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Der Ebelsbacher Pfarrsaal tobt


Autor: Ralf Naumann

Ebelsbach, Sonntag, 01. Februar 2015

"Das gibt es doch gar nicht". Doch. Beim Ebelsbacher Pfarrfasching wurde am Freitagabend schonungslos aufgedeckt, was viele zuvor nicht wussten: In polnischen Reisebussen befinden sich nicht nur Anschnallgurte, sondern auch Wäscheleinen - jedenfalls wenn Pfarrer Matthias Rusin an Bord ist. Dort kann er dann seine mit Cola nassgespritzten Hemden aufhängen.
Oaaaah. Die beiden Diplom-Hausfrauen Claudia Reinwand (links) und Regina Serig haben es nicht immer einfach.


Und das hat der Geistliche laut Herta Dietz auch gemacht. Das Ebelsbacher Original ("ich bin die Herta, und do bin ich daham") war bei der mehrstündigen Gaudi im altwehrwürdigen Pfarrsaal zweifelsohne der krönende Abschluss. Von ihr erfuhr das närrische Publikum, dass ausgerechnet Frauenbundvorsitzende Irene Loch den Herrn Hochwürden beim Mehrtages ausflug in dessen Heimatland mit dem klebrig süßen Erfrischungsgetränk unfreiwillig eine "Dusche" verpasste.

Und wohin mit dem nassen Hemd? Auf die Leine! "Ich dachte voller Angst, das wird doch nicht so weitergehn, dass er womöglich noch mehr auszieht. Ich habe seit 25 Jahren keinen (halb)nackten Mann mehr gesehen", führte Herta Dietz aus und bekam es da sogar mit Schweißausbrüchen zu tun.

Des Pfarrers Predigt sprengt alle Mindestlohn-Grenzen

Ach ja: Seit dem 1.

Januar stehe nun auch Organisten der gesetzlich vorgeschriebene Mindestlohn zu. Pfarrer Rusin sei deshalb zum Sparen verdonnert und muss "die Rede- und Messezeiten" einhalten. Werktags 30 Minuten, Sonntags eine halbe Stunde. "Was länger dauert, ist dem Herrn Bischof nicht gesund."

Doris Wasser halte sich an die Anweisungen: "Herr Pfarrer kam wieder einmal nicht voran, da spielte sie kurzerhand statt Sanctus gleich Lamm Gottes an", so Herta Dietz, die die offizielle Anweisung hinzufügte: "Das Wiederholen der Predigt vor dem Segen, ist sofort zu unterlassen. Sonst muss der Pfarrer die Mehrkosten aus seiner Tasche berappen. Denn solange der Pfarrer predigt oder wiederholt, laufen ja die Stunden des Organisten weiter." Die "wir woll'n die Herta sehn"-Rufe am Anfang ihres Jahresrückblicks hatten sich wahrlich wieder einmal gelohnt.

Multitalent

Sitzungspräsident, Elferrat, Showmaster und Bühnenhelfer - besser bekannt unter dem Namen Martin Wasser - präsentierte freilich viele weitere Glanzlichter. Mit (Show)tanzdarbietungen sorgten drei Gruppen der "Rapid-Jazz-Dance-Company" für beste Unterhaltung, und "Opa" Maria Dietz berichtete als Babysitter Lustiges. Auch Sträfling 104 (Herta Drescher), der 20 Jahre "Bau" einer Ehe vorzog, die polnische Familie Popolski (Celine Metzner, Lorenz Reinwand, Franz Reinwand und Tobias Schöpplein) oder Claudia Reinwand und Regina Serig, die beiden Diplom-Hausfrauen aus Ebelsbach mit ihrem Motto: "Viele Kinder, Mann und Hund. Bei uns da geht es immer rund." - Alle sorgten für beste Unterhaltung.

Dagegen machten sich die Frauen der Müttergruppe ausgerechnet beim Gottesdienst Gedanken um die lange Predigt ("20 Minuten, da verkocht mir ja mein Fleisch daham") oder um den Pfarrer, der dank seiner neuen polnischen Kurzhaarfrisur gleich um mehrere Jahre jünger geworden sei ("wahrscheinlich ist er unter den Rasenmäher gekommen").

Hoher Besuch schaute beim Pfarrfasching auch vorbei. Die zwei heiligen Dreikönige, Kaspar (Johannes Eirich) sowie Melchi-Sar (Lukas Wasser) überbrachten als "Sternsinger up to date" die frohe Botschaft des Herrn: "Wir Könige sind cool. Dort hinten steht unser Feuerstuhl", verwiesen sie zugleich auf ihr neues Fortbewegungsmittel.

Für optische "Aahs" im Publikum waren Pfarrgemeinderat als "happy feets" (glückliche Füße) sowie die "Strichmännchen" (Martin Wasser und Team) verantwortlich, für die passende Musik sorgte wieder das "Ein-Mann-Haus- und Hof-Orchester" Johannes Eirich.