Die Frauen Athens bezwingen den Krieg
Autor: Jule Müller
Ebern, Freitag, 07. April 2017
Mit dem Stück "Lysistrata - Der Krieg muss weg!" gelingt der Oberstufe des Eberner Gymnasiums eine tolle Inszenierung.
Vor einer dicht gefüllten Aula zeigte die Theatergruppe der Oberstufe des Friedrich-Rückert-Gymnasiums Ebern am Donnerstagabend ihr Können auf der Bühne. Das Stück behandelte brisante Themen wie Krieg, Geschlechterklischees und die Emanzipation der Frau.
Die Geburtenrate in Griechenland ist in den letzten Jahren stark gesunken, "die Störche bringen keine Kinder mehr", und vor allem am männlichen Nachwuchs mangelt es. So lässt sich die Ausganglage des Theaterstückes "Lysistrata - Der Krieg muss weg!" von Michaela Gösken, das auf einer antiken Geschichte von Aristophanes basiert, beschreiben. Die griechischen Frauen machen sich deshalb große Sorgen: Wie soll Athen künftig die Schlachten für sich entscheiden, ohne ein ausreichend großes Heer?
Auch die Männer machen sich ihre Gedanken: Für was setzen sie täglich ihr Leben aufs Spiel? "Für den Frieden", stellt Haudrauflos (Jan Batzner, Q12) fest. Doch das macht eigentlich gar keinen Sinn. Während die Männer sich weiter durchs Schlachtfeld schlagen, treffen sich Lysistrata (Marie Deublein, Q11), Kalonike (Zeynep Karakam, Q12), Myrrhine (Ann-Kathrin Liebender, Q11), Nike (Ute Geuß, Q12), Metaxa (Melanie Fenzlein, Q11), Ismenia, Antigona und Kassandra (alle drei gespielt von Annika Alt, Q12) zu einer Volksversammlung und fassen einen entschiedenen Beschluss: "Der Krieg muss weg".
Absage an den Krieg
Dieses Ziel können sie allerdings nur mit einem ausreichend großen Heer verwirklichen, und so bleibt ihnen nichts anderes übrig, als sich mit den feindlichen Spartanerinnen zu verbünden. Schon nach kurzer Zeit stellt sich im Dialog mit der ehemals feindlichen Lampito (Tanja Heubisch, Q12) stellt sich heraus, dass die Spartaner ein ganz ähnliches Problem mit dem Nachwuchs haben. Zusammen hecken die beiden Parteien einen heimtückischen Plan aus, um ihre Männer zu überzeugen, mit den Spartanern endlich Frieden zu schließen.Dafür sind die Frauen bereit, alle Regeln zu brechen. Sie plündern die gesamten Kriegsersparnisse und erobern die Akropolis. Als dann die Kämpfer Wutknochos (Johannes Gansert, Q12), Luftikos (Svenja Kurz, Q12), Lethargos (Mattis Gogolin, Q11) und Trauerklos (Lea Paluchin, Q11) vom Kriegsgeschehen zu ihrem vierwöchigen Fronturlaub nach Athen kommen, sind sie völlig entsetzt: Statt eines ehrenvollen Empfangs müssen sich die vier erst mal auf die Suche nach ihren Herzallerliebsten machen.
Erst Herlod, der Postbote (ebenfalls Jan Batzner) kann ihnen die entschiedenen Hinweise geben und so finden sie ihre Frauen schließlich in der Akropolis. Doch dort ist ihr Erstaunen groß: Die Damen tragen alle knappe Hemdchen und sind stur, wie sonst nie. Außerdem verkünden sie den entscheidende Beschluss: "Entweder ihr macht mit dem Krieg gegen die Spartaner Schluss, oder wir machen Schluss mit euch!"
Mit allen Tricks
Die Männer probieren verschiedenste Taktiken und setzen ihre rhetorischen Künste in Szene, doch das alles hilft nichts! Schließlich versuchen sie es auf die gefühlvolle Art. Sie waschen sich die Ohren, ziehen sich ihre schicksten Hemden an, schnappen sich ihre Instrumente und machen sich zum letzten Mal auf zur Akropolis.Wutknochos, gespielt von Johannes Gansert, gibt dabei seine Gesangkünste zum Besten: Begleitet von Musiklehrerin Kathleen Hümmer-Aumüller begeistert er nicht nur die Griechinnen, sondern auch das zahlreich erschienene Publikum.
Das Lied hatte Tanja Heubisch, eine der Schauspielerinnen, selbst komponiert. Hervorragend! Die Frauen Athens können sich nach diesem Gesang nicht mehr halten und fallen ihren Männern um den Hals.
Die grausame Vorstellung vom Tod ihrer Geliebten können sie nicht ertragen und so bekommen die Frauen ihre Männer letztendlich doch noch zur Einsicht. Sofort wird der Friedensvertrag unterzeichnet. Und so gibt es noch ein Happy End: Glücklich feiern alle zusammen bei griechischem Wein.
Zusätzlich zu den hervorragenden Schauspielleistungen jedes Einzelnen, war natürlich auch das Team drum herum für diese erfolgreiche Aufführung mitverantwortlich. Dazu gehörten Gisela Dautel (Regie und Gesamtleitung) und das Technikteam, bestehend aus Erik Simon und Nicolaus Mußmächer (beide Q11). Das Bühnenbild und die Plakate wurden von Kunstlehrerin Christine Braun mit Schülern der elften und zwölften Jahrgangsstufe angefertigt. Hausmeister Walter Heymann drapierte Störche an der Bühnendecke.
So konnte dem begeisterten Publikum wieder eine mitreißende Theateraufführung geboten werden.