Erneuerbarer Technologieprojekte im Landkreis Haßberge mbH) und er weist darauf hin, dass die Gesellschaft von Anfang an nicht nur für Windkraft-Projekte gestanden habe, diese aber durch die mediale Berichterstattung verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt sind. Gesellschafter der GUT sind der Landkreis Haßberge (48,4 Prozent), Städte, Märkte und Gemeinden aus dem Landkreis (46,4 Prozent) sowie die Städtischen Betriebe Haßfurt (3,2 Prozent) und die BBV-Landsiedlung (zwei Prozent).
Prinzipiell beschäftigten sich die Verantwortlichen bei der GUT mit Projekten im Bereich erneuerbare Energien, entwickeln diese, prüfen die Machbarkeit, setzen sie gegebenenfalls um und geben sie dann an Auftraggeber ab. So lief es etwa beim Windpark Sailershäuser Wald, in dem seit einiger Zeit zehn Windräder Strom erzeugen - das rund 44 Millionen Euro teure Projekt wurde nach Fertigstellung an eine Betreibergesellschaft verkauft, an der sich neben der Bürger-Energiegenossenschaft (kurz BEG) als kommunale Partner der Landkreis, zahlreiche Gemeinden, das Haßfurter Stadtwerk und das Überlandwerk Lülsfeld beteiligt haben. Der einzige überregionale Gesellschafter ist die Planet Energy aus Hamburg, eine Tochterfirma von Greenpeace Energy.
Windkraft ad acta gelegt
Nachdem aber ein weiteres Windpark-Projekt im Bereich Kirchlauter auf dem Tonberg im vergangenen Jahr scheiterte, zog sich die GUT vorerst aus dem Segment Windkraft zurück (zum einen gab es enormen Widerstand aus der Bevölkerung, was aber nicht der konkrete Grund für das Aus bei Kirchlauter war: Weil in dem Gebiet Schwarzstorch, Graureiher, Wespenbussard und Wildkatze nachgewiesen worden waren, zog die GUT den Bauantrag zurück). Das hatte auch zur Folge, dass die Geschäftsführung schrumpfte: Der auf Windkraft spezialisierte Ingenieur Gunter Häckner schied als dritter Geschäftsführer Ende Juni dieses Jahres aus, denn weitere Windpark-Projekte sind momentan nicht in Sicht. Windkraft sei wegen der momentanen landes- und bundespolitischen Rahmenbedingungen (10h-Regelung, artenschutzrechtliche Vorgaben) im Grunde durch, die Hürden bis zur Realisierung seien hoch, die Planungen und Vorbereitungen intensiv und kostspielig bei relativ geringer Aussicht auf Umsetzung, sagt Neubauer. "Wenn sich das ändert, nehmen wir das wieder auf."
Besser dagegen stellt sich die Situation im Bereich Solaranlagen dar. Die Photovoltaik-Module auf dem Dach des neuen Tierheims produzieren laut Günter Mendel auf einer Fläche von rund 895 Quadratmetern eine elektrische Leistung von 134 Kilowatt-Peak.
Auch für Privatpersonen bietet die GUT Beratung an. So können Bürger prüfen lassen, ob ein Photovoltaik-Eigenstrom-Modell etwa auf ihrem Hausdach sinnvoll wäre und es auch in Auftrag geben. Weitere Solaranlagen wurden mit Hilfe der GUT unter anderem auch an kommunalen Kläranlagen realisiert, etwa in Zeil und Ebern. Und Kläranlagen sind laut Mendel und Neubauer auch für ein weiteres Projekt der GUT interessant: die Trocknung von Klärschlamm etwa mit Hilfe regenerativer Energien. Viele Kommunen wollen nämlich weg von der konventionellen Klärschlammentsorgung, bei der die Schlacke im landwirtschaftlichen Bereich auf Feldern verteilt oder viele Kilometer mit dem Laster transportiert wird.
Möglichkeiten, mit denen der Klärschlamm energieeffizient getrocknet werden kann, etwa mit Hilfe der Energie einer Solaranlage oder durch Abwärme aus einem anderen Bereich, würde die GUT laut Neubauer überprüfen und den Gemeinden bei der Planung und Analyse helfen. Getrockneter und gepresster Klärschlamm als Energieträger aus biogenen Reststoffen kann etwa in Verbrennungsanlagen entsorgt werden, aber auch andere Nutzungen sind denkbar, wie Günter Mendel erklärt: So habe etwa das Fraunhofer Institut in Sulzbach-Rosenberg Methoden entwickelt, daraus Treibstoff und Öle herzustellen. An diesen Themen bleibt die GUT dran.
Zudem sei auch Elektromobilität, insbesondere der Aufbau eines Netzes von Ladestationen, von Interesse.