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Die Energiewende lässt keine Schonzeit zu


Autor: Eckehard Kiesewetter

Rentweinsdorf, Dienstag, 30. Oktober 2012

In Rentweinsdorf ist der Marktgemeinderat bei der Entscheidung über Windkraftanlagen hin- und hergerissen. Den Regionalplan lehnte er in seiner jüngsten Sitzung ab. Eine Bürgerversammlung soll die Bevölkerung einbinden - auch in benachbarten Orten.
Die Diskussion um die Windkraftanlagen gleicht einer Jagd nach Standortvorteilen. Stattdessen ist, wie die Ratssitzung in Rentweinsdorf deutlich machte, einvernehmliches Handeln angesagt. Foto: Eckehard Kiesewetter


Normalerweise fackelt er nicht lange. Als passionierter Jäger ist Rentweinsdorfs Bürgermeister auf die spontan entschlossene Reaktionen geeicht. Doch der Politiker Willi Sendelbeck (SPD) schreckt vor Schnellschüssen zurück. Erst recht, wenn es um die Windkraft geht. Doch eine Schonzeit für politische Entscheidungen gibt es offenbar nicht.


Mehrere Standorte geeignet


Der Markt Rentweinsdorf hat beste Aussichten, Standorte für Windkraftanlagen zu stellen. Mehrere Flächen scheinen prädestiniert dafür, worum andere Kommunen im Kreis die Gemeinde im Baunachgrund beneiden würden. Dennoch lehnte der Gemeinderat bei seiner Sitzung am Montagabend den Regionalplan ab, in dem für den Markt sogenannte "Vorbehaltsflächen" vorgesehen sind. Und dies mit großer Mehrheit, denn nur drei Ratsmitglieder, Bürgermeister Willi Sendelbeck (SPD) eingeschlossen bejahten den Plan.

Die große Mehrheit im 13-köpfigen Gremium manifestierte damit ihre im Februar bereits erklärte Ablehnung zu einer Reihe von Windrädern auf dem Tonberg, wie sie der Kreisgesellschaft zur Nutzung erneuerbarer Energie vorschweben würde. Zu stark wiegen die Bedenken wegen der optischen Einschränkungen und der Lärmbelästigung für die umliegenden Dörfer.

An dieser Grundüberzeugung hatte die Besichtigung einer Windkraftanlage kürzlich nichts geändert.


Private Pläne nicht berührt


Das heißt nicht, dass sich der Markt generell gegen Windkraftwerke auf seinem Gebiet stemmen würde, denn die privaten Vorhaben (ein Privatmann plant Anlagen auf der Anhöhe bei Gräfenholz, und auch die Familie von Rotenhan will in ihren Wäldern ins Windenergie-Geschäft einsteigen) lässt der Regionalplan bis dato außer acht. Sie liegen im Waldgebieten, die laut Sendelbeck erst nächstes Jahr in die Regionalplanung einbezogen werden sollen.

Die Ratsmehrheit wollte mit ihrem Beschluss "auf Nummer sicher" gehen, während der Bürgermeister davon ausging, dass eine Abstimmung zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht nötig sei. Er empfahl, nichts zu tun und abzuwarten, musste sich dann aber belehren lassen, dass der Planungsverband von einer stillschweigenden Zustimmung ausgehe, wenn die Kommune nicht fristgerecht Stellung bezieht.


Gedanklicher Eiertanz


Konfus, wie die ganze Situation präsentierte sich denn auch das Gemeindeoberhaupt, das im Kreistag und im Umweltausschuss sitzt. "Man weiß bald nimmer, was man sagen soll", räumte er ein. "Wenn man den Regionalplan ablehnt, ist man immer fein raus", befand Sendelbeck zwischenzeitlich, um am Ende dann doch pro Regionalplan zu stimmen. Ein Eiertanz, der wohl symptomatisch dafür steht, wie verfahren die Situation für die Entscheidungsträger vor Ort ist. Man will sich der energetischen Wende nicht in den Weg stellen, dabei aber auch die möglichen Einschränkungen für die Bevölkerung nicht aus den Augen verlieren.

Was aber das Procedere im Umgang mit den Plänen für die privaten Windkraftvorhaben anbelangt, zeigte sich der Bürgermeister geradlinig: In einer kleinen, vorbereiteten Rede, erklärte er,dass an den regenerativen Energieformen in Zukunft kein Weg vorbeiführen wird. An Photovoltaikanlagen und Windräder werde man sich gewöhnen müssen. Für den Markt bedeute dies, Entwicklungen zu akzeptieren, ohne daraus wirtschaftlich Profit schlagen zu können. Denn den Gewinn würden andere abschöpfen nach dem Prinzip "Der frühe Vogel fängt den Wurm". Eine Abstimmung im Gemeinderat über die privaten Windkraft-Pläne werde es aber erst geben, wenn tatsächlich die Bauanträge vorliegen.


Bürgerversammlung angekündigt


Mit einem Vorstoß fand Sendelbeck breite Zustimmung im Gremium: Der Bürgermeister kündigte, allerdings ohne ein konkretes Datum zu nennen, eine Bürgerversammlung für das gesamte Marktgebiet an, um der Bevölkerung die Pläne vorzustellen und mit Unterstützung moderner Technik aufzuzeigen, wie sich die geplanten Windräder optisch und akustisch auswirken werden. Dazu wolle er auch die Nachbargemeinden in Unter- und Oberfranken ins Boot holen, insbesondere die Gemeinde Kirchlauter, die bereits Widerstand gegen die Pläne aus dem Markt angekündigt hat.

Windanlagen hätten weit reichende Auswirken und so müssten alle betroffenen Bürger einbezogen werden. "Wir wollen," versprach Sendelbeck, "gemeinsame Lösungen, kein Gegeneinander".