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Die Energiewende ist unumkehrbar in den Haßbergen


Autor: Sabine Weinbeer

Haßfurt, Montag, 30. Juni 2014

Der Regionale Planungsverband Main-Rhön hat mit neuer Mannschaft und neuem Vorsitzenden nach der Kommunalwahl seine Arbeit aufgenommen. Bei der Tagung in Haßfurt stand am gestrigen Montag die Energie im Blickpunkt.
Geht es nach dem Regionalen Planungsverband, soll die Energiewende mit dem Bau weiterer Windräder vorangebracht werden. Im Landkreis Haßberge drehen sich nur wenige Rotoren. Die meisten stehen an der Landkreisgrenze bei Gädheim (unser Bild).  Foto: René Rupprecht


Der Regionale Planungsverband hält an seinen Planungen der Vorrang- und Vorbehaltsgebiete für Windkraftanlagen in der Region Main-Rhön fest. Und er bleibt dabei: Die Energiewende soll vor Ort umgesetzt werden.

Das Thema Energie stand im Blickpunkt der Versammlung des Planungsverbandes Main-Rhön am Montag in der Haßfurter Stadthalle. Dabei gab Ex-Haßberge-Landrat Rudolf Handwerker sein Amt als Vorsitzender des Planungsverbandes ab. Neuer Vorsitzender ist der Bad Kissinger Landrat Thomas Bold (beide CSU).

Zentrales Thema der letzten vier Jahre: Windkraft

In den letzten vier Jahren sei die Fortschreibung des Kapitels Windkraft im Regionalplan das zentrale Thema gewesen, erinnerte Rudolf Handwerker in seinem Rückblick.

Er betonte, dass die Steuerung der Windkraftnutzung ausgesprochen sinnvoll für die Region sei, um einen Ausgleich zwischen den verschiedenen Interessen zu schaffen. Nach zahlreichen Sitzungen und drei umfangreichen Anhörungsverfahren sei das Kapitel einstimmig am 29. April dieses Jahres im Planungsausschuss beschlossen worden. "Derzeit liegt das Kapitel zur Genehmigung bei der Regierung von Unterfranken vor, und ich hoffe, dass es in Kürze als verbindlich erklärt wird", sagte der scheidende Vorsitzende.

Handwerker erklärte, dass es nun 23 Vorranggebiete und 41 Vorbehaltsgebiete für die Windkraftnutzung in der Region gebe. Das seien 6705 Hektar oder 1,7 Prozent der Fläche in der Region Main-Rhön. Im Erstentwurf waren es noch über 12 000 Hektar oder 3,2 Prozent.

Auch angesichts der angekündigten Änderungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes oder der 10h-Regelung (Abstandsforderung) hält es Handwerker für enorm wichtig, diese Regionalplanänderung zu Ende zu bringen, "denn die Steuerungsfunktion ist nach wie vor sehr wertvoll". Für ihn steht fest, dass die Energiewende mit dem Atomausstieg unumkehrbar ist. Sie sei eine der größten und langfristig anspruchsvollsten Herausforderungen der kommenden Jahre, und die Windkraft spiele eine zentrale Rolle. Eine bloße Ablehnung sei daher nicht angebracht.

Als spannend erachtet es Handwerker, wie die 10h-Regelung (Abstand des Windrades zur Bebauung soll zehnmal die Höhe des Windrades betragen) und die in diesem Zusammenhang angesprochene Länderöffnungsklausel noch diskutiert werden. Es sei noch völlig offen, ob und mit welchem Ergebnis das geplante Gesetz kommt, erklärte er.

Konsens wird wohl schwierig

Doch auch wenn das neue Gesetz greift, habe es keinen Einfluss auf den Regionalplan, denn der lege ja nur Flächen fest, auf denen Windkraft überhaupt möglich ist. Nähere Regelungen wie die Abstände müssten im jeweiligen Baugenehmigungsverfahren geprüft werden. Die angedachte Neuregelung bringe auf den ersten Blick mehr Gestaltungsräume für die Kommunen, "allerdings befürchte ich, dass es in der Praxis sehr schwierig wird, einen Konsens zu den konkret vorgesehenen Standorten für Windkraftanlagen zu erzielen, so wie es die Landesregierung ausdrücklich wünscht". Oder anders: Der erfahrene Ex-Landrat sieht den "Schwarzen Peter" bei den Kommunen.

Der Regierungsdirektor Oliver Weidlich informierte über das Windkraft-Konzept. Er erläuterte, dass derzeit in Unterfranken 163 Windräder in Betrieb seien, etwa die gleiche Anzahl ist genehmigt. In der Region Main-Rhön drehen sich bisher 44 Anlagen, für 51 weitere liegen Genehmigungen vor. Ob die unter den geänderten Rahmenbedingungen realisiert werden, sei derzeit fraglich, meint der Regierungsdirektor.

Im neuen Ausschuss

Mit herzlichen Worten wurden die ausscheidenden Vorstandsmitglieder des Planungsverbandes in Haßfurt verabschiedet. Im Regionalen Planungsausschuss werden künftig für den Landkreis Haßberge Landrat Wilhelm Schneider und Sands Bürgermeister Bernhard Ruß vertreten sein, für die Kommunen die Bürgermeister Wolfgang Borst (Hofheim, Stellvertreter Walter Ziegler, Ebelsbach), Jürgen Hennemann (Ebern, Stellvertreter Wolfram Thein, Maroldsweisach) sowie Günther Werner (Haßfurt, Stellvertreter Thomas Stadelmann, Zeil).

Zehn Windräder

Die Umsetzung der Energiewende wird im Kreis Haßberge - derzeit - mit einem Großprojekt vollzogen. Das ist der geplante Bau von zehn Windrädern im Sailershäuser Wald (Haßgau).

Das Landratsamt hat den Bau der zehn Rotoren genehmigt. Jedoch laufen gegen sieben Windräder drei Klagen beim Verwaltungsgericht in Würzburg. Sie kommen von Bürgern aus der Haßgau-Gemeinde Riedbach.
Deren Klagen richten sich gegen die sieben Rotoren auf dem Gebiet der Gemeinde Riedbach. Gegen die drei weiteren Windräder auf den Gemarkungen Königsberg (ein Windrad) sowie Haßfurt (zwei) gibt es keine Proteste.

Die Genehmigungsbescheide sind damit rechtskräftig. Wilfried Neubauer, Vorstand und Sprecher der GUT (Gesellschaft für die Entwicklung erneuerbarer Technologieprojekte), geht davon aus, dass die Klagen keine Aussicht auf Erfolg haben. Er rechnet damit, "das wir im Herbst beginnen können" mit dem Bau. Dann werden die Betonfundamente errichtet. Im Frühjahr sollen die Türme aufgestellt werden. Im Spätsommer ist die Fertigstellung geplant.

Das Kostenvolumen für die zehn Windräder gibt Neubauer mit rund 45 Millionen Euro an. Sie werden gebaut von der Bürgerwindpark Sailershäuser Wald GmbH und Co.KG. Die GUT hat das Projekt geprüft, geplant und für den Bau übergeben.

24 Jahre im Gremium

Der neue Vorsitzende des Regionalen Planungsverbandes Main-Rhön ist Bad Kissingens Landrat Thomas Bold. Als Stellvertreter fungieren Friedel Heckenlauer (Bürgermeister von Stadtlauringen) und Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé. Zur konstituierenden Sitzung nach den Kommunalwahlen traf sich die Verbandsversammlung am Montag in der Stadthalle Haßfurt. Nach zehn Jahren übergab Ex-Haßberge-Landrat Rudolf Handwerker den Vorsitz. 24 Jahre lang gehörte er als Landrat dem Gremium an. Den Planungsverband Main-Rhön bilden die Stadt Schweinfurt sowie die Landkreise Haßberge, Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld und Schweinfurt sowie 118 Kommunen in den vier Kreisen.

Der Regionale Planungsverband

Der Regionale Planungsverband Main-Rhön umfasst die Stadt Schweinfurt sowie die vier Landkreise Schweinfurt, Haßberge, Rhön-Grabfeld und Bad Kissingen. Ferner gehören die 118 Städte und Gemeinden in den vier Landkreisen dazu. Organe des Planungsverbandes sind die Verbandsversammlung sowie der Planungsausschuss und der Verbandsvorsitzende.

Der Regionale Planungsverband ist ein übergeordnetes Planungsgremium. Er befasst sich mit Vorhaben, die über die Zuständigkeiten von Städten, Gemeinden, Landkreisen hinausgehen. Zum Beispiel: mit der Energiewende.