Wieder Schmierereien in Knetzgau: Täter begeht zwei Straftaten
Autor: Friederike Stark
Knetzgau, Freitag, 28. Oktober 2016
Immer wieder tauchen an Gebäuden in Knetzgau Schmierereien auf, die sich gegen den amtierenden Bürgermeister Stefan Paulus richten (mit Kommentar).
Seit fast zwei Jahren schleicht er nachts durch die Straßen Knetzgaus. In der Hand eine Spraydose mit roter Farbe. Im Kopf den Plan, eine Straftat zu begehen. Denn genau das sind die Schmierereien, die der oder die unbekannten Täter immer wieder an Wände oder Zäune in der Gemeinde Knetzgau sprühen. Jüngster Fall: Eine Plakattafel und eine Wand an einem Markt in Knetzgau wurden beschmiert: "Nur Deppen wählen Paulus" steht da in roter Schrift. Wobei Deppen einmal falsch geschrieben ist - mit d statt D.
Üble Nachrede und Verleumdung
Genau genommen handelt es sich sogar um zwei Straftaten, wie ein Sprecher der Kriminalpolizeiinspektion in Schweinfurt auf Nachfrage mitteilte: "Der Täter begeht mit den Schmierereien einerseits Sachbeschädigung und andererseits die Straftat der ,üblen Nachrede und Verleumdung gegen Personen des politischen Lebens‘." Der Sachschaden, so schätzt die Polizei, beläuft sich inzwischen auf mehrere Tausend Euro. Doch die Polizei hat bisher keinen konkreten Tatverdacht. "In solchen Fällen sind wir abhängig von Hinweisen aus der Bevölkerung", sagt Norbert Mohr, der Leiter der Polizeidienststelle in Haßfurt. Seine Kollegen haben vor Ort den Fall aufgenommen und an die Kriminalpolizei nach Schweinfurt weitergegeben. Das ist laut Mohr nötig, da es sich offensichtlich um eine "politisch motivierte Straftat" handelt.
Belohnung ausgesetzt
Denn der Inhalt der Schmierereien richtet sich gegen Knetzgaus Bürgermeister Stefan Paulus (CWG, SPD). Paulus will gar nichts zu den Beleidigungen gegen ihn sagen, denn die interessieren ihn nicht. "Mich ärgert es nur, dass der Täter anderer Leute Eigentum beschädigt." Etwa alle drei Monate tauchen solche Schmierereien irgendwo in der Gemeinde auf. Paulus wünscht sich, dass endlich jemand den Täter auf frischer Tat ertappt: "Denn er verärgert damit ganz Knetzgau." Bürgermeister Paulus hatte sich Anfang des Jahres, nachdem wieder einmal Gebäude vollgeschmiert worden waren, in den Gemeindenachrichten zu den Taten des "feigen Kriminellen", wie er den Täter nennt, geäußert und die Bürger um Mithilfe gebeten. "Die Gemeinde Knetzgau hat damals eine Belohnung in Höhe von 1000 Euro für Hinweise, die zum Ergreifen des Täters führen, ausgesetzt", sagt Paulus. Und diese Belohnung gebe es noch immer.
Sogar am Wohnhaus
Die Schmierereien gehen sogar so weit, dass vor einiger Zeit auch das Wohnhaus des Knetzgauer Bürgermeisters in Bamberg verschmutzt worden ist. Offensichtlich weiß der Unbekannte (oder die Unbekannten), wo Stefan Paulus dort wohnt.Kommentar von Klaus Schmitt
Unerträglich, dumm und einfach feige
Die Dreistigkeit, mit der ein Unbekannter (möglicherweise sind es auch mehrere Täter) seit etwa zwei Jahren den Knetzgauer Ersten Bürgermeister Stefan Paulus mit seinen Schmierereien verunglimpft, ist kaum zu übertreffen. Die dummen Sprüche an Mauern, Wänden und wie jetzt auf einer Plakattafel sind unerträglich. Sie treffen nicht nur den Bürgermeister, sondern ganz Knetzgau und den Landkreis. Ganz abgesehen von dem Sachschaden, der mittlerweile in die Tausende geht.
Und irgendwann wird der Schmierfink erwischt. Hat er sich eigentlich mal überlegt, wie er dann dastehen wird? Er muss sich nicht wundern, wenn alle auf ihn deuten werden.
Stefan Paulus ist ein Bürgermeister und Kommunalpolitiker, der öfter mal Widerspruch herausfordert. Man muss sich mit ihm auseinander setzen. Aber nicht auf diese Weise, wie es dieser feige Schmierer tut.
In Zeiten des Internets und der sozialen Netze mit ihren Hassbotschaften sind solche Schmierereien keine Überraschung mehr. Der digitale Weg hat Dämme brechen lassen.
Das Wort Respekt scheint überhaupt keine Bedeutung mehr zu haben. Wer Hassbotschaften ins Internet jagt oder Sprüche an die Wand sprüht, sollte sich, sofern er noch einen Funken Verstand hat, vergegenwärtigen, dass die angegriffenen Personen nicht nur Funktionsträger sind, sondern auch Menschen, die Familie haben.
In einem Dilemma sind die Medien bei solchen Vorfällen wie in Knetzgau. Veröffentlichen sie, wie jetzt, die Bilder von den Schmierereien, geben sie dem Verursacher ein Podium für seine Darstellung. Berichten sie nicht, setzen sie sich dem Vorwurf aus, da spiele sich in aller Öffentlichkeit etwas ab und sie verschweigen es.