Deutsche WM-Spiele für das Arbeitsvolk im Kreis Haßberge
Autor: Katja Müller, Andreas Lösch
LKR Haßberge, Montag, 23. Juni 2014
Deutschland spielt, Deutschland arbeitet: Nicht jeder kommt immer rechtzeitig zum Anpfiff vom Arbeitsplatz weg. Die Arbeitgeber im Kreis Haßberge bemühen sich allerdings darum, den Fußballfans keine Steine in den Weg zu legen.
Die Fußball-WM erfordert nicht nur von der Fifa planerisches Geschick. Auch die Unternehmen im Kreis Haßberge, die im Schichtbetrieb arbeiten, stehen vor einer organisatorischen Herausforderung: Wie stellt man die Fußballfans zufrieden, ohne dass die Arbeit darunter leidet? Eine Antwort liegt auf der Hand: Man stellt ihnen ein Fernsehgerät zur Verfügung. Oder die Schichtarbeiter sprechen sich so ab, dass die Fußballmuffel zu den Anstoßzeiten ihren Dienst tun - auch diese Praxis hat sich mancherorts bewährt.
Leinwand in der Kantine
Der Automobilzulieferer FTE Automotive in Ebern hat für die Fußball-Bedürfnisse seiner Belegschaft vollstes Verständnis. Der Betriebsrat hat mit der Geschäftsführung sogar vereinbart, dass die Deutschland-Spiele auf einer großen Leinwand im Kantinensaal übertragen werden.
Polizisten haben anderes im Blick
Wer als Polizeibeamter Profession und WM-Fieber vereinen will, wird dieser Tage nicht sehr glücklich. Es sei denn, er hat Urlaub.
In der Polizeiinspektion in Haßfurt drückt Polizeichef Kurt Förg zwar ein Auge zu, wenn die Kollegen ab und an zum laufenden Fernsehgerät im Sozialraum laufen. "Aber die Streifen rücken natürlich planmäßig aus und die Wache muss jederzeit besetzt sein", erklärt er.
"Wir haben gar nicht die Möglichkeit, dass mehrere um den Fernseher herumsitzen, dazu sind wir zu schwach besetzt", fährt er fort. Zumal die Beamten durch Public-Viewing-Veranstaltungen in Kneipen oder auf dem Göller-Gelände in Zeil ohnehin zusätzlich gefordert sind. "Während des Spiels ist es meistens ruhig, aber danach schwappt die Stimmung hoch", hat der Polizeichef bereits beobachtet.
Kurt Förg verbindet mit der Fußball-WM übrigens ein ganz besonderes Erlebnis. Er hat den WM-Sieg Deutschlands gegen die Niederlande 1974 live im Münchner Stadion gesehen. "Ich hatte zufällig Dienst", erzählt er. Der Polizeichef glaubt, "dass sich die Deutschen bis ins Halbfinale durchschmuggeln."
Bei der Firma ESN - Deutsche Tischtennis Technologie in Hofheim wurde das erste Deutschlandspiel als Fest zelebriert. "Wir haben die Gelegenheit genutzt, um unsere neue Kantine mit einer Grillfeier einzuweihen, bei der das Spiel gezeigt wurde", sagt Personalchef Volker Baader. Die Herstellerfirma von Tischtennisbelägen für Vereins-Tischtennisspieler arbeitet im Drei-Schicht-Betrieb. "In ihrer Freizeit, also wenn sie ausgestempelt haben, können unsere Mitarbeiter auf einer Großleinwand die Deutschland-Spiele verfolgen", ergänzt Baader.
Geschickt eingeteilte Schichten
Auch in der Zeiler Brauerei Göller wird Schicht gearbeitet und nicht immer klappt es, dass jeder Fußballbegeisterte auch frei bekommt, wenn Deutschland spielt. "Eine Schicht ausfallen zu lassen, das geht natürlich schlecht", sagt Geschäftsführerin Eva Göller. Derzeit herrscht Hochbetrieb in ihrem Unternehmen, die Sommermonate sind die umsatzstärksten im Jahr. Die Chefin hat aber durchaus Verständnis, wenn ihre Mitarbeiter die Fußballspiele der Weltmeisterschaft verfolgen wollen. Und so gut es geht, wird ihnen das auch ermöglicht: Unter den 32 Angestellten sind auch solche, die von der Fußball-WM nicht allzu sehr begeistert sind. Die Mitarbeiter können sich laut Göller also absprechen und die Schichten so einteilen, dass die Fußball-Fans zu den Anstoßzeiten frei haben. Das klappt in der Regel auch problemlos: "Wer schauen will, der kann auch schauen", sagt Eva Göller.
Und wenn Arbeits- und Anstoßzeiten sich doch mal überschneiden? Radio sei natürlich auch erlaubt, sagt Göller.
Und weil das Unternehmen bei einer Großveranstaltung im Zeiler Gewerbegebiet ohnehin die Fußballspiele der Deutschen für die Fans auf Riesenleinwand zeigt, können die Beschäftigten in der Abfüllung in den kurzen Pausen auch den einen oder anderen Blick auf das Spiel werfen. Im Brauhaus wird dann eben das Radio aufgedreht.