Der Bäcker wird zum Banker
Autor: Friederike Stark
LKR Haßberge, Freitag, 17. Juni 2016
Anfang Mai kündigte die Sparkasse Ostunterfranken an, acht Filialen im Landkreis Haßberge zu schließen.
Anfang Mai platzte die Bombe: Acht Filialen der Sparkasse Ostunterfranken werden noch im Sommer geschlossen. Peter Schleich, der Vorstandsvorsitzende der Bank, sprach beim damaligen Pressetermin von einer "Überprüfung der Filialstruktur" aufgrund der "Marktbedingungen" und damit notwendigen "Gegensteuerungsmaßnahmen".
Geldkartenterminals vor Ort
Doch Schleich und sein Vorstandskollege Andreas Linder versprachen damals, kundenfreundliche Lösungen zu finden: "Wir prüfen Ideen, mit Geschäften vor Ort zu kooperieren, in denen dann an Geldkartenterminals Beträge ausgezahlt werden können", beschrieb Linder eine Lösungsmöglichkeit. Mitte Juni werde man mehr wissen. Nun, Mitte Juni, ist es Zeit für eine Nachfrage. Die Antwort: Man stecke mitten in den Verhandlungen. "Wir führen derzeit viele Gespräche mit den in Frage kommenden Händlern vor Ort", äußert sich Schleich erst noch zurückhaltend auf die Anfrage des Fränkischen Tags.
Immerhin, so Schleich, habe man in sechs der acht betroffenen Orte interessierte Händler gefunden. "Nun müssen noch einige Fragen geklärt werden, bis wir die einzelnen Geschäfte tatsächlich benennen können", sagt der Vorstandsvorsitzende zum Status der Verhandlungen.
Schleich macht im Gespräch kein Hehl daraus, dass nicht alle Geschäftsleute sofort begeistert waren von der Idee, nicht nur Brot zu verkaufen, sondern auch Geld auszuzahlen.
Zurückhaltung, dann Vertrauen
So erging es auch Bäcker Reinhard Düsel aus Staffelbach, der eine Filiale in Stettfeld betreibt. "Die Banken ziehen sich zurück und jetzt soll ich als Bäcker auch noch mit Geld rummachen", beschreibt er seine erste Reaktion auf die Anfrage der Sparkasse. Nach einigen intensiven Gesprächen zwischen Düsel und der Bank konnten die vielen Fragen geklärt werden. Für Schleich überwiegen naturgemäß die Vorteile der Partnerschaft. "Schließlich kann das Geldkartenterminal zu einer stärkeren Kundenfrequenz führen", nennt er eines der Argumente für das Errichten eines Geldkartenterminals. Bäcker Reinhard Düsel weiß noch einen anderen Grund für seine Entscheidung, mit der Sparkasse zusammenzuarbeiten: "Ich bin langjähriger Kunde der Sparkasse, also will ich es mal probieren."
Auch ein Händler aus Unterschleichach befindet sich in Gesprächen mit der Sparkasse. "Wir haben noch einige Fragen zu klären, in zwei Wochen wissen wir vermutlich mehr", ist dort aus der örtlichen Bäckerei auf Anfrage unserer Zeitung zu erfahren.
Noch steht der Partnerschaft zwischen dem Bäcker und dem Banker aber vor allem eines im Wege: die Technik. "Die Händler arbeiten mit unterschiedlichen Kassensystemen und müssen mit den jeweiligen Anbietern klären, wie das Geldkartenterminal einzurichten ist", erklärt Peter Schleich.
Was technisch kompliziert ist, ist für den Kunden eigentlich recht einfach: Der Kunde kauft, beispielsweise beim Bäcker, seine Brötchen und möchte noch 50 Euro abheben. "Dann steckt er seine Karte ins Gerät, zieht sie wieder raus und geht mit seinen Brötchen und den 50 Euro nach Hause", beschreibt Schleich den Vorgang exemplarisch. Die genauen Details, beispielsweise wie viel Geld der Kunde abheben kann, legt der Händler vor Ort selbst fest. Erst wenn alles endgültig geklärt ist, will die Sparkasse an die Öffentlichkeit gehen und die Partner vor Ort benennen. Das zumindest gilt für die sechs abgesprochenen Orte. Insgesamt schließt die Sparkasse aber in acht Orten ihre Filialen.