Der Große Preis von Sand
Autor: Ralf Naumann
Sand am Main, Sonntag, 18. Mai 2014
Mit ihren von Verbrennungsmotoren getriebenen Modellautos lieferten sich internationale Größen der Szene spannende Wettkämpfe auf der Rennpiste in Sand. Der örtliche Motorsportclub richtete die Rallye aus.
Es müssen Zelte, Container und Sitzgarnituren organisiert, ein Helferplan erstellt werden, und auch sonst ist einiges zu tun. "Da stecken schon ganz viele Vorbereitungen und noch mehr Arbeit dahinter", betont Bruno Keeß.
Der Aufwand allerdings hat sich für den 47-Jährigen, für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, und die anderen Helfern gelohnt: Der vom Motorsportclub (MSC) Sand ausgetragene "Grand Prix" der Klasse "Maßstab 1:8 - Offroad Verbrenner" war ein Glanzlicht der Vereinsgeschichte sowie eine perfekte Generalprobe für die Europameisterschaft Anfang August.
Rennstrecke in Top-Zustand
Vor allem die Rennstrecke auf dem "Hermannsberg" präsentierte sich am Wochenende in einem tadellosen Zustand.
Kein Wunder, denn die MSC-Verantwortlichen haben in den letzten Wochen viel unternommen, um den Teilnehmern aus der Tschechei, Schweden, Finnland, Österreich, der Schweiz, Griechenland, Polen, Portugal, Italien, Spanien, England, Dänemark, Frankreich, Slowakei, Holland und natürlich Deutschland perfekte Bedingungen bieten zu können. Einfach war dies aufgrund der Niederschläge in den vergangenen Tagen nicht. "Wir mussten uns ganz schön ins Zeug legen und haben viele Überstunden gemacht", kam Keeß, der an der Streckenpflege stark beteiligt ist, oftmals ins Schwitzen.
Aufwändige Präparation
Der knapp 250 Meter lange und bis zu vier Meter breite Rundkurs wurde immerhin "komplett aufgefräst, befeuchtet, nochmals gefräst, begradigt, vorgewalzt und danach mit der Walze noch hochverdichtet, um den enormen Belastungen durch Fahrzeuge und Wetter standzuhalten", erklärte der Haßfurter am Rande des "Grand Prix".
Für Keeß, seit 2007 beim mittlerweile 63 Jahre alten MSC-Sand beziehungsweise dem integrierten "RC Car Buggy Team" aktiv, "weil wir eine super Truppe sind und Kameradschaft bei uns groß geschrieben wird", hat sich die Beschäftigung mit Modellautos seit seiner Jugend von einem Hobby zu einer echten Leidenschaft entwickelt. "Mit Gleichgesinnten macht es natürlich wesentlich mehr Spaß", sagt er und lacht. Die laufenden Kosten halten sich bei ihm noch in Grenzen. "Beim Hobbyeinstieg", macht er deutlich, "muss man aber schon zwischen 1200 bis 1500 Euro investieren, um mit vernünftigen Material zu starten."
Qualifikation für die EM
Hochwertige Modellautos hatten die Teilnehmer bei den Rennen allesamt. Was auch notwendig war, um gute Chancen für eine Qualifikation für die Europameisterschaft zu haben. Beim vom deutschen Dachverband DMC (Deutscher Minicar Club e. V.) ausgerichteten Grand Prix, der im Vorfeld die einzelnen Strecken beziehungsweise die austragenden Vereine auswählt, spielen Schnelligkeit, eine perfekte Fahrzeugabstimmung auf die Strecke, eine perfekte Fahrzeugbeherrschung sowie eine schnelle Boxenmannschaft die größten Rollen.
Jonas Bauer ist auf dem besten Wege, einmal ein ganz Großer zu werden. Mit acht Jahren begann das Sander Eigengewächs mit dem Modellautosport und nahm bereits drei Jahre später erstmals an einem "Grand Prix" teil. Heute ist Jonas 15 und hat mittlerweile schon reichlich Erfahrung gesammelt. "Ich bin letztes Jahr zweiter deutscher Jugendmeister und fünfter deutscher Meister in der Klasse "ORT - 1:8 Truggy" geworden", erzählt Jonas stolz. Und dieses Jahr nimmt er an der "Europameisterschaft B" in Madrid sowie "an anderen Rennen teil, zum Beispiel an Läufen zur deutsche Meisterschaft und viele mehr."
2,8 PS machen mächtig Betrieb
Der Sohn von MSC-Schatzmeister Ralf Bauer, selbst seit knapp 23 Jahren aktiv, ging beim "Heim-Grand-Prix" mit einem "Xray Xb8", ausgestattet mit einem "Orcan Motor" (3,5 Kubikmeter, 2,8 PS, 37000 Umdrehungen, Wert: 1700 Euro), an den Start. "Man kann alles an diesem Auto einstellen", erklärte der Mittelschüler, der im Herbst eine Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker beginnt. "Ich brauche für jedes Jahr ein neues Auto mit Motor", sagt er. Zudem ist der Reifenverschleiß für ein Rennen enorm: drei bis sechs Satz Reifen, die "ab 30 Euro" kosten, sind die Regel.
Jonas wollte am Wochenende unter die besten fünf Jugendlichen kommen, was er 2011 beim Heimrennen in Sand schon einmal geschafft "Aber das wird schwer, denn alle sind sehr gute Fahrer. Außerdem muss das Auto perfekt auf die Strecke abgestimmt sein." Neben Jonas waren vom MSC Sand noch Sven Wagner (Gemünden) und der Sennfelder Philip Müller (2. Vorsitzender) am Start.