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"Die Bärbels" wollen Bühnenkarriere beenden


Autor: Ralf Naumann

Haßfurt, Freitag, 07. Februar 2014

Kurz nach der Jahrtausendwende wollten einige Männer das Sommerfest des Kindergartens mit einer Tanzeinlage bereichern. Gewachsen ist daraus eine Gruppe, die seitdem zahllose Veranstaltungen weit über Haßfurt hinaus geprägt hat. Doch nun soll Schluss sein.
Einer der zahlreichen Glanzlichter der "Bärbels"-Auftritte war im Frühjahr 2013. Die Mitglieder (von links) Jörg Dellert, Christian Scholz, Manfred Griebel, Markus Mauer, Dietmar Brech, Matthias Höfler, Wolfgang Sidon und Markus Fausten erhielten tosenden Applaus.Foto: Ralf Naumann


Wenn es am schönsten ist, soll man aufhören - dies sagt jedenfalls der Volksmund. Auch die "Bärbels" haben sich dazu entschieden, ihre 13-jährige Tanz- und Gesangs-"Karriere" nach dieser Faschingssaison auf dem "Gipfel" zu beenden. "Wir sind schließlich auch alle älter geworden", verweist Diakon Manfred Griebel augenzwinkernd auf "ab und zu" knirschende Knochen bei der Mitgliedern.

Die diesjährigen Tanzshows des Männerballetts des Haßfurter Kindergartens Sankt Barbara bei den Büttensitzungen der Kreisstadt mit der "Never Come Back Bärbel Airlines" sind also "definitiv" die letzten. Aber der Abschied fällt Griebel, der seit 15 Jahren als geistlicher Leiter seitens der Pfarrei Sankt Kilian für Kinder, deren Eltern und Personal verantwortlich ist, und all den anderen Mitgliedern, "nicht einfach. Es waren unendlich tolle und wunderschöne Jahre und Auftritte".

Begonnen hatte die lange Zeit namenlose "Männerformation" - der Name "Bärbels" entstand erst nach ein paar Jahren - mit einem einzigen "Schwanensee"-Auftritt beim Sommerfest 2001. Der von der graziellen Art der Gruppe begeisterte Bürgermeister Bürgermeister Rudi Eck, damals noch Sitzungspräsident der "11 weisen Hasen", bat die Gruppe daraufhin, einmal bei den Büttensitzungen aufzutreten. Daraus wurden schließlich 13 Jahre. "Wir wollten aber zugleich die ganze Leitidee unterstützen", macht Manfred Griebel deutlich und verweist auf den Reinerlös der Büttensitzungen, der immer den Kindergärten der Stadt zugute kommt. "Da lag es natürlich auf der Hand, quasi selbst mit anzupacken", lacht der Seelsorger.

Nach der Pfeife einer Frau

Alle Tänzer hatten zur damaligen Zeit Nachwuchs im Kindergarten und so traten die Papis auf. Bereits Anfang Oktober begannen die Trainingseinheiten und immer montags wurde für über zwei Stunden gemeinsam geschwitzt. Darum kümmerte sich Eva Fausten (44) aus Jesserndorf. Die Erzieherin in Sankt Barbara übernahm das "Traineramt" und ließ die "gaballte Männerpower" sozusagen regelmäßig nach ihrer Pfeife tanzen.

"Am Anfang war es sehr, sehr leicht", erinnert sich die Jessendorferin an die ersten Gehversuche zurück. Doch der Anspruch nahm im Laufe der Jahre zu. Nichts mehr mit Schwanensee also. Vielmehr waren anspruchsvolle Hebefiguren und Sprung- oder sogar Wurfelemente angesagt. "Wir wollten immer einen ordentlichen und hochwertigen Tanz abliefern", begründet Jürgen Bätz aus Haßfurt, der wie alle seine Mittänzer unzählige Stunden beim Proben und auf Bühnen verbrachte. "Dafür haben sie auch alles gemacht, was ich gesagt habe", grinst Eva Fausten und räumt ein, dass aus dem anfänglichen Hobby immer mehr harte Arbeit geworden ist. "Wir haben uns sogar Meisterschaften oder Tänze im Fernsehen angeschaut." Dennoch bereut sie "keine Minute", schließlich sei immer alles "sehr niveauvoll" gewesen.

Derweil waren die Mitglieder des Männerballett nicht nur bei und für die "11 weisen Hasen" aktiv. Als Flamenco-Tänzerinnen, "Beach-Boys", "Abba", Straßenarbeiter, Opas, Hausfrauen, Neandertaler, Knastbrüder und zuletzt Piloten waren sie gern gesehene Gäste bei Altweiberfasching-Veranstaltungen, beim Männer-Contest in Ermershausen, bei der Walpurgisnacht in Krum, in Discotheken, beim Straßenfest, in Autohäusern, bei Jubiläen, Polterabenden und Geburtstagen, im Kindergarten sowie beim Sander Faschingszug.

"Eine schöne und verrückte Zeit", lautet das Fazit von Jürgen Bätz. "Turbulent, mit viel Spaß in einer zusammengewachsenen Truppe." Und wie kam eigentlich Manfred Griebel dazu? "Wie die Jungfrau zum Kind", lacht er. Der Diakon sprang beim ersten Büttensitzungsauftritt 2002 kurzfristig für einen ausgefallenen Tänzer ein. "Danach ließ mich die Gruppe auch nicht mehr los", sagt er. Im Laufe der Jahre habe sich "ein enger und extrem herzlicher Kontakt" entwickelt. Griebel hat zum Beispiel von vielen Familien Kinder getauft, aber auch viele Familieneangehörige beerdigt. Wie bei Eva Fausten, die er zudem getraut hat. "Das alles schweißt eng zusammen", weiß der Unterhohenrieder.

Alter macht sich bemerkbar

Derweil waren fast alle jetzigen Tänzer von der ersten Stunden an mit an Bord. Es gab im Laufe der Jahre nur geringfügige Veränderungen. "Jedes Jahr und jeder Auftritt waren wunderbar". Und die "Bärbels" waren nicht nur einmal im Fasching gemeinsam aktiv. Zusammen mit ihren Frauen und ihren Kindern haben sie an Silvester, bei Familienwanderungen, am Stammtisch oder bei Ausflügen viel unternommen und erlebt.

Das aktive Ende des Männerballetts wurde "einhellig" beschlossen, betont Jürgen Bätz und ergänzt: "Die Sportlichkeit lässt langsam doch ein bisschen zu wünschen übrig." Das zunehmende Alter - einige der Akteure haben die 50 bereits überschritten - habe sich zuletzt "schon bemerkbar gemacht." Er selbst erinnert sich nur ungern an seinen eigenen Sturz mit anschließender Hand-OP, was allerdings schon fünf Jahren zurückliegt. Es habe insgesamt die Gefahr bestanden, dass das Niveau einfach sinkt, so der 45-Jährige. Auf der anderen Seite wuchs der Anspruch der Zuschauer immer mehr an. Der Entschluss für ein Ende "mit Anstand" sei letztlich der richtige gewesen.

"Es ist mir wichtig, einfach nur ‚Danke' zu sagen für diese wunderschöne Zeit", trauert sicher nicht nur Manfred Griebel der Zeit mit den "Bärbels" nach, die für ihn eine Art "Kraftquelle" waren. "Dort konnte ich mich immer fallen lassen, wir hatten immer viel zu lachen und gingen auch Wege in Trauer gemeinsam". Selbst wenn er erst zwei Wochen vor einem Auftritt bei den Proben dazustieß, sei er immer herzlich willkommen gewesen. Er ist sich sicher, dass dahingehend die Fortsetzung des Männerballetts schon in vollem Gange ist - auch ohne Auftritt. Das kann Jürgen Bätz nur bestätigen: "Wir sind als Gruppe super zusammengewachsen. Und wenn es die ‚Bärbels' jetzt nicht mehr gibt, gibt es uns als Gruppe ja trotzdem noch."

"Ein Markenzeichen"

Von einer "außergewöhnliche Erfolgsgeschichte" sprach Martin Eck, Sitzungspräsident der 11 weisen Hasen, bei den letzten Büttensitzungen. Der Name "Bärbels" sei ein "Markenzeichen", denn ihr Name versprach "immer persönlichen Einsatz, Kunst, Ästhetik und Perfektion auf hohem Niveau." Ob das wiederholt werden kann? "Es wäre unserer Gesellschaft zu wünschen", sagte Eck.