Die Ebern-Strass-Connection hält seit 34 Jahren
Autor: Ralf Kestel
Ebern, Sonntag, 18. Mai 2014
Sie strampelten sich tüchtig ab, traten eifrig in die Pedale. Seit Montag waren elf Radler aus Strass auf den Straßen unterwegs, um vom Zillertal in den Baunachgrund nach Ebern zu gelangen. Mit einer (feucht-)fröhlichen Feier wurde am Wochenende die Partnerschaft zwischen den beiden Ortschaften, die von vielen Vereinen getragen wird, erneuert.
Die Radlergruppe, die bereits am Freitag eingetroffen war, hatte ein Durchschnittsalter von 61,2 Jahren und bildete die Vorhut für eine 65-köpfige Delegation, die am Samstag eintraf. "Das war ein Empfang wie bei der Queen Mum", freute sich Christine Stricker über die Aufnahme nach über 400 Kilometern und einigen Strapazen.
Und auch die Busreisenden fühlten sich gleich wie Zuhause. Nicht nur, dass man sich seit Jahrzehnten kennt. Die Begrüßung am Samstagnachmittag fand im "Stadl" statt, dessen Einrichtung aus Tirol stammt. Nach dem Abriss eines Bauernhauses in St. Ullrich erfolgte der Wiederaufbau im Restaurant des Landhotels "Zur alten Kaserne" von Handwerkern aus Tirol und das Ambiente sprach die Österreicher besonders an.
Keine Probleme
"Wir haben keine Probleme, eine Delegation zusammen zu bekommen, wenn der Termin rechtzeitig bekannt ist", freute sich Bürgermeister Klaus Knapp. "Auch wenn wir nur 850 Einwohner haben." Diesmal war vor allem die Musikkapelle stark vertreten, die unter Leitung von Kapellmeister Wolfgang Schnirzer auch den Partnerschaftsabend im Feuerwehrhaus musikalisch gestaltete.
Dabei war auch die Europahymne zu hören, was Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) gleich zu internationalen Vergleichen inspirierte. "Unsere Partnerschaft ist ein kleines Stück Europa", jubilierte er an dem Tag, an dem genau vor 34 Jahren die Unterschriften von Ludwig Schnirzer und Rolf Feulner unter die Partnerschaftsurkunde gesetzt wurden.
Hennemann erinnerte an die Anfänge, die auf Urlaubsbesuche und Teilnahmen an Volkswandertagen zurückgehen und steuerte Kindheitserinnerungen bei, da er mit der Familie oft ins Nachbarland reiste. "Damals war es an der Grenze immer ein mulmiges Gefühl, jetzt merkt man es höchstens noch am Wechsel des Mobilfunkanbieters."
Grenzerfahrungen sammelten die Strasser aber dennoch. Zusammen mit Bürgermeister-Gattin Simone Bastian kurvten die Radler bis zur einstigen Zonengrenze, um zwischen Käßlitz und Hellingen auf dem früheren Kontrollweg zu fahren. Weitere Programmpunkte waren ein Rundgang in der einstigen Kaserne mit Robert Herrmann oder durchs Übungsgelände mit Förster Wolfgang Gnannt.
Knapp erkennt Veränderungen
Die Kasernen-Konversion griff denn auch Gast-Bürgermeister Klaus Knapp auf. "Ich kann mir schon vorstellen, dass das mit dem Bundeswehr-Areal eine Herkulesaufgabe ist, auch wenn's billig, ja fast ganz geschenkt war."
Knapp warf auch einen Blick zurück. "Mit Rolf Feulner hatte ich viele schöne gemeinsame Feiern." Dabei erwähnte er die Teilnahme an einer der Leistungsschauen der Werbegemeinschaft in der Dreifachturnhalle.
Für Robert Herrmann hatte er auch ein Lob parat: "Wenn man nur so alle zwei, drei Jahre nach kommt, sieht man, was sich alles zum Positiven verändert und Du geleistet hast."
Ein ebenso "glückliches Händchen" wünschte er seinem Nachfolger Jürgen Hennemann. Der sagte: "Mir ist es wichtig, dass viele Eberner und Strasser solche schöne Erlebnisse haben, wie ich schon kenne." Dabei kündigte er auch schon einen Gegenbesuch zu einer Bergwanderung an. "Die Details werden heute noch abgestimmt."
Keine Disco-Besuch möglich
Was ist den Österreichern nach zwei Tagen im Frankenland aufgefallen? "Wir haben gespeist wie die Götter. Das Essen ist viel billiger als bei uns", lobte Christine Stricker die heimische Küche. Und die (günstigen) Getränkepreise fielen den jüngeren Besuchern auf. Besonders billig war's beim Partnerschaftsabend mit rund 200 Besuchern, denn Getränke und Spanferkel gab's umsonst.
Enttäuschungen setzte es aber auch. So vermissten die Österreicher "ihren" Nationalspieler David Alaba bei der Übertragung des Pokalfinales.
Andere Jugendliche wollten am Abend entweder "zum Kaiser", "in die U-Night-Disco" oder "in die Lilibar". Weil die aber alle unter einem Dach vereint und in Sommerpause sind, mussten sich die tatendurstigen Musiker anderweitig orientieren.
"Die Gipsi" war da ein Tipp. "Da haben wir beim ersten Besuch im Jahr 2000 noch selbst die Scheiben aufgelegt", prahlte einer der Musiker, ehe die Kapelle "The happy cyclist" samt Fahrradglocke anstimmte. "Für unsere Nato-Truppe", witzelte Dirigent Schnirzer.