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Die Autofahrer im Kreis Haßberge brauchen Profil


Autor: Klaus Schmitt

LKR Haßberge, Sonntag, 20. Oktober 2013

Rechtzeitig vor dem Wintereinbruch müssen Fahrzeuge umgerüstet werden. Die Polizei gibt Tipps für die dunkle Jahreszeit und will in den kommenden Wochen auch im Kreis Haßberge verstärkt kontrollieren - und die Unbelehrbaren überzeugen.
Ein guter Sommerreifen, hat erst 2500 Kilometer zurückgelegt. Aber für den Herbst und den Winter ist der Pneu nicht geeignet.  Foto: Klaus Schmitt


Das war nicht nur Pech. Vor knapp einem Jahr holte ein älterer Autofahrer in Hofheim seinen Wagen aus der Garage, um ihn in eine Werkstatt zu bringen. Es war bereits Winter. Auf den Straßen lag eine geschlossene Schneedecke, und auf dem Auto des Mannes waren noch Sommerreifen aufgezogen. Dennoch fuhr er los. Es kam, wie es kommen musste. Der ältere Herr verursachte einen Unfall, bei dem er leichte Verletzungen erlitt.

Solche Unfälle, bei denen falsche Bereifung eine Rolle spielt, sind zwar nicht die Regel, aber die große Ausnahme sind sie auch nicht. Sie passieren immer wieder, weiß die Polizei, und könnten eventuell vermieden werden, wenn die Autofahrer rechtzeitig die richtige Bereifung wählen. Sprich: Jetzt im Oktober müssen die Sommerreifen herunter und die Winterreifen montiert werden. Das schafft Sicherheit.

Für den Fahrer selbst, für die weiteren Insassen des Wagens und für andere Verkehrsteilnehmer.

Obwohl einleuchtend, handeln nicht alle Verkehrsteilnehmer danach. Wie in vielen Situationen des Lebens gebe es auch hier "einen gewissen Prozentsatz von Menschen, die gut gemeinte Ratschläge in den Wind schlagen", berichtet Peter Firsching, der stellvertretende Leiter und Sprecher der Polizeiinspektion in Haßfurt. "Bei manchen Leuten kannst du gegen eine Wand reden."

Firsching schätzt den Anteil derer, die wider besseres Wissen versuchen, mit Sommerreifen auf ihren Autos durch den Winter zu kommen, auf fünf bis zehn Prozent. Wer so unterwegs ist, "löst potenziell eine Gefährdung aus", sagt der Polizist aus Haßfurt. Die Rechtslage sei eindeutig. Niemand muss sich also etwas vormachen und so tun, als ob er sich der Gefahren nicht bewusst wäre.

Dabei ist die Umrüstung auf die Winterreifen gar nicht so teuer. Denn Reifenverschleiß ist immer vorhanden, ob man nun mit Sommer- oder Winterreifen fährt. Einzig ein Satz neuer Felgen muss einmalig angeschafft werden, und eventuell muss der Reifenwechsel bezahlt werden. Man kann seine Bereifung aber auch selbst und damit kostenfrei wechseln.

Um die Sicherheit zu erhöhen und die Unbelehrbaren vielleicht doch zu überzeugen, nimmt die Polizei in den kommenden Wochen die richtige Ausstattung für den Winter besonders in den Blick. Und das nicht nur im Landkreis Haßberge. Die unterfränkische Polizei möchte, dass die Verkehrsteilnehmer "unfallfrei durch die dunkle Jahreszeit kommen. Im Rahmen von Verkehrskontrollen werden die Beamten ein Auge auf die Wintertauglichkeit der Kraftfahrzeuge haben", kündigt Matthias Schäfer vom Polizeipräsidium Unterfranken (Sitz in Würzburg) an.

Dann lässt sie auch die vielen Ausreden nicht gelten, die immer wieder auftauchen. "Ich fahre gut Auto, ich habe neue Sommerreifen, ich habe Antiblockiersystem und Stabilitätskontrolle" sind die gängigsten. Die Beamten wünschen sich Autofahrer, die Profil haben - auf den Reifen das richtige und im Kopf die richtige Einstellung.

Die Polizei warnt auch davor, mit der Umrüstung zu warten. Lange bevor Eis und Schnee die Fahrbahnen sichtbar in Rutschbahnen verwandeln, kann es gefährlich werden. Jetzt im Oktober zum Beispiel. Auf den Höhen der Haßberge oder des Steigerwaldes kann es schnell einmal glatte Straßenabschnitte geben, weil es stellenweise kälter und feuchter ist als andernorts. Und stellenweise oder plötzlich auftretende Glätte ist mitunter gefährlicher als eine geschlossene Schneedecke, weiß Peter Firsching von der Haßfurter Polizei. Weil die Autofahrer nicht damit rechnen.

Da rutschen dann auch Autofahrer in den Straßengraben, die bereits mit den richtigen Reifen unterwegs sind. In solchen Situationen, die schwer vorhersehbar sind, drückt die Polizei schon einmal ein Auge zu.

Das hat sie bei dem älteren Autofahrer aus Hofheim, der vor knapp einem Jahr mit Sommerreifen auf seinem Wagen auf schneebedeckter Fahrbahn in die Werkstatt fahren wollte und dabei einen Unfall verursachte, jedoch nicht getan. Der bekam ein Strafverfahren an den Hals.



Die Tipps der Polizei

Der Herbst zeigt sich momentan von seiner angenehmen Seite. Auf alle Verkehrsteilnehmer kommen jedoch in der nächsten Zeit die wiederkehrenden Herausforderungen dieser Jahreszeit und insbesondere des nahenden Winters zu. Regen, Nebel und schlechte Sicht machen es erforderlich, sich auf die veränderten Straßen- und Verkehrsverhältnisse einzustellen, mahnt die Polizei. Autofahrer sollten ihr Fahrzeug daher fit für den Winter machen. Die unterfränkische Polizei gibt im Folgenden nützlichen Tipps für die Verkehrsteilnehmer, damit sie sicher in die Wintersaison starten und durch den ganzen Winter kommen.

1. Die Polizei rät dazu, rechtzeitig Winterreifen mit ausreichendem Profil aufzuziehen und damit nicht bis zum ersten Schneefall zu warten. Bereits bei niedrigen Plus-Graden reduziert sich bei Sommerreifen, auf Grund ihrer härteren Gummi-Mischung, die Haftung auf der Straße. Bei Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte dürfen Kraftfahrzeuge zudem nur noch am Straßenverkehr teilnehmen, wenn sie mit M+S-Reifen oder Ganzjahresreifen ausgerüstet sind. Solche Reifen sind mit einem Schneeflockensymbol oder mit einem Berg und einer Schneeflocke gekennzeichnet. Bei Zuwiderhandlungen stehen Bußgelder zwischen 40 Euro und 120 Euro sowie ein Punkt in Flensburg im Raum. Die gesetzliche Mindestprofiltiefe beträgt 1,6 Millimeter. Die Fachleute raten jedoch zu einer Profiltiefe von mindestens vier Millimetern, denn nur so haben die Lamellen noch die richtige Griffigkeit und Bodenhaftung.

2. Autofahrer sollten Scheinwerfer auf ihre einwandfreie Funktionsfähigkeit überprüfen. Denn gerade in der dunklen Jahreszeit ist es wichtig, frühzeitig Verkehrshindernisse zu erkennen. Um aber auch von anderen Verkehrsteilnehmern rechtzeitig gesehen zu werden, sind intakte Scheinwerfer notwendig. Durch korrekt eingestellte Scheinwerfer reduziert sich zudem die Gefahr, andere Verkehrsteilnehmer zu blenden. "Sorgen Sie auch dafür, dass sich ausreichend Frostschutzmittel im Flüssigkeitsbehälter der Scheibenwaschanlage befindet und kontrollieren Sie den Zustand der Wischerblätter!"

3. Autofahrer sollten ihre Fahrweise den veränderten Umständen anpassen. Durch die Wetterverhältnisse verschlechtern sich oft die Fahrbahnbedingungen. So kann sich der Bremsweg auf nasser Straße fast verdoppeln, und die Haftung der Reifen nimmt ab. "Passen Sie ihre Geschwindigkeit den äußeren Faktoren wie Witterung und Straßenzustand an und planen Sie etwas mehr Zeit für ihre Fahrten ein", rät die Polizei.

4. Die Straße "schluckt" zum Teil das Licht der Scheinwerfer, und gerade Fußgänger werden in der Dunkelheit schwer erkannt. Vorausschauendes und aufmerksames Fahren ist höchstes Gebot. "Rechnen Sie als Autofahrer mit dunkel gekleideten Fußgängern oder Fahrradfahrern." Ihnen wird dringend das Tragen von heller und am besten reflektierender Kleidung empfohlen.

5." Fahren Sie bei schlechter Sicht, etwa bei Nebel, Regen oder Schneefall, auch am Tag mit Abblendlicht." Nebelscheinwerfer dürfen nur bei erheblichen Sichtbehinderungen eingeschaltet werden. Die Nebelschlussleuchte darf gar erst bei Sichtbehinderungen durch Nebel und einer Sichtweite von weniger als 50 Metern leuchten.

6. Auf Landstraßen mit waldreichen Streckenabschnitten oder auf Straßen, die an Wäldern vorbeiführen, besteht die Gefahr, dass Wildtiere die Fahrbahn überqueren. Daher sollte dort immer mit erhöhter Aufmerksamkeit gefahren werden. Dies gilt besonders für die Strecken, die mit dem Verkehrszeichen "Wildwechsel" gekennzeichnet sind.