Die Fichten fichten Käufer kaum noch an
Autor: Ralf Kestel
Rentweinsdorf, Sonntag, 16. Dezember 2012
Die zweieinhalb Stunden Fahrt auf seinem Traktor ficht ihn nicht an, lohnende Geschäfte locken. Seit 50 Jahren kommen die Degelmanns aus Presseck im Frankenwald (Kreis Kulmbach) den Berg herunter, um ihre Tannenbäume zu verkaufen.
Nach Hallstadt und Baunach gehören seit zehn Jahren auch Ebern und Rentweinsdorf zu den Anlauf-/fahrts- punkten. In dritter Generation ist Land- und Forstwirt Horst Degelmann dabei - und er hat einen auffälligen Wandel festgestellt.
"Früher wurde nur nach Fichten gefragt, aber die sind jetzt total out", weiß der Fachmann, der am Samstag wieder rund 200 Bäume an den Mann bzw. die Frau brachte. "Das läuft ganz gut", gibt Degelmann zu und grinst verschmitzt. Ganz oben auf dem Wunschzettel stehen heuer Blaufichte und Nordmannstanne. "Die haben wir alle erst in der letzten Woche geschlagen", versichert der Pressecker.
20 Jahre lang gewachsen
Nach 15 bis 20 Jahren des Aufwuchses waren sie "fällig". Ein Zeitraum, der noch überschaubar ist, wie auch Willi Andres weiß, der selbst jedes Jahr einen Baum in seinem Garten pflanzt.
Urlauber als Kunden verloren
Ein krisensicheres Geschäft, das kaum Konjunkturschwankungen unterliegt. "Naja, ein bisschen weniger ist es geworden, weil doch mehr Leute über Weihnachten in Urlaub fliegen", hat Horst Degelmann festgestellt.
Trotzdem will er sich nicht beschweren. Im Gegenteil: "Wir sind bis Heiligabend jeden Tag unterwegs und dann froh, wenn's rum ist."
Ob er sich selbst einen Nadelbaum ins Wohnzimmer stellt? "Freilich", versichert er, und schwächt ab: "Wenn du vier Wochen lang nur mit Christbäumen zu tun hast, hängen sie einem schon etwas raus", zieht er seine persönliche Adventsbilanz und zückt den (großen) Geldbeutel, weil schon das nächste Stück den Besitzer wechselt.
"Quanta costa?", wird er gefragt, oder auch im urigen Fränkisch: "Wer soll der kost'?" Um die 20 Euro liegen die Preise. Gefeilscht wird kaum. "Es geht höchstens mal um zwei Euro rauf oder runter", lautet Degelmanns Fazit.