Die eigene Kläranlage wird plötzlich teurer
Autor: Ralf Kestel
Rentweinsdorf, Dienstag, 08. November 2016
Die Einwohner von Salmsdorf erwarten happige Mehrkosten und Nachforderungen bei der Kanalgebühr und für die Dorferneuerung.
Die Geister, die sie gerufen, die holen sie jetzt ein. Zwei Ansätze, um Geld zu sparen, erweisen sich in Salmsdorf nun als Irrweg. Für die Abwasserbeseitigung in Eigenregie schnellt die Gebühr kräftig nach oben, für die Dorferneuerung drohen happige Nachzahlungen, da Vereinbarungen im Rahmen des Salmsdorfer Sonderweges rechtlich beanstandet wurden. Die Salmsdorfer sollten ihre Ansprüche bei den Weihnachtsgeschenken schon mal zurückschrauben.
Bekannt wurden diese vorzeitigen (Zusatzab-)Gaben bei der Marktgemeinderatssitzung am Montagabend. Dazu stand - ganz regulär - die Überprüfung bzw. Neukalkulation der Salmsdorfer Gebühren für Wasser und Kanal auf dem Programm, aber auch eine ganz aktuelle Information von "heute um 16 Uhr", so Bürgermeister Willi Sendelbeck (SPD), die teuer wird.
Worum geht's? Für die Maßnahmen im Rahmen der Dorferneuerungen wurden irgendwelche Vereinbarungen mit Bürgern und Vereinen bezüglich deren Eigenleistungen getroffen, um die Gesamtkosten zu drücken. "Der überörtliche Rechnungsprüfer hat uns wegen dieser Vereinbarungen nun gerüffelt. Die waren von Anfang an nichtig, weil nicht gesetzeskonform", fasste Sendelbeck seinen Informationsstand zusammen. "Ich hab' mich mit Händ' und Füßen gewehrt, aber es geht nicht anders", habe ihn Josef Müller von der Verwaltungsgemeinschaft belehrt, weswegen Nachtragsforderungen für alle Anwesen ins Haus stehen. "Die Leute müssen mehr bezahlen", lautete die Vorwarnung des Bürgermeisters.
Kanalgebühr steigt kräftig
Doch damit nicht genug.
Die Kläranlage, vor Jahren in Eigenregie unter dem Kürzel IDAS gebaut und gefeiert, arbeitet nicht (mehr) kostendeckend. Ein Defizit von über 9000 Euro rechnete VG-Kämmerer Horst Junge dem Marktgemeinderat vor, das "in den nächsten vier Jahren hereingeholt werden muss". Deswegen präsentierte er dem Gremium eine Anhebung der Kubikmetergebühr von 2,25 auf 3 Euro. Für den künftigen Berechnungszeitraum habe schon vier Jahre gewählt, so Junge auf Nachfrage von Helmut Grell (ÜWG), damit "der Sprung nicht gar so dramatisch wird".
Das Ende der Fahnenstange wähnte Ludwig Bock damit noch nicht erreicht. "Die Abwassermenge geht schon zurück. Und was ist, wenn nur ein Viehbetrieb aufgibt? Dann passt die Kalkulation ja gar nicht mehr."
Vorzüge des Globalsystems
Junge und Sendelbeck nickten bedröppelt.
"Du warst doch einer der heißen IDAS-Befürworter", hielt der Bürgermeister Bock entgegen, dessen (Selbst-) Erkenntnis schnell folgte: "Der Ausstieg aus dem Globalsystem der Gesamtgemeinde holt uns jetzt ein. Die Kosten laufen ganz schön davon." Wobei ihm besonders der Posten für den Klärwärter ins Auge stach. "Der macht ja die Hälfte des Gesamtaufwandes aus", las Willi Andres (CSU) aus den Zahlen heraus, weswegen sich die Frage stelle, ob dessen Stundenaufwand angesichts der geringeren Abwassermenge noch gerechtfertigt sei?
"Der hat einen gewissen Bestandsschutz", wandte der Bürgermeister ein, der aber gerne diesbezügliche Verhandlungen mit Winfried Grübert aufnehmen will, wenn ihn der Marktgemeinderat beauftrage.
Was geschehen soll. Steffen Kropp (SPD): "Vielleicht hilft ja so ein Gespräch." Aber nicht mehr für die aktuellen Planungen. "Die drei Euro brauchen wir, um die Vergangenheit einzuholen", sagte Kämmerer Junge und das Gremium folgte diesem Argument einstimmig. Unverändert bleibt die Salmsdorfer Wassergebühr bis 2019 bei 1,45 Euro je Kubikmeter. In Rentweinsdorf zahlen die Leute 1,14 Euro.