Druckartikel: Der Eberner Meteorit, dessen Teile nie einer fand

Der Eberner Meteorit, dessen Teile nie einer fand


Autor: Ralf Kestel

Albersdorf, Montag, 18. Februar 2013

Im März 1972 ging über dem Eberner Stadtteil Albersdorf ein Himmelskörper nieder. Der Eintritt in die Luftschichten wurde zwar dokumentiert. Überreste wurden bis heute aber nicht entdeckt.
Ähnlich wie in dieser Nachtaufnahme prasseln Meteore auf die Erde ein und sind als Sternschnuppen am Himmel zu sehen. Symbolbild: Marcus Führer/dpa


Der Meteoriten-Einschlag in Sibirien weckt Ängste, aber auch Erinnerungen. Ein ähnlicher, aber sicher nicht ganz so spektakulärer (Himmels-)Fall ereignete sich am 22. März 1972 im Bereich zwischen Albersdorf, Vorbach und Brünn, wie der Zeiler Heimatforscher Ludwig Leisentritt anhand eines Artikel aus dem Fränkischen Tag vom 21. April 1972 herausgefunden hat.

Obgleich sich keiner der älteren Dorfbewohner, die von unserer Redaktion befragt wurden, daran erinnern kann, muss es das Phänomen gegeben haben. Zumindest der jetzige Stadtteilvertreter Werner Riegel hat noch einen "blassen Schimmer": "Als Schulkinder mussten wir damals in Wald in Richtung Steinert und nach möglichen Steinbrocken des Meteoriten suchen. Sogar der Bayerische Rundfunk kam dazu ins Dorf", weiß er aus seiner Zeit als Achtklässler unter Lehrer Vetter.

Die Suche blieb erfolglos, wie sich Riegel erinnert und auch Ludwig Leisentritt mutmaßt, denn: "Es gab danach keine weiteren Berichte über etwaige Funde", schlussfolgert der Zeiler Heimatforscher. Und auch eine Nachfrage bei den Max-Planck-Instituten für Kernphysik und Astronomie in Heidelberg ergab keine neueren Erkenntnisse.

Dieses Institut, das seit 1968 an der Meteoriten-Ortung arbeitet, hatte im März 1972 den Meteoriten-Einschlag mittels automatischer Kameras dokumentiert.

Das Zielgebiet wurde nach Auswertung des Films mittels Computer in einem Observatorium bei Prag berechnet und eine Fläche mit einer Größe von zehn Quadratkilometer festgelegt.

Als dieser Bereich definiert war, begann die Suche nach dem "Stein der Weisen". Zwei Mitarbeiter des Max-Planck-Institutes in Heidelberg tauchten in Albersdorf auf und befragten die Dorfbewohner nach etwaigen Beobachtungen, da vermutet worden war, dass das imposante Schauspiel mit einer starken Licht- und Geräuschentwicklung, wie sie aktuell auch aus Sibirien berichtet wurde, verbunden gewesen sein müsste.


Suche via FT

Aber von einem Urknall war nichts zu hören. Fehlanzeige. Also wandten sich die Heidelberger Experten an die damalige FT-Redaktion in Ebern und lancierten einen Hilferuf, um die "Nadel im Heuhaufen" zu finden.

Denn vom kosmischen Gestein erhofften sich die Wissenschaftler Rückschlüsse auf die Entstehung des Universums, da solche Flugkörper bis zu 4,5 Milliarden Jahr im Sonnensystem unterwegs sind.
Es schwärmten also tatsächlich Schulklassen und Hobbyforscher aus, um nach Überresten des Himmelskörpers zu suchen. Die Größe wurde auf zwischen 100 Gramm und zehn Kilo geschätzt.

Wie die Wissenschaftler aus Heidelberg laut Zeitungsartikel damals erklärten, wäre es erst der dritte Fall gewesen, da der Eintritt eines Meteoriten in die Erdatmosphäre fotografiert und hernach auch noch Überreste gefunden wurden. Für diesen Fall wäre der Meteorit nach Albersdorf benannt worden, weil es internationaler Brauch ist, die nächstliegenden Gemeinde als Namenspate für solch gestrandeten Himmelssteine auszuwählen.

Doch bislang tauchten keine Funde auf. Im "Meteoritical Bulletin", in dem die "International Society für Meteoritics und Planetary Scienve" weltweit sämtliche bekannten Einschläge auflistet, findet sich für die zurückliegenden Jahrhunderte in Deutschland 72 Treffer: Albersdorf ist nicht dabei. Die nähest gelegenen Fundort e sind Rodach (verbrieft aus dem Jahr 1775) und Schleusingen (zweifelhaft aus dem Jahr 1552).