Der Weg vom Korn zum Pixel: Auch der Eberner Fotoclub hat den Wandel in der Fotografie durchlebt.
Autor: Eckehard Kiesewetter
Ebern, Sonntag, 09. August 2020
Steffen Schanz vom Foto-Club Ebern begleitet den Wandel in der Fotografie vom Insider-Hobby zum Alltagsphänomen.
"Ein grundlegender Wandel", sagt Steffen Schanz. Das einstmals kostenintensive Hobby Fotografie hat sich dank der Digitaltechnik zu einem Massenphänomen entwickelt. War früher aufwendige Ausrüstung erforderlich, um mit der Spiegelreflexkamera anspruchsvolle Fotos zu schießen, so steckt heute schon raffinierteste Kameratechnik in Smartphones der mittleren Preisklasse. "Knipsen" ist kinderleicht und für jedermann möglich geworden.
Steffen Schanz aber steht für anspruchsvolle, qualitativ hochwertige Fotografie. Der Mitbegründer und heutige Vorsitzende des Foto-Creativ-Kreises in Ebern hatte 1975 erste Erfahrungen mit einer geliehenen Spiegelreflexkamera gesammelt. "Das war eine Minolta, die ich mir von einem Freund geliehen habe, weil ich mir nach dem Abi und dann beim Bund selbst keinen Fotoapparat leisten konnte." Die Begeisterung für das Fotografieren hat den damals 21-Jährigen nicht mehr losgelassen. Die erste eigene Kamera, eine Olympus OM2, dazu ein Normal- und ein Teleobjektiv, erwarb er 1980 mit Geld, das er sich als Aushilfstankwart nebenher verdient hatte.
Damals war noch alles analog und statt eines Chips mit soundsovielen Gigabit Speicherkapazität mussten damals Filmspulen mit 36 Aufnahmen ins Kameragehäuse eingefädelt werden. Auf gut Glück drauflos knipsen, wie man dies heute kennt, weil Speicherkarten problemlos wieder gelöscht werde können, war damals aus Kostengründen nicht möglich. Motive wurden mit Bedacht ausgewählt, Blende und Belichtungszeit sorgfältig eingestellt. Trotzdem war das Ergebnis, das der Fotograf nicht sogleich auf einem Display betrachten konnte, oftmals eine Überraschung, erinnert sich der heute 65-Jährige.
Seit den 70er Jahren feierte die Farbfotografie ihren Triumphzug, doch die Welt des begeisterten Jungfotografen Schanz blieb zunächst weitgehend eine Frage der nuancierten Weiß-, Schwarz- und Grautöne. Farbfilme waren teuer und Schwarz-Weiß-Bilder konnte man im eigenen Labor herstellen.
Schanz zeigt die metallene Entwicklungsdose, in die der belichtete Film bei absoluter Dunkelheit gespult werden musste, um ihn nach exakten Zeitvorgaben in Entwickler- und in Fixierflüssigkeit zu bewegen und anschließend ausgiebig zu wässern. Bei Rotlicht verbrachten Schanz und Freunde oft Stunden im Fotolabor, um mit Hilfe von Fotopapier (bevorzugt aus Osteuropa), Entwickler- und Fixierbad Schwarz-Weiß-Abzüge zu fertigen. "Das Zeug hat gestunken", erinnert sich Schanz. Und oft genug störte eine Wimper oder eine Fluse auf dem Negativ das mühsam erarbeitete Gesamtergebnis. Auch berichtet der Ruheständler von den engagierten Diskussionen unter den Mitgliedern des 1979 gegründeten Fotoclubs. Man philosophierte über den Film mit der feinsten Körnung, den besten Entwickler und das geeignetste Fotopapier. "Zu der Zeit haben wir unheimlich viel experimentiert", sagt Schanz.