Unmittelbar vor den Feiertagen, es ist 13:15 Uhr. Der vorletzte Tag im Jahr 2015, an dem der Wertstoffhof im Gewerbegebiet in Sandhof geöffnet wird. Eine Viertelstunde bevor sich das Tor zum Wertstoffhof auftut, stehen schon etwa 20 Fahrzeuge dicht aufgereiht in einer Schlange in der Rudolf-Diesel-Straße. Der ganz normale Wahnsinn.
Alle Insassen warten darauf, in den Wertstoffhof eingelassen zu werden, um den gefüllten Kofferraum ihres Autos leeren zu können. Einer, der mit seinem Pkw-Kombi an dritter Stelle steht und auf die Öffnung des Wertstoffhofes wartet, ist der 23-jährige Zerspanungsmechaniker Patrick Dressel aus Unterpreppach.
Von Hektik nicht angesteckt
Die Ladefläche seines Pkw ist prall mit Müllsäcken und Tüten gefüllt. "Jetzt gibt es bestimmt wieder Hektik pur", sagt Patrick, als er auf die Schlange, die sich nach seinem Fahrzeug gebildet hat, blickt. Es gehe schon immer "ganz schön rund" auf dem Wertstoffhof, vor allem vor Feiertagen.
Patrick sagt über sich, dass er eher ein Geduldiger ist, sich nicht von Hektik anstecken lasse. Ein Lob hat er auch für die Mitarbeiter der Einrichtung. "Wenn man höflich fragt, so man sich nicht auskennt, wo der eine oder andere Sack geleert werden kann, bekommt man in der Regel eine vernünftige Antwort." Er grinst: "Na, ich habe auch schon einige erlebt, denen nichts schnell genug geht und die auch schon mal einen barschen Ton über ihre Lippen bringen, wenn sie von den Wertstoffhofleuten gesagt bekommen, dass sie ihre Wertstoffe nicht so gut sortiert haben oder in falsche Container warfen."
Länger am Vormittag
Dressel würde sich vor allem an den Vormittagen längere Öffnungszeiten wünschen. In diesem Moment öffnet Ludmilla Kutscher, eine der Vorarbeiterinnen, das Tor.
Es kommt Leben in die Schlange, die Motoren werden gestartet. Auch Patrick startet sein Auto und sagt noch im Losfahren: "Insgesamt passt es schon auf dem Wertstoffhof in Sandhof."
Ludmilla Kutscher aus Eichelberg arbeitet seit zweieinhalb Jahren auf dem Wertstoffhof. Sie zeigt sich selbstsicher: "Wo Menschen zusammen kommen, gibt es auch mal Probleme und Auseinandersetzungen. Das ist hier nicht anders." Im Gespräch und etwas Verständnis dem anderen gegenüber sei das zu regeln.
In der Hektik komme es schon mal zu einem Disput. "Ich versuche immer ruhig und sachlich zu argumentieren und das führt in der Regel zum Erfolg", sagt Ludmilla Kutscher.
Vor Ort ist auch Christoph Schneider, der beim Landratsamt Haßberge bzw. beim Abfallwirtschaftsbetrieb für die technische Abwicklung mit Verantwortung trägt. "Das ist unser Chef", sagte Ludmilla und stellt ihm ein positives Zeugnis aus. "Er kümmert sich um unsere Belange".
Mit der Arbeit am Wertstoffhof ist Schneider zufrieden. "Reibungspunkte gibt es manchmal mit gewerblichen Anlieferern, welche ihre Wertstoffe zur Deponie nach Wonfurt bringen müssten. Gerade aus dem östlichen Landkreis ist das nicht der kürzeste Weg, was schon zu Unmut führt", sagt Schneider.
Was ist Sperrmüll, was zählt nicht dazu? "Auch dabei besteht manchmal Klärungsbedarf ."
26 Wertstoffhöfe gibt es im Landkreis Haßberge, teilt Wilfried Neubauer, Chef der Abfallwirtschaft im Landkreis auf Anfrage mit. "Der in Sandhof wurde 1996 in Betrieb genommen, er erfüllt eine Spitzenfunktion für den nördlichen Landkreis", sagt der Werkleiter.
Weiblicher Charme beruhigt
Christoph Schneider setzt übrigens auf das weibliche Geschlecht. "Seit hier Frauen beschäftigt sind, hat sich der mitunter raue Ton zwischen Kunden und Mitarbeitern deutlich verbessert, gegenüber einer Frau sind Kunden in der Regel höflicher als zu ihren männlichen Artgenossen", grinst Schneider.
Melanie Kühn aus
Ebern möchte ihre Wertstoffe abgeben. Die berufstätige Hausfrau weiß im Moment nicht, wo ein Sack mit Inhalt hingehört. Das bemerkt Marion Schramm, eine weitere Vorarbeiterin und kommt ihr sofort zu Hilfe. Sie zeigt in Richtung des entsprechenden Containers, wo Melanie Kühn ihren "Müllsack" entleeren kann.
Dafür ist Frau Kühn dankbar. "Die Mitarbeiter hier sind in der Regel recht nett und hilfsbereit, packen bei schwereren Gegenständen auch mal mit an und auch die Öffnungszeiten finde ich so in Ordnung", sagt die berufstätige Hausfrau.
Marion Schramm kommt aus Bramberg, hat schon in Breitbrunn auf dem Wertstoffhof gearbeitet. Seit August ist sie in Sandhof beschäftigt. Sie kommt mit ihren männlichen Mitarbeitern gut aus. "Probleme gibt es manchmal beim Bauschuttcontainer, wenn Leute zu viel bringen und dafür etwas zahlen sollen. Aber bisher konnten wir das immer klären und Missverständnisse beseitigen", sagt die erfahrene Mitarbeiterin.
Nachhilfe gegeben
Eine Frau ist damit beschäftigt, den Inhalt ihres Wertstoffsackes in einen Container zu entleeren. Dieser ist aber schon bis zum Rand voll. Es eilt Mitarbeiter Wilhelm Holdorf hinzu und schiebt die Plastikflaschen nach hinten, um Platz zu schaffen. Auch nimmt er die eine oder andere Flasche, die nicht in diesen Container gehört und bringt sie an den richtigen Ort, wobei er entsprechende Erklärungen für die Kundin abgibt.
Mittlerweile hat sich das "Anfangschaos" auf dem Hof beruhigt. In den zwei Fahrspuren zwischen den Containerreihen sind Kunden emsig beschäftigt, ihre Wertstoffe kurz vor Weihnachten loszuwerden.