Die Arbeiter unter den Fahndern
Autor: Helmut Will
LKR Haßberge, Montag, 06. März 2017
Die Brandermittler der Kriminalpolizei haben eine besondere Aufgabe. Für sie ist Handarbeit der Normalfall und auch auf eine gute Nase kommt es manchmal an.
Brand in der Biogasanlage Hohnhausen. Diese Meldung erreichte am 14. Dezember 2016, wenige Tage vor Weihnachten, die Bevölkerung und die Polizei. Brände dieser Art rufen die Brandermittler der Polizei auf den Plan. Bei der Kriminalpolizei (KPI) in Schweinfurt arbeiten Kriminalhauptkommissar (KHK) Bernhard Köder und Kriminalhauptmeister (KHM) Mirco Böhm als Brandermittler. Mirco Böhm verbindet seinen Beruf mit seiner ehrenamtlichen Tätigkeit. Er ist auch als Kreisbrandmeister bei der Feuerwehr im Kreis Schweinfurt engagiert.
Die beiden Brandermittler sind, wenn sie ihren Beruf ausüben, Polizeibeamte, die in der Regel keinen Schlips tragen. Sie sind "die Arbeiter" bei der Kripo, die bei ihren Ermittlungen häufig Schaufel und Rechen in die Hand nehmen. Spurensuche am Brandort ist oft Handarbeit.
Bernhard Köder ist quasi der "alte Hase" und "Chef" im Zweierteam der Brandermittler. Seit 23 Jahren ist er mit dieser Aufgabe betraut. Als junger Kriminalkommissar wurde er nach seinem Lehrgang für den gehobenen Polizeivollzugsdienst zum Brandermittler bestimmt; gefragt hatte man ihn zuvor schon auch. "Damals war ich damit nicht so glücklich, habe aber schnell Freude an dieser Arbeit gefunden."
Ehrenamt und Beruf
Etwas anders sieht es bei seinem Kollegen Mirco Böhm aus. "Ich bin seit knapp vier Jahren dabei und wollte diese Aufgabe übernehmen. Das kommt mir gelegen, da ich auch bei der Feuerwehr im Landkreis Schweinfurt Kreisbrandmeister bin und somit Berufliches mit dem Ehrenamt verbinden beziehungsweise davon profitieren kann", sagt Böhm.Ein Brandermittler braucht Fachkenntnisse. Diese erlangt er zum einen durch Schulungen (siehe den gesonderten Bericht), zum anderen durch "Learning by doing." Theorie und Praxis sind immer unterschiedlich, sagen die beiden Kriminalbeamten. "Klar, es ist wichtig, dass man neueste Erkenntnisse zum Beispiel von Elektro- und Fahrzeugbränden erlangt", weiß Bernhard Köder. Dazu werden Tagesseminare vom bayerischen Landeskriminalamt (LKA) in München angeboten.
"Gerufen werden wir immer dann, wenn sich Brände auf Gebäude beziehen oder wenn die Brandursache nicht von vorneherein fest steht und wenn Verdacht auf vorsätzliche Brandstiftung vorliegt", erläutert Böhm. Fahrzeugbrände mit technischer Ursache werden in der Regel von den örtlich zuständigen Polizeiinspektionen bearbeitet.
Jeweils 30 bis 40 Brände imJahr
Zu tun haben die Brandermittler der Kripo Schweinfurt genug. "Jeder von uns kommt so auf 30 bis 40 Brände im Jahr", sagt Bernhard Köder. Einige leicht gelagerte Fälle werden bisweilen vom Kriminaldauerdienst (KDD) bearbeitet. "Darüber sind wir schon froh", sagen Köder und Böhm unisono. Neben den örtlich zuständigen Polizeibeamten ist nämlich oft zuerst der KDD vor Ort. "Bei ihnen gilt auch wie bei uns, sich ein umfassendes Bild von der Situation zu verschaffen und zu überlegen, wie man sinnvoll an die Sache herangeht", erläutert Bernhard Köder. Dazu gehörten die Befragungen von Brandentdeckern, Anwohnern und weiteren Zeugen, ergänzt Mirco Böhm. Es gelte einzuordnen, ob vorhandene Angaben von Zeugen zum Brandbild passen. Fotografieren ist immer wichtig. "Ein Bild lügt nie", sagt er.
Hoffnung auf neue Fahrzeug
Die beiden Brandermittler gehen zu ihrem Einsatzwagen, einem Kleinbus. "Der hat mittlerweile schon 17 Jahre auf dem Buckel und galt einmal als eines der am besten ausgerüsteten Brandermittlerfahrzeuge in Bayern", erzählt Bernhard Köder. Jetzt können sie auf ein neues Fahrzeug hoffen mit mehr Platz.Werkzeug, wie Schaufeln, Rechen, Beleuchtungsgerät, Arbeitschutzkleidung, Stiefel, Helme, Fotoapparat, um nur einiges aufzuzählen, sind stets im Auto. Trotz großer Sachkenntnis sind die Brandfahnder auf Unterstützung bei der Ursachenermittlung angewiesen. Sachverständige von Versicherungen oder des Landeskriminalamtes haben Geräte, mit denen sie Brandmittel oder Brandbeschleuniger feststellen können. "Auch unser eigener Geruchssinn ist wichtig", sagt Bernhard Köder. Mirco Böhm weist auf eine weitaus bessere "Schnüffelnase" hin: "Brandmittelspürhunde sind unschätzbare Helfer; die finden kleinste Mengen an Brandbeschleunigern." Nur zwei davon gebe es in Bayern, einen in Aschaffenburg und einen in Augsburg. "Die sind fit und helfen uns bei der Spurensuche", erzählt Bernhard Köder.
Können sie sich an ihre größten Brandfälle erinnern? "Ja", sagt Köder, "an den Feuerteufel von Burkardroth, der war über ein halbes Jahr tätig, hat etwa 15 Brände gelegt und konnte schließlich mit technischen Mitteln überführt werden." Die Schadenssumme lag im Millionenbereich. Sechs Jahre Freiheitsstrafe hat der "Feuerteufel" erhalten.
Ein weiterer Fall
Als "Poolschlitzer" war ein Mann bekannt, den Mirco Böhm überführt hat. Neben Bränden, die er legte, schnitt er Planen inn Schwimmingpools auf. "Das war ein Brandstifter von klein auf, ein Serientäter, dem sechs Brandlegungen mit einer beträchtlichen Schadenssumme nachgewiesen werden konnten", so Böhm. Zweieinhalb Jahre Freiheitsstrafe bekam er.Mitunter ist die Arbeit der Brandermittler auch belastend. Immer dann, wenn es Tote oder Verletzte bei Bränden gibt, deren Ursache meist mit grober Fahrlässigkeit einhergehen und hätten vermieden werden können. Rauchen im Bett, hantieren mit offenem Feuer oder unachtsamer Umgang mit Gas seien vermeidbare Ursachen, meinen die Polizisten. Der Umgang mit Angehörigen sei dann nicht immer leicht zu verkraften.
Brände sind für die Geschädigten eine Belastung. Wie hatte die betroffene Familie in Hohnhausen (Gemeinde Burgpreppach) doch gesagt, als ihre Biogasanlage gebrannt hatte: "So etwas braucht man nicht öfters."
Ständige Fortbildung nötig
Wissen Seminare für die Polizei-Brandermittler gibt es beim Fortbildungsinstitut der Bayerischen Polizei in Ainring. Roland Hofmann ist für die Aus-/ Fortbildung von Brandermittlern der Kripo zuständig, die mit der Bearbeitung von Brand- und Explosionsdelikten betraut sind. "Bei uns sollen fachspezifische Grundkenntnisse aufgefrischt und vertieft werden", sagt er.Themen Zum Inhalt dieser Seminare zählen auch rechtliche Vorschriften mit der damit verbundenen Rechtsprechung und die dafür notwendige Beweisforderung. "In diesem Rahmen werden anhand von Echtfällen auch Punkte der Eigensicherung sowie des Arbeitsschutzes thematisiert und die allgemeinen und speziellen Gefahren einer Brandortbegehung erörtert", so Hofmann . Ferner geht es um die Spurensicherung.
Kooperation Einen weiteren Teil des Seminars nimmt die Zusammenarbeit mit Sachverständigen des Bayerischen Landeskriminalamtes in der Brandursachenermittlung ein. Hier referieren Gutachter. Hinzu kommt die Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft. hw