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Der Bischof sucht die Nähe der Menschen


Autor: Ralf Naumann

Burgpreppach, Dienstag, 05. November 2013

Mit einem Gottesdienst in Burgpreppach startete Friedhelm Hofmann die Visitation der fünf Pfarreiengemeinschaften im ehemaligen Dekanat Haßfurt. Der kirchliche Würdenträger ist in einer Zeit großen Vertrauensverlustes vor Ort unterwegs.
Anlässlich der bischöflichen Visitation des Altdekanats Haßfurt feierten Weihbischof Ullrich Boom (Zweiter von links) und Bischof Friedhelm Hofmann (Zweiter von rechts) in der Pfarrkirche Sankt Konrad ein Pontifikalamt. Mitzelebranten waren Dekan Stefan Gessner aus Baunach (rechts), Hofheims Pfarrer Gerd Greier (links) sowie der Baunacher Kaplan Sebastian Krems (Mitte).


"Die Nähe des Bischofs zu den Menschen vor Ort". Mit einfachen Worten umschrieb der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann das Hauptziel einer bischöflichen Visitation. Bis zum Samstag, 24. November, nimmt der 71-Jährige zusammen mit Weihbischof Ulrich Boom insgesamt fünf Pfarreiengemeinschaften des ehemaligen katholischen Dekanates Haßfurt genauer unter die Lupe und möchte dort mit den Menschen ins Gespräch kommen. Das ehemalige Dekanat Haßfurt und das frühere Dekanat Ebern sind vor einigen Jahren zum neuen Dekanat Haßberge zusammengelegt worden.

Nachdem bereits am Vormittag erste Begegnungen stattgefunden hatten, feierten Hofmann und Boom am Montagabend zum Auftakt der Visitation zusammen mit vielen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern kirchlicher Einrichtungen im Dekanat Haßberge sowie Gläubigen einen Pontifikalgottesdienst in der Burgpreppacher Pfarrkirche Sankt Konrad.

Friedhelm Hofmann versprach ihnen "offene Ohren und offene Herzen" und erhofft sich von der Visitation die Nähe der Menschen, um am Ende sagen zu können: "Hier lebt Kirche. Die Menschen sollen sagen, das hat sich gelohnt", betonte der 88. Bischof der Diözese Würzburg in Burgpreppach.

Dabei ging er auch auf die jüngsten Missstände in der katholischen Kirche ein und sprach von "turbulenten Zeiten". Für ihn ist eines klar: "Nur die Wahrheit hilft." Das Vertrauen sei auch im eigenen Bistum aufgrund der Skandale um die Missbrauchsfälle oder den Limburger Bischofssitz stark gesunken. "Ich erschrecke, wie viele Menschen aus der Kirche austreten. Das liegt am Vertrauensverlust", stellte Friedhelm Hofmann klar.

Mit dem Besuch und den direkten Gesprächen wolle er versuchen, Vertrauen wieder herzustellen. Auch rief er zur Zusammenarbeit untereinander auf. "Dann wird die frohe Botschaft wieder Wurzeln schlagen", hofft der Bischof.

Nach dem Gottesdienst, musikalisch umrahmt von Dekanatskantor Johannes Eirich sowie einigen Bläsern aus dem Dekanat Haßberge, eröffnete Dekanatsreferent Günter Schmitt (Gädheim) die Visitation mit Seelsorgekonferenz und Dekanatsrat sowie Vertretern der Pfarreiengemeinschaften im angrenzenden Pfarrsaal. Im Vorfeld erklärte Bischof Hofmann, dass er sechs Jahre nach seinem ersten Besuch des einstigen Dekanats Ebern jetzt auch den zweiten Teil des neuen Dekanats Haßberge "doch noch besonders besuchen" wolle. "Besonders die kleinen Gemeinden", fügte er hinzu.

In den kommenden Wochen finden deshalb in verschiedenen Einrichtungen in den fünf Pfarreiengemeinschaften Aidhausen-Riedbach, Hofheim, Theres, Haßfurt und Knetzgau viele Gespräche und Begegnungen statt. "Es interessiert mich einfach, wie unterschiedlich die Problemlagen, aber auch die Freuden der Menschen sind, welche Aktivitäten da sind, wie viel hoch einzuschätzendes Ehrenamt." Es gehe ihm vor allem um die Zukunft. "Was machen wir gemeinsam, um Kirche vor Ort sinnvoll aufzubauen."

Aus Erfahrung weiß er, dass die vielen Termine im Visitationsmonat November sehr anstrengend sind. "Die Konzentration muss den ganzen Tag natürlich anhalten, egal ob ich in der Schule bin, im Seniorenheim, bei Räten oder bei Einzelgesprächen", sagte Bischof Friedhelm Hofmann, der trotzdem "alle Termine gerne" wahrnimmt. Und er hat eine kleine Vorliebe: "Besonders freut mich natürlich immer der Besuch in den Kindergärten, denn das ist einfach erfrischend und aufbauend." Sehr interessiert ihn zudem die Jugendarbeit. Nach einem ersten Gespräch mit Regionaljugendseelsorger Matthias Vetter in der Regionalstelle für kirchliche Jugendarbeit in Haßfurt zeigte er sich dahingehend beeindruckt. "Da ist ja unheimlich was los. Da kann man die Ohren weit aufmachen und sich freuen, dass hier vor Ort so viele junge Leute erreicht werden."

Insgesamt erhofft sich der gebürtige Rheinländer, dass er zusammen mit Weihbischof Ulrich Boom die Menschen erreicht. "Ich möchte ja auch, dass die Visitation, die eine Nähe bringen soll, positive Konsequenzen hat. Anfallende Arbeiten sollen aufgenommen und gelöst werden."