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Der "Hohle Stein" bei Ebern inspirierte einen Krimi


Autor: Ralf Kestel

Reutersbrunn, Freitag, 29. Mai 2015

Eine mystische Gesteinsformation im Haßwald bei Reutersbrunn mit ihrer Vorgeschichte als Kultstätte, an der die germanische Göttin Hertha verehrt und später Tanzfeste gefeiert wurden, inspirierte einen Krimi-Autoren aus Fürth.
Der "Hohle Stein" nahe dem Eberner Stadtteil Reutersbrunn ist einem Kriminalroman zufolge nicht nur ein beliebtes Ausflugsziel für Wanderer.  Fotos: Ralf Kestel


Eine Sekte, die die Gottesmutter Maria als große Göttin anbetet, als Symbol der Fruchtbarkeit verehrt, weswegen die Sekten-Mitglieder beiderlei Geschlechts hemmungslos übereinander herfallen. Wo gibt es denn so etwas? Im Staatswald zwischen Unterpreppach und Reutersbrunn. Auf dem "Hohlen Stein", einer sagenumwobenen Felsformation tief im Haßwald gelegen, geben sich die Sektenmitglieder dem frivolen und lustvollen Treiben hin. Rudelbumsen im kirchlichen Auftrag. Ein Hirngespinst?

Lustig, lasziv und lehrreich

Nein, im Allgäu-/Franken-Krimi "Schwarze Madonna" spielt Reutersbrunn eine der "Hauptrollen" neben anderen Marien-Wallfahrtsorten wie dem Liebfrauen-Dom zu München, Marienweiher, Gößweinstein und Altötting, wo die schwarze Madonna gestohlen wurde, was den Einstieg in eine Story bietet, die spannend, lustig, lasziv und auch lehrreich ist und den Leser 446 Seiten lang fesselt.

Und wie kommt der ruhige Staatswald und das ansonsten verschlafene Reutersbrunn in das turbulente und schlüpfrige Treiben? "Auf Reutersbrunn und den 'Hohlen Stein' bin ich durch das Buch 'Fundort Sagen und Legenden in Franken' gestoßen, in dem ein Kapitel diesem Ort gewidmet ist. Es folgten mehrere Besuche des Schauplatzes und Recherchen vor Ort, wo ich auf weiteres Material stieß: Zum einen auf die Infotafel am Hohlen Stein, zum anderen auf das Infoblatt 'Der Hohle Stein - Wissenswertes über seine Geschichte', das mir im Gasthaus Hohler Stein in Reutersbrunn freundlicherweise ausgehändigt wurde", erzählt einer der Co-Autoren, der Fürther Josef Rauch (47), der zusammen mit seinem früheren Arbeitskollegen Xaver Maria Gwaltinger aus dem Allgäu den turbulenten Krimiroman verfasste, wobei sich die jeweiligen Kapitel der beiden Autoren ständig abwechseln und sie einen ganz unterschiedlichen Schreibstil pflegen. Aus dem Allgäu kommen knappe Gedanken, sparsam, im Stakkato.

Marianische Details

Anders Josef Rauch. Er hat genau hingeschaut, um Reutersbrunn aufs Niveau der Marien-Wallfahrtsorte zu hieven, wo doch die Kirche St .Georg als Patron hat, was in der Region ziemlich einzigartig ist, wie Kreisheimatpfleger Günter Lipp jüngst festgestellt hat.

Rauch fielen aber die vielen Marien-Details im Dorf auf. Seinen Privatdetektiv Philipp Marlein lässt er sagen: "Reutersbrunn ist vollkommen marienverseucht. Man kann keine 50 Meter laufen, ohne auf ein Marienheiligtum zu stoßen. Es gibt mehrere Kapellen, die Madonnenstatuen beherbergen. Andere Marienfiguren stehen am Straßenrand oder in Hofeinfahrten. An der Frontseite vieler Gebäude, auch am Gasthaus Hohler Stein, gibt es im Mauerwerk einen kleinen Schrein mit Rundbogen-Glasfenster, in dem sich Hausmadonnen-Statuen befinden."

Kleinigkeiten entdeckte der Autor Rauch auch in der Dorfkirche, einer Marien-Hochburg. "Schon an der Tür befindet sich eine Einbuchtung im Mauerwerk mit Madonnenfigur mit Kind." Prunkstück sei aber der Marien-Altar mit großer Statue, eingerahmt von einem aufwendig gestalteten Portal mit kunstvoll gestalteten Säulen.

Von dort aus spürt der Roman-Detektiv Marlein seiner Partnerin nach, mit der er sich im Gasthaus "Hohler Stein" einquartiert hatte, weil die zu diesem Sekten-Treffen wollte, bei dem die Jünger und Jüngerinnen voller Sexlust übereinander herfallen, angefeuert von einer Sektenanführerin, die sich als Universitätsprofessorin der katholischen Fakultät der Uni München entpuppt (und später zum Ende in Altötting mittels Mistgabel gemeuchelt wird).

Brisante Mischung

Neben Sexorgien geht es um tote Babys, denen - im Allgäu - das Herz entrissen wurde, den Diebstahl der "Schwarzen Madonna" von Altötting, vermisste Erstgeborene, korrupte Polizistinnen, naive Bergbäuerinnen, und einen schwäbischen Hobby-Ermittler, der vorher evangelische Pfarrer, Psychoanalytiker und Alkoholiker gewesen war. Eine brisante Mischung, die vielschichtige Einblicke in Freudsche Theorien offenbart.

Abschreckung in Schießanlage

Aber noch ein lokalpatriotischer Aspekt taucht im Allgäu-/Franken-Krimi aus der Feder des Duos Rauch/Gwaltinger auf: die Standort-Schießanlage. Denn Rauchs Held, der Privatdektektiv, wird ob der Sexorgie auf dem Tanzrondell des "Hohlen Steins", die er von einem Jägerstand aus beobachtet, so fickrig, dass er von dem selben stürzt, was bei einigen der Heißsporne zum Interruptus führt und sie ihm nachstellen. Marleins Flucht führt ihn in die Schießanlage, wo er ein Gewehr findet, womit er die Angreifer abschreckt.